Carsten Frigge

Carsten Frigge
Carsten Frigge am 13. September 2010 in Hamburg

Carsten Frigge (* 13. Juli 1963 in Hamburg) ist ein deutscher Politiker (CDU). Vom 31. März 2010 bis zum 24. November 2010 war Frigge Finanzsenator und Präses der Finanzbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg. Zuvor war er ab September 2008 Staatsrat für Wirtschaft und Arbeit.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Ausbildung

Carsten Frigge ist in Hamburg-Farmsen-Berne aufgewachsen, besuchte ab 1969 die Grundschule Surenland und ab 1973 das Gymnasium Farmsen und machte dort 1982 sein Abitur. Im Anschluss leistete er seinen Grundwehrdienst in Hamburg und Eckernförde.

Von 1984 bis 1986 absolvierte er eine Ausbildung zum Werbekaufmann mit IHK-Abschluss bei der Werbeagentur Lintas in Hamburg. Von 1986 bis 1990 studierte er Betriebswirtschaftslehre an der Universität Hamburg mit dem Abschuss Diplom-Kaufmann.

Berufliche Karriere

Von 1991 bis 1992 war Frigge für den damaligen DASA-Vorstandsvorsitzenden Jürgen Schrempp als Referent für Grundsatzfragen bei der Deutschen Aerospace AG in München tätig und von 1993 bis 1994 als Geschäftsführer des Automobilzulieferers Deutsche Tailleur GmbH & Co. KG in Bremen.

1995 wechselte er zu Roland Berger Strategy Consultants, wurde Mitglied der Geschäftsleitung. Das Unternehmen gehörte zu diesem Zeitpunkt zu 95,1 Prozent der Deutschen Bank, die im August 1988 mit zunächst 75,1 Prozent in das Unternehmen eingestiegen war. Als Roland Berger und seine 46 Partner 1998 die Beratungsfirma für rd. 235 Millionen Euro wieder zurückkauften und sich dabei teils hoch verschuldeten [1] [2] [3], stieg Carsten Frigge aus dem Unternehmen aus und machte sich im selben Jahr zusammen mit seiner Ex-Kollegin Anabel Houben mit einer eigenen Unternehmensberatung, der C4 Consulting GmbH, in Düsseldorf selbstständig. Frigge und Houben waren zu je 50 Prozent Gesellschafter und teilten sich die Geschäftsführung der Unternehmensberatung. [4] Der damalige Deutsche-Bank-Aufsichtsratsvorsitzende Hilmar Kopper, mit dem Frigge durch seine Arbeit bei Roland Berger Strategy Consultants bestens bekannt war, sorgte für erste Aufträge.[5] [6] [7]

Politik

Bereits als Schüler trat Frigge der Jungen Union Hamburg bei und war dort im Vorstand aktiv. 1984 konnte er - vermittelt durch seine spätere Lehrfirma Lintas in Hamburg - bei der US-Muttergesellschaft als Wahlkampfmanager für Walter Mondale von der Demokratischen Partei den US-Präsidentschaftswahlkampf kennenlernen.[8]

Während seiner Studienzeit in Hamburg war Frigge Mitarbeiter des damaligen Bundestagsabgeordneten und späteren Senators für Wirtschaft und Arbeit, Gunnar Uldall, und 1990 als Wahlkampfmanager für den ehemaligen Fraktionsvorsitzenden und Hamburger Bürgermeisterkandidat Hartmut Perschau tätig.[9]

Zum 1. September 2008 holte Bürgermeister Ole von Beust[10] Carsten Frigge als seinen Staatsrat in die Behörde für Wirtschaft und Arbeit, nachdem der Vorgänger Gunther Bonz wegen "angeblicher Illoyalität"[11] kurzfristig entlassen wurde.

Am 31. März 2010 wurde Carsten Frigge zum neuen Finanzsenator ernannt. Sein Vorgänger Michael Freytag trat am 17. März von seinem Amt als Senator und CDU-Landesvorsitzender zurück.[12] Am 24. November 2010 hat Carsten Frigge seinen Rücktritt erklärt.[13]

Interessenkonflikte

Verwicklung in die Parteispenden-Affäre der CDU Rheinland-Pfalz

Die C4 Consulting GmbH in Düsseldorf beriet in den Jahren 2005 und 2006 die CDU Rheinland-Pfalz und deren damaligen Spitzenkandidaten Christoph Böhr im Landtagswahlkampf. Die für diese Tätigkeit berechneten Honorare in Höhe von 385.918,40 Euro waren jedoch nicht aus der Partei-, sondern aus der Fraktions-Kasse der CDU Rheinland-Pfalz beglichen worden.[14] [15] Dabei handelte es um eine illegale Parteienfinanzierung, da die Weitergabe von Finanzmitteln einer Fraktion an die Partei untersagt ist. Gegen Frigge wird in diesem Zusammenhang wegen des Verdachts der Beihilfe zur Untreue ermittelt, im Mai 2010 wurden seine Wohnungen durchsucht.[16] Die Affäre gilt als Anlass für den Rücktritt Frigges.

Beratung von J. Christopher Flowers

Seit Februar 2009 beriet die C4 Consulting GmbH, an der Frigge über eine Holding 50 Prozent der Anteile hielt, J. Christopher Flowers, einen der Anteilseigner der HSH Nordbank. Zeitgleich war Frigge Staatsrat der Hamburger Behörde für Wirtschaft und Arbeit, das Land Hamburg ist ebenfalls Anteilseigner der HSH Nordbank. Zum Zeitpunkt der Beratungstätigkeit verhandelten die Anteilseigner der HSH Nordbank über ein Rettungspaket für die angeschlagene Bank, durch das der Anteil Flowers von 27 auf 10 Prozent fiel. Auch wenn Frigge als Staatsrat nicht an den Verhandlungen mit Flowers beteiligt war, wurde Frigge wegen des möglichen Interessenskonflikts kritisiert. Nach Angaben der Agentur C4 hat diese Flowers nicht in Sachen HSH Nordbank beraten; Frigge erklärte, er habe den Bürgermeister Ole von Beust über das Mandat von C4 informiert, ein Aktenvermerk darüber existiert aber nicht.[17]

Beratung der HSH Nordbank

Parallel beriet Dirk Große-Leege von März 2009 bis August 2010 die HSH Nordbank. Nach seinen Angaben bestand der Beratungsvertrag zwischen der HSH Nordbank und seinem eigenen Unternehmen GLS.[18] Große-Leege war zu diesem Zeitpunkt aber zugleich Geschäftsführer der C4 Communications GmbH,Berlin, die im Juni 2007 als Ableger der C4 Consulting GmbH, Düsseldorf gegründet worden war. [19] Frigge hielt 50 Prozent Geschäftsanteile an der Düsseldorfer C4 Consulting GmbH und über diese 50 Prozent wiederum 28 Prozent Anteile an der Berliner C4 Communications GmbH. So gab es Kritik an einer weiteren möglichen Interessenkollission zwischen Frigges Beteiligung an der Berliner C4 Communications GmbH – die daraus resultierende Verbindung mit Geschäftsführer Große-Leege - und seinen Ämtern als Staatsrat bzw. als Finanzsenator (ab 31. März 2010), der unmittelbar für die Anteile Hamburgs an der HSH Nordbank verantwortlich war. Frigge selbst gab an, er habe auf das Mandat Große-Leeges „verärgert“ reagiert und sich von der 28-Prozent-Beteiligung an der C4 Communications GmbH getrennt. Diese soll am 19. Mai 2009 bewirkt und rückwirkend zum 1. Januar 2009 vollzogen worden sein [20], nach Angaben Große-Leeges erst im August 2009; der Eintrag im dafür maßgeblichen Handelsregister datiert allerdings vom 15. Juli 2009. [18]

Sonstige Ämter

Als Staatsrat vertrat Carsten Frigge die Behörde für Wirtschaft und Arbeit u.a. in den Aufsichtsräten der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA), der Hamburger Gesellschaft für Vermögens- und Beteiligungsmanagement mbH (HGV), der Hamburg Energie GmbH und im Verwaltungsrat der Bundesagentur für Arbeit.[21] Des Weiteren war Frigge als Staatsrat Luftfahrtkoordinator des Senates, Vorsitzender des Kuratoriums des GIGA German Institute of Global and Area Studies / Leibniz-Institut für Globale und Regionale Studien[22] und stellvertretender Vorsitzender der Logistik-Initiative Hamburg.

Beteiligungen und Nebentätigkeiten

Auf eine kleine schriftliche Anfrage der Abgeordneten Britta Ernst (SPD) an den Hamburger Senat, ob Carsten Frigge weiterhin an seiner 1998 gegründeten Firma C4 beteilig ist, antwortete der Senat am 11. November 2008 in der Drucksache 19/1450 wie folgt:

»Im Ergebnis einer von der Senatskanzlei regelmäßig vorgenommenen Anfrage nach Beteiligungen an Kapital- und Personengesellschaften mit mehr als 25 Prozent der Stimmrechte liegen derzeit keine Meldungen vor. Im Übrigen gibt es keine generelle dienstrechtliche Pflicht Beamter zur Meldung von Unternehmensbeteiligungen.« [23]

Frigge war von 1998 bis 2005 externer Lehrbeauftragter am Lehrstuhl für Wirtschaftspsychologie der Universität des Saarlandes, wo er im Fachbereich Medien- und Organisationspsychologie, Wirtschaftsmediation und Verhandlungstaktik lehrte.[24]

Weblinks

Quellen

  1. Spiegel-Online 27. Juli 1998: Für ein paar Mark mehr
  2. Süddeutsche Zeitung 7. Juni 2010: Roland Berger geht. Ende Legende
  3. Wirtschaftswoche 3. Mai 2010: Aufstand gegen Roland Berger
  4. Handelsblatt 6. Mai 2002: Mitinhaber der Unternehmensberatung C4. Carsten Frigge: Der flexible Querdenker
  5. C4 Consulting - Klimaforscher für Fusionspartner wiwo vom 4. Dezember 2001 (abgerufen am 2. März 2010)
  6. Wirtschaftswoche 4. Dezember 2001: C4 Consulting – Klimaforscher für Fusionspartner
  7. Spiegel-Online 25. Oktober 2010: Wankendes Vertrauen
  8. C4 Consulting - Klimaforscher für Fusionspartner wiwo vom 4. Dezember 2001 (abgerufen am 2. März 2010)
  9. Nach 17 Minuten war Staatsrat Bonz entlassen!, BILD-HH vom 28. August 2008 (abgerufen am 2. März 2010)
  10. Wie ist Ole denn auf den gekommen?, BILD-HH vom 29. August 2008 (abgerufen am 2. März 2010)
  11. "Wenn ich regiere, herrscht Disziplin" Die Welt vom 31. August 2008 (abgerufen am 2. März 2010)
  12. Michael Freytag tritt von allen Ämtern zurück. Die Welt vom 2. März 2010 (abgerufen am 2. März 2010)
  13. Carsten Frigge erklärt seinen Rücktritt als Senator Quelle: Hamburger Abendblatt u.a. (abgerufen am 24. November 2010)
  14. Tagesspiegel 22. Dezember 2010: Finanzaffäre in der CDU Rheinland-Pfalz
  15. faz.net 23. Dezember 2010: CDU muß 1,2 Millionen Euro Strafe bezahlen
  16. Hamburger Abendblatt: CDU: Frigge in illegale Finanzierung der Partei verstrickt, abgerufen am 3. Januar 2011
  17. Die Welt: Firma des Finanzsenators berät HSH-Anteilseigner Flowers, abgerufen am 3. Januar 2011
  18. a b Spiegel-Online 25. Oktober 2010: Affären. Wankendes Vertrauen
  19. Wirtschaftswoche 17. September 2007: Ex-Kommunkationschef von VW gründet PR-Agentur
  20. http://www.abendblatt.de/hamburg/kommunales/article1673507/Die-Vergangenheit-holt-den-Finanzsenator-ein.html Hamburger Abendblatt 25. Oktober 2010: Die Vergangenheit holt den Finanzsenator ein]
  21. hamburg.de (abgerufen am 2. März 2010)
  22. GIGA-Kuratorium (abgerufen am 2. März 2010)
  23. Drucksache 19/1450 vom 11. November 2008 (abgerufen am 2. März 2010)
  24. Externe Lehraufträge, Lehrstuhl für Wirtschaftspsychologie (abgerufen am 2. März 2010)

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