François Simon (Schauspieler)

François Simon (Schauspieler)
François Simon als Flohzirkusdirektor in dem Film von Thomas Koerfer

François Simon (* 16. August 1917 in Genf; † 5. Oktober 1982 ebenda) war ein Schweizer Schauspieler. Im Gegensatz zu seinem auf Bösewichtrollen spezialisierten Vater Michel Simon verkörperte François vor allem Außenseiter, Künstler und Anarchos. Er war Schauspieler und Schauspiellehrer am Théâtre de Carouge.

Inhaltsverzeichnis

Leben

François Simon trat 1935 und 1937 zusammen mit seinem Vater in Filmen auf. Es war nicht einfach für ihn, sich aus dem Schatten des übermächtigen Vaters zu lösen. Er arbeitete erstmals mit Jean-Louis Barrault zusammen und schloss sich der Theatertruppe der Pitoëffs an, mit denen er bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs von Paris nach Genf umzog, wo er unter Ludmilla Pitoëff zu einem Star ihres Theaters aufstieg. 1958 gründete er das Théâtre de Carouge, an dem er Brecht und Beckett für die Schweiz entdeckte. Mit Charles mort ou vif von Alain Tanner kehrte er zum Film zurück. Er arbeitete mit Claude Goretta, mit Thomas Koerfer, mit Daniel Schmid, mit Patrice Chéreau, mit André Cayatte und Francesco Rosi. Sein letzter Film (Il Quartetto Basileus) erschien posthum.

François Simon starb an einem Lungenemphysem. Er hatte eine Tochter.

Zeugnisse

  • Ich glaube, dass François Simon in sich etwas von einem Engel hatte. Damit meine ich diesen Teil des Menschen auf der Suche nach dem Absoluten. Dieses Fliegen zur Wahrheit... Zum Unsichtbaren. Und diese geistige Kraft. Auch wenn er nicht davon überzeugt war, wir haben darüber nie gesprochen, ich glaube daran: François Simon trug in sich ein Vorwissen von der Unsterblichkeit des Geistes und der kosmischen Kraft, an der wir alle teilhaben. Und ich glaube, dass daraus unsere Verbundenheit entsprang. Jeanne Moreau
  • Bertolt Brecht, François Simon... Für mich zwei Paradigmen des Theaters. Ich will von François Simon sprechen, der unter anderem – denn seine großartige, sich verzweigende Persönlichkeit erschöpft sich nicht darin – dreißig Jahre Theater in Genf verkörpert. In dieser Stadt, in der das Theater verabscheut wurde, wo Voltaire lange gegen die Republik der Hirten für die Errichtung einer Bühne kämpfte – und scheiterte, hat François Simon uns das Theater lieben gelehrt. Er gab ihm seine Überzeugung, seine Leidenschaft, sein Talent als Regisseur, aber vor allem seine seltsame und ganz eigene Stimme, verletzlich, inbrünstig, zögernd, ironisch, verzweifelt – seinen Atem. Jean Ziegler

Filmografie (Auswahl)

  • 1935: Sous les yeux d'Occident (Spielfilm, Regie: Marc Allegret)
  • 1937: Circonstances atténuantes (Spielfilm, Regie: Jean Boyer)
  • 1939: Fric-Frac (Spielfilm, Regie: Maurice Lehman)
  • 1949: Entendons-nous, tout ira mieux (Kurzspielfilm, Regie: Kurt Früh)
  • 1951: Die Vier im Jeep (Spielfilm, Regie: Leopold Lindtberg)
  • 1957: Bäckerei Zürrer (Spielfilm, Regie: Kurt Früh)
  • 1958: Die Ratten von Paris (Les jeux dangereux)
  • 1969: Charles – tot oder lebendig
  • 1970: Der Verrückte (Le Fou) (Spielfilm, Regie: Claude Goretta)
  • 1971: Aus Liebe sterben (Mourir d'aimer) (Spielfilm, Regie: André Cayatte)
  • 1972: Corpo d'amore (Spielfilm, Regie: Fabio Carpi)
  • 1973: L'invitation (Spielfilm, Regie: Claude Goretta)
  • 1973: Der Tod des Flohzirkusdirektors oder Ottocaro Weiß reformiert seine Firma (Spielfilm, Regie: Thomas Koerfer)
  • 1975: Das Fleisch der Orchidee (Spielfilm, Regie: Patrice Chéreau, F/BRD/I)
  • 1975: Im Scheinwerferlicht (Lumière) (Spielfilm, Regie: Jeanne Moreau)
  • 1977: Alzire oder der neue Kontinent (Spielfilm, Regie: Thomas Koerfer)
  • 1977: Violanta (Spielfilm, Regie: Daniel Schmid)
  • 1978: Die letzte Ausgabe (Judith Therpauve) (Spielfilm, Regie: Patrice Chéreau)
  • 1978: Flucht ins Exil (Rousseau) (Fernsehmehrteiler, Regie: Claude Goretta, BBC)
  • 1979: Christus kam nur bis Eboli (Cristo si è fermato a Eboli) (Spielfilm, Regie: Francesco Rosi) – nach dem gleichnamigen Roman von Carlo Levi
  • 1980: Die Polizistin (La femme flic) (Spielfilm, Regie: Yves Boisset, Frankreich)
  • 1982: Il Quartetto Basileus (Spielfilm, Regie: Fabio Carpi, Italien)

Literatur

  • François Simon, acteur. Favre, Lausanne 1986, ISBN 2-8289-0219-6. (Fotos, Huldigungen von Regisseuren und Freunden und ausführtliche Filmografie).
  • Ana Simon (Hrsg.): Michel Simon, François Simon, acteurs – Falstaff et Hamlet. Georg Editeur, Genf 1992, ISBN 2-8257-0437-7.

Weblinks


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