Graham Waterhouse

Graham Waterhouse
Graham Waterhouse, 2011

Graham Waterhouse (* 2. November 1962 in London) ist ein englischer Komponist und Cellist. Er lebt seit 1992 in München.

Er ist bekannt für Kammermusik und für eigenwillige Klangkombinationen wie Piccolo und Streichquartett, Cello und Sprechstimme, Great Highland Bagpipe und Streichorchester.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Graham Waterhouse wurde in London als Sohn des bedeutenden Fagottisten und Musikwissenschaftlers William Waterhouse in eine musikalische Familie geboren. Er studierte Musik an der University of Cambridge (Komposition bei Hugh Wood und Robin Holloway) und in Deutschland an der Folkwang Hochschule und der Hochschule für Musik Köln, Violoncello bei Maria Kliegel und Young-Chang Cho sowie Dirigieren, Klavier und Kammermusik.

Er erhielt Kompositionsaufträge unter anderem von der International Double Reed Society (IDRS), Orchestre de Chambre de Lausanne, Münchener Biennale, Schleswig-Holstein Musik Festival, Orquesta Sinfónica Nacional del Estado de Mexico und der Park Lane Group (London). Seine Kompositionen gewannen Preise bei Wettbewerben des Münchener Tonkünstlerverbandes (1996) und der Via Nova in Weimar (2000).[1] Als Solist seines Cellokonzerts op. 27 spielte er in Mexico City (1995), Nizhnij Novgorod, Weimar, Baden-Baden, St. Martin, Idstein (Fassung für Kammerorchester, 2005) und Cambridge (2008).

Waterhouse arbeitete mit dem Ensemble Modern in Uraufführungen von Komponisten wie Iannis Xenakis, Beat Furrer and Klaus Huber und wirkte mit im Ensemble Modern Orchester unter Pierre Boulez auf der Tournee 2001.[2] Er trat auch mit den Ensembles musikFabrik und Kammerensemble Neue Musik Berlin auf.

Im Jahr 2001 war er Composer in Residence der Solisten der Kammerphilharmonie Berlin, im Jahr 2006 war er artiste en residence in Albertville, Frankreich, und im Jahr 2008 war er Musician By-Fellow am Churchill College, University of Cambridge.

Er wird regelmäßig von Violeta Dinescu zu Komponisten-Colloquien an der Universität Oldenburg eingeladen.[3] Seit 2005 gehört er zu den Musikern, die Vorschulkinder der Kinder Insel Hombroich mit Kunst in Berührung bringen.[4]

Als Komponist und als Spieler setzt er sich vor allem für Kammermusik ein. Er hat mehrere Kammermusikensembles mitgegründet, wie das Vuillaume-Cello-Ensemble, dessen Mitglieder auf Instrumenten aus der Werkstatt von Jean-Baptiste Vuillaume spielen. In einer regelmäßigen Kammermusik-Konzertreihe im Gasteig München stellt er seit 1998 zeitgenössische Werke dem klassischen Repertoire gegenüber.[5] In Zusammenarbeit mit den Komponisten Jens Josef (Flöte) und Rudi Spring (Klavier) spielte er 2009 dort ein Trio-Konzert mit Martinůs Trio, der ersten Aufführung der Flötenversion seiner Gestural Variations sowie je einer Weihnachtsliedbearbeitung der drei Komponisten.[6]

Ein Schwerpunkt seines Schaffens ist Musik für sein eigenes Instrument und andere Streichinstrumente, (Cello solo, Streichtrio, Streichorchester). Für die IDRS (Internationale Gesellschaft für Rohrblattinstrumente) schrieb er zahlreiche Werke für Oboe und Fagott, die bei den jährlichen Konferenzen aufgeführt wurden. Er komponiert für die individuelle Fähigkeit und den Charakter von Spielern und Instrumenten, auch ungewöhnlichen wie Heckelphon, Marimba oder Didgeridoo. In Chieftain's Salute kombinierte er Great Highland Bagpipe und Streichorchester, in Hale Bopp Streichorchester und Knabensopran, The Akond of Swat schrieb er für ein Tenorfagott, das eigens für den Spieler angefertigt wurde, Fagott und Klavier.

Er komponiert zunehmend literarisch inspirierte Werke für Cello und Sprechstimme auf Texte wie Limerick (Vezza), Ballade (Der Handschuh) oder Drama (Aases Himmelfahrt), und er ist fähig, zugleich zu spielen und zu rezitieren.

Einige seiner Werke wurden für den Wettbewerb Jugend musiziert geschrieben und in Preisträgerkonzerten vorgetragen.

Ausgewählte Werke

  • Variationen auf ein Thema von Pachelbel op. 6 für Orgel
  • Scherzino op. 24/2 für Klavier, erschienen 2006 in Piano Album[7]
  • Hungarian Polyphony op. 25 für Streichquartett
  • Quintett op. 26 für Piccolo und Streichquartett, herausgestellt beim 1. Sergiu Celibidache Festival in München 2002[8]
  • Cellokonzert op. 27, UA 1995 in Mexico City
  • Three Pieces for Solo Cello op. 28, Siegfried Palm gewidmet
  • Mouvements d’Harmonie op. 29 für Bläserensemble, William Waterhouse gewidmet[9]
  • Nonett op. 30 für Bläserquintett, Streichtrio und Kontrabass
  • Chieftain's Salute op. 34a für Great Highland Bagpipe und Streichorchester
  • Four Epigraphs after Escher op. 35 für Heckelphon, Viola und Klavier – nach Zeichnungen von M. C. Escher
  • Vezza Limerick für Cello und Spechstimme, Whether the weather be hot – wie mancher Deutsche es aussprechen würde
  • Hale Bopp op. 36/2 für Streichorchester mit obligatem Knabensopran – inspiriert vom Kometen Hale-Bopp[10] Zitat des Chorals von Philipp Nicolai ’’Wie schön leuchtet der Morgenstern’’
  • Aztec Ceremonies op. 37 für Kontrafagott und Klavier, UA IDRS 1995, Rotterdam
  • Ode to an Australian Forebear op. 38 für Flöte, Marimba, Cello und Didgeridoo
  • Gestural Variations op. 43 für Oboe, Fagott und Klavier, op. 43b für Oboe, Cello und Klavier (Preis im Kompositionswettbewerb von Via Nova in Weimar, UA bei der Weimarer Frühjahrstagung für zeitgenössische Musik 2000)[1]
  • Hexenreigen op. 45 für Fagottquartett
  • Nacht op. 50 für Klaviertrio, inspiriert durch ein Gemälde von Kandinsky, Nacht
  • Sinfonietta op. 54 für Streichorchester
  • Threnody für Cello solo, erschienen als Music against Terrorism and Violence[11]
  • Sechs Späteste Lieder nach Hölderlin für Mezzosopran und Violoncello
  • Der Handschuh, Ballade von Friedrich Schiller für Sprechstimme und Cello[12]
  • Das Hexen-Einmaleins nach Goethe (Faust 1, Hexenküche), Cello und Sprechstimme[12]
  • Aases Himmelfahrt nach dem Monolog des Peer Gynt aus dem Dramatischen Gedicht von Henrik Ibsen für Sprechstimme und Cello[13]
  • Bright Angel für drei Fagotte und Kontrafagott, UA IDRS 2008, Provo, Utah, bezogen auf den Bright Angel Trail
  • Phoenix Arising für Fagott und Klavier, in memoriam William Waterhouse, UA in London 2009, DEA in Berlin[14]
  • The Akond of Swat (nach einem Gedicht von Edward Lear) für Tenorfagott, Fagott und Klavier, UA IDRS 2009, Birmingham[15]
  • Canto Notturno für Klaviertrio, UA 2009 in München
  • Im Gebirg nach Hans Krieger für Alt, Altflöte, Violoncello und Klavier, UA 2010 in München
  • Der Werwolf nach Christian Morgenstern für Sprechstimme und Cello

Diskografie

  • 2001 Portrait Cybele Records, Werke für Klavier, Klarinette und Violoncello[16][17]
  • 2004 Portrait 2 Meridian Records, Musik für Streichorchester, gespielt vom English Chamber Orchestra, und für Bläserensemble[18]

Einzelwerke:

  • 2000 Bassoon With a View Innova Recordings (Aztec Ceremonies)
  • 2001 Benchmarks Vol. 6 – Folkestone and Hythe, Kent (Variations on a Theme by Pachelbel)
  • 2007 concerto piccolo Archiv Music (Quintett für Piccolo und Streichquartett)

Veröffentlichungen

Seine Werke erschienen vor allem in den Musikverlagen Hofmeister (Leipzig)[19], Lienau und Zimmermann (beide Frankfurt am Main). Einzelwerke erschienen im Accolade Musikverlag (Warngau)[19] und in Heinrichshofen's Verlag (Wilhelmshaven)[19].

Einzelnachweise

  1. a b Deutscher Komponistenverband (Nachrichten Thüringen) (2000). Abgerufen am 26. August 2009. „der 3. Preis wurde geteilt und geht mit jeweils 2500,- DM an Graham Waterhouse für sein Trio „Gestural Variations"“
  2. Tournee-Buch, Rezensionen. Abgerufen am 25. August 2009.
  3. Komponisten-Colloquien
  4. Kinder Insel Hombroich Kinderkonzerte
  5. Komponisten-Matinee: Graham Waterhouse Gasteig 11. April 2010
  6. Konzertante Musik für Flöte - Violoncello - Klavier, gespielt von drei Komponisten. Gasteig. Abgerufen am 30 November 2010.
  7. Graham Waterhouse, Piano Album: Acht Klavierstücke. Abgerufen am 25. August 2009.
  8. Sergiu Celibidache Festival. Abgerufen am 25. August 2009. „Der Komponist Graham Waterhouse erzählt von seiner kompositorischen Arbeit mit Sergiu Celibidache am Beispiel zweier seiner Kammermusikwerke: Hungarian Polyphony für Streichquartett und Quintett für Piccolo und Streichquartett. Diese wurden mit Kollegen aus dem Festivalorchester des Schleswig-Holstein Musikfestival einstudiert und zusammen mit Sergiu Celibidache kritisch analysiert und erarbeitet.“
  9. Konzert The Proud Bassoon zum 60. Geburtstag. Abgerufen am 29. August 2009.
  10. Andrew Fraknoi (2008): Music Inspired by Astronomy (English). International Year of Astronomy. Abgerufen am 25. August 2009.
  11. Graham Waterhouse, Threnody. Abgerufen am 25. August 2009.
  12. a b Graham Waterhouse, Handschuh & Hexen-Einmaleins. Abgerufen am 25. August 2009.
  13. Aases Himmelfahrt, Bodenseefestival. Abgerufen am 29. August 2009.
  14. in memoriam William Waterhouse 2009. Abgerufen am 27. August 2009.
  15. IDRS Konferenz 2009. Abgerufen am 27. August 2009.
  16. Cybele Records. Abgerufen am 25. August 2009.
  17. Graham Waterhouse: Kammermusik. Abgerufen am 25. August 2009.
  18. Graham Waterhouse Portrait (4. Mai 2004). Abgerufen am 25. August 2009.
  19. a b c Musikverlage. Abgerufen am 29. August 2009.

Weblinks


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