Danzers Orpheum

Danzers Orpheum
Die Bühne nach Gabor Steiners Renovierung seit 1900

Danzers Orpheum ist ein ehemaliges Theater im 9. Wiener Gemeindebezirk Alsergrund an der Wasagasse 33. Es fasste nach 1900 etwa 900 Sitzplätze, 20 Logen und 450 Stehplätze. Die Bühne wurde hauptsächlich als Theater für die Operette, Varieté und Revue bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Harmonietheater

Das Theater wurde 1864/65 von Otto Wagner erbaut und 1866 unter dem Namen Harmonietheater eröffnet. Erster Kapellmeister war Carl Ferdinand Konradin, zweiter Kapellmeister Carl Millöcker. Ludwig Anzengruber trat hier als Schauspieler auf. Im Spielplan waren Possen und Wiener Operetten.

Das Theater hatte eine Singspielhallen-Konzession und durfte nur Einakter aufführen. Gegenüber dem Theater an der Wien, das die vornehmen Operetten für das Großbürgertum aufführte, waren hier die leichteren Operetten wie etwa von Ernst Reiterer zu sehen, ähnlich wie im Strampfer-Theater oder im Fürst-Theater.

Im 9. Bezirk Alsergrund erinnert seit 1865 die Harmoniegasse an das Theater.

Danzers Orpheum

1872 wurde es von dem Gastwirt Eduard Danzer übernommen, der ihm den Namen Danzers Orpheum gab und hauptsächlich Varieté-Programme veranstaltete.

Um 1900 wurde das Theater von Gabor Steiner übernommen, im neubarocken Stil glänzend ausstaffiert und als Winterspielstätte des Vergnügungsparks Venedig in Wien eingerichtet. Eröffnet wurde es mit der Operette Venus auf Erden von Paul Lincke in Anwesenheit des Bürgermeisters Karl Lueger. Die Konzession wurde erweitert, und es konnten auch Revuen mit größerem Bühnenaufwand gegeben werden. Edmund Eysler arbeitete hier als Korrepetitor. 1903 wurde hier die Operette Die schöne Griechin des späteren Hollywood-Komponisten Max Steiner aufgeführt. Bis 1904 wurde hier Fritzi Massary zum Star.

Neue Wiener Bühne

1908 erhielt das Theater den Namen Neue Wiener Bühne und widmete sich fortan dem Schauspiel. Zum Beispiel erlebte hier im Januar 1910 ihre Uraufführung die Tragödie Der Moloch von Leo Birinski. Der Regisseur Emil Geyer machte es ab 1912 zu einer literarischen Bühne für das expressionistische Drama und führte Autoren wie Georg Kaiser und Ferdinand Bruckner auf. Eine der 11 gleichzeitigen Premieren erlebte hier am 28. September 1912 die Tragikomödie Narrentanz von Leo Birinski. Als Schauspieler wirkte hier etwa Alexander Moissi. Nachdem das Theater 1925 nochmals erfolglos zum Unterhaltungstheater umfunktioniert worden war, wurde es 1928 geschlossen. – Neue Wiener Bühne wurde auch ein Kleintheater an der Josefsgasse 8 genannt, das 1957–1960 in Betrieb war.

Literatur

 Commons: Neue Wiener Buehne – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Anon.: Das Harmonietheater (= Beiträge zur Heimatkunde des IX. Bezirks. Nr. 1), Wien 1966.
  • Norbert Rubey, Peter Schoenwald: Venedig in Wien. Theater- und Vergnügungsstadt der Jahrhundertwende, Wien: Ueberreuter 1996, S. 27f. ISBN 3-8000-3542-1
  • Gotthard Böhm: Die Geschichte der Neuen Wiener Bühne, 2 Bde., Diss. Univ. Wien 1966.
48.219561816.3589146

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