Hörfunkformat

Hörfunkformat

Ein Hörfunkformat definiert Hauptbestandteile eines Hörfunkprogramms wie Musik, Moderation bzw. Präsentation, das Soundlayout sowie Informationsanteile und deren Kombinationen in Struktur, Inhalt und Präsentation. Entsprechend der angestrebten Zielgruppe werden bestimmte Inhalte und Präsentationsformen wie Moderationsstil, Einstreuung von Jingles und deren Verknüpfung festgelegt.

Unter einem Formatradio versteht man die Vereinheitlichung eines Hörfunkprogramms durch einen einheitlichen Musik- und Moderationsstil.[1] Im Gegensatz zum Fernsehformat, das sich auf einzelne Sendungen bezieht, handelt es sich beim Hörfunk meist um die Strukturierung des kompletten Programms bzw. Senders. Was die Auswahl der Lieder angeht, spricht man auch von der „Musikfarbe“ eines Programms. Der Gegensatz zum Formatradio ist das Programmradio.

Inhaltsverzeichnis

Definition

Die Formatierung ist ein zentrales Instrument beim Entwickeln eines auf Marktforschungsinformationen und daraus abgeleiteten Marketingstrategien beruhenden Markenprodukts, womit man ein Programm im Rundfunkmarkt platziert, das im Idealfall zielgenau auf die Bedürfnisse und Hörgewohnheiten einer Zielgruppe abgestimmt ist und durch den häufigen Einsatz von Claims (Jingles) beworben wird. Damit kann analog zur Kundenbindung eine Hörerbindung erreicht und gewinnbringend die Einschaltquote an Werbekunden verkauft werden.

Die Formatierung soll mit ihrer Musikausrichtung, Moderation, Programmfarbe und Programmstruktur bestimmte Hörergruppen binden. Die Formatierung sorgt für einen gute Wiedererkennung; sie macht das Programm über die gesamte Sendezeit hinweg unverwechselbar. Der/die HörerIn erkennt Radioprogramme, die einer klaren Strategie folgen daran, dass die Moderationssprache auf die Musik genauso abgestimmt ist wie die Inhalte, die Promotionstätigkeiten und der Außenauftritt.[2]

In der Wissenschaft werden Radioformate in Begleitprogramme und Einschaltprogramme geteilt. Begleitprorgamme zeichnen sich durch ihren relativ hohen Musik-Anteil und den relativ geringen Wort-Anteil (in der Regel 70% Musik und 30% Wort) und der so genannten Durchhörbarkeit – der / die HörerIn kann jederzeit in das Programm einsteigen ohne das Gefühl zu haben er/ sie habe etwas versäumt – aus. Auch ist das Sprechtempo bei Begleitprogrammen überschwänglicher und rastloser – bei Einschaltprogrammen eher ruhiger.[3]

Von Kritikern wird das Ergebnis der Formatierung, die Durchhörbarkeit, als „Dudelfunk“ bezeichnet.

Geschichte

Das Formatradio hat seine Wurzeln in den Vereinigten Staaten, wo seit dem Beginn des Radios in den 1920er-Jahren zwischen den Sendern eine starke Konkurrenz bestand. Im deutschsprachigen Raum entstand das Formatradio im Zuge der Einführung der Privatradios.

Bekannte Hörfunkformate

  • Adult Contemporary (AC)
    • Oldie Based AC
    • Euro / German Based AC
    • Soft AC
    • Current Based / Hot AC
  • Contemporary Hit Radio (CHR)
    • Dance / Hit Oriented CHR
    • Mainstream CHR
    • Euro / German Based CHR
    • Rock Oriented CHR
  • Album-oriented Rock (AOR)
    • Classic-Rock
    • Hard / Heavy Rock
    • Soft Rock
    • Modern Rock / Alternative / Crossover
  • Deutsch-orientiert, melodiös (DOM)[4]
  • Rhythmic Contemporary
  • Country
    • New Country
    • Classic Country
  • Talkradio
    • All Talk
    • Comedy
    • News-Talk
    • All News
    • All Weather
    • All Sports
    • All Money
  • Freeform (eine Art Anti-Format)
  • weitere Formate:
    • Jazz
    • Klassik
    • Oldies
    • Easy Listening / Beautiful Music (EZ)
    • Middle of the Road / Full Service (MOR)
    • Melodie-Schlager

Literatur

  • Pierre Seidel: Das erfolgreiche U.S. amerikanische Formatradio – eine empirische Studie. Diplomarbeit, Fachhochschule Stuttgart 2002 (Online-Version)
  • Klaus Goldhammer: Formatradio in Deutschland. Konzepte, Techniken und Hintergründe der Programmgestaltung von Hörfunkstationen. Wissenschaftsverlag Volker Spiess GmbH. Berlin 1995 (Online Version)

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Formatradio – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Knut Hickethier: Einführung in die Medienwissenschaft. Stuttgart: Metzler, 2003. S. 152 f.
  2. Vgl. Klaus Meier: "Journalistik". UVK Verlagsgesellschaft mbH. Konstanz 2007. S. 11
  3. Vgl. Margit Benecke: "Formate für Einschaltprogramme". In: Axel Buchholz / Walther La Roche: "Radio-Journalismus. Ein Handbuch für Ausbildung und Praxis im Hörfunk". Paul List Verlag. Berlin 2004. S. 279
  4. Schlager und englische Oldies, laut „Analyse von Wissenschaftssendungen“ (Link nicht mehr abrufbar) (TU Ilmenau)

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