Fundplatz Falkenwalde

Fundplatz Falkenwalde

Der Fundplatz Falkenwalde, im Bereich der Anbindung der Ostseeautobahn A20 an die Autobahn A11 von Berlin nach Stettin, bei Uckerfelde, im Landkreis Uckermark in Brandenburg förderte im Zuge der Trassenuntersuchung jungsteinzeitliche, bronzezeitliche und kaiserzeitliche Befunde zutage.

Inhaltsverzeichnis

Kaiserzeit

Östlich der geplanten Überführung entdeckten die Ausgräber die Grundrisse von Pfostenhäusern und Gruben, die den Resten eines Dreilagenkammes zufolge, zumindest teilweise in die römische Kaiserzeit datieren.

Bronzezeit

Eine Eigentümlichkeit stellt eine Grube (Befund 13) im Siedlungsbereich dar, in der vier Individuen beigesetzt worden waren. Sie waren auf engstem Raum in Hockerlage mit dem Kopf im Norden bestattet. An der östlichen Grubenwand lag auf der rechten Seite, mit dem Gesicht nach Westen, eine etwa 25-35 Jahre alte Frau, die einen ihr zugewandten 6-12 Monate alten Säugling im Arm hielt. Westlich daneben lagen zwei weitere Kinder. Eines war auf der linken Seite liegend mit dem Gesicht nach Osten der Frau zugewandt, bestattet worden. Es mag drei bis vier Jahre alt gewesen sein. Das zweite Kind, möglicherweise ein Junge von sechs bis sieben Jahren, lag Rücken an Rücken mit dem jüngeren, also in der Position der jungen Frau. Die gemeinsame Niederlegung spricht für einen annähernd gleichen Todeszeitpunkt, vielleicht gar für die gleiche Ursache, die eine anthropologische Untersuchung jedoch nicht klären konnte. Die junge Frau muss in ihrem Leben schwere körperliche Arbeit verrichtet haben, worauf bestimmte Knochenveränderungen schließen lassen.

Im Bereich um die Grube und in der Grabgrube fanden sich Keramik, ein Stück Bernstein und eine Knochenscheibe, sowie einzelne Feuersteinabschläge. Der Befund wurde mit Hilfe der C14-Methode an das Ende der frühen Bronzezeit (um 1650 v. Chr.) datiert.

Als Parallele ist aus dem Land Brandenburg außer einer Dreifachbestattung aus Prenzlau, Landkreis Uckermark, auch eine spät jungsteinzeitliche Dreifachbestattung mit Goldringen bei Wustermark, Landkreis Havelland zu nennen. Mehrfachbestattungen in Gruben sind seit der Jungsteinzeit bekannt und kommen auch in der frühbronzezeitlichen Aunjetitzer Kultur vor. Eine Häufung derartiger Befunde ist im unteren Oderraum festzustellen.

Komplex 153

In der westlichen Grabungsfläche wurden Gruben- und Pfostenverfärbungen sowie ein Herd freigelegt. Einen ersten Datierungshinweis lieferte eine stichverzierte Scherbe aus einer der Gruben (Befund 153), die auch einen Rinderschädel enthielt, der mit Hilfe der 14C-Methode auf etwa 3000 v. Chr. datiert werden konnte. Danach gehört diese Grube in die mittlere Jungsteinzeit.

Grubenkomplex 250

In einem von den Hausgrundrissen abgesetzten Bereich der östlichen Grabungsfläche wurde unter einem Kolluvium (Lockersediment) in einer Senke eine Anzahl von Gruben entdeckt. In einer Steinsetzung lag eines von drei Steinbeilen. Der hohe Kalkgehalt des Bodens begünstigte die sehr gute Erhaltung von Schädeln und Schädelteilen von Rindern und Hunden sowie von Knochengeräten wie Nadeln und Pfriemen sowie von einem Knochenmeißel. Auffällig sind kanülenartige, schräg angeschliffene, dünne Röhrenknochen, für die eine Funktion als Tätowiernadel in Betracht kommen könnte. Selten für die Region sind einige Geräte, welche als Flachshecheln angesehen werden. Sie wurden aus den Schulterblättern von Pferden gearbeitet. Keramik der nach ihrem Hauptverbreitungsgebiet so genannten Havelländischen Kultur aus Gruben in der Senke datiert diesen Fundkomplex in die mittlere Jungsteinzeit (um 3000 v. Chr.). Die Tonware ist reich mit Stempel- und Strichmustern verziert. Zum Teil ist noch die weiße Farbeinlage, bei der es sich vermutlich um Kalk handelt, in den Verzierungen erhalten.

Die Funde aus der Grube 153 mit dem Rinderschädel und dem Grubenkomplex 250 lassen einen Kultplatz vermuten, der mit einem Gewässer in der Senke in Verbindung gebracht werden kann. Da die Kultplätze der Havelländischen Kultur und anderer Kulturgruppen der Jungsteinzeit ansonsten auf Höhen liegen, so auf dem Bullenberg bei Falkenwalde, wäre hier ein seltener Hinweis auf einen solchen Platz in Niederung gegeben.

Literatur

  • Günter Wetzel: "Im Tod vereint – Ein Grab mit drei Kindern und einer Frai bei Falkenwalde Lkr. Uckermark" In: Die Autobahn A20 Norddeutschlands längste Ausgrabung Archäologische Forschungen auf der Trasse zwischen Lübeck und Stettin. Schwerin 2006, ISBN 3-935770-11-1, S. 79–80.

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