Pjatidoroschnoje

Pjatidoroschnoje
Siedlung
Pjatidoroschnoje/Bladiau
Пятидорожное
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Bagrationowsk
Gegründet 1337
Frühere Namen Bladiau (bis 1946)
Zeitzone UTC+3
Postleitzahl 238442
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 203 825 001
Geographische Lage
Koordinaten 54° 30′ N, 20° 6′ O54.49944444444420.099166666667Koordinaten: 54° 29′ 58″ N, 20° 5′ 57″ O
Pjatidoroschnoje (Russland)
Red pog.svg
Lage in Russland
Pjatidoroschnoje (Oblast Kaliningrad)
Red pog.svg
Oblast Kaliningrad

Pjatidoroschnoje (russisch Пятидоро́жное, bis 1946 deutsch Bladiau, polnisch Bledziewo, litauisch Bladuva) ist eine Siedlung in der russischen Oblast Kaliningrad. Es gehört zum Rajon Bagrationowsk.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Pjatidoroschnoje liegt an der Fernstraße A194 (zugleich Europastraße 28), ehemalige deutsche Reichsstraße 1) 11 Kilometer nordöstlich von Mamonowo (bis 1946 Heiligenbeil) und 9 Kilometer südöstlich von Laduschkin (Ludwigsort). Bis zur Küste des Frischen Haffs (Kaliningrader Bucht) sind es 6 Kilometer, und die russisch-polnische Grenze liegt 15 Kilometer entfernt. Die nächste Bahnstation ist das 6 Kilometer entfernte Primorskoje-Nowoje (Wolittnick) an der Bahnstrecke Malbork (Marienburg (Westpreußen))/Polen - Kaliningrad, der früheren Preußischen Ostbahn.

Seit 2008 gehört Pjatidoroschnoje mit 24 weiteren Ortschaften zur Gemeinde Pogranitschny (Pogranitschnoje selskoje posselenije, bis 1946 Hermsdorf, später auch in der Form Pogranitschnoje).[1]

Geschichte

Das Gründungsjahr von Bladiau ist 1337. Bis 1945 gehörte der Ort zum Landkreis Heiligenbeil des Regierungsbezirkes Königsberg in der preußischen Provinz Ostpreußen. Das zuständige Amtsgericht befand sich in Heiligenbeil.

Im Jahre 1874 wurde aus den beiden Gemeinden Bladiau und Lank (heute Iljitschowka) der Amtsbezirk Bladiau gebildet, der bis 1945 bestand. 1932 wurde die Gemeinde Quilitten (Teil des heutigen Schukowka) nach Bladiau eingemeindet.

Im Jahre 1885 zählte Bladiau 1465 Einwohner. Ihre Zahl sank bis 1910 auf 1234 ab, betrug 1933 noch 1228 und 1939 noch 1217.

In Folge des Zweiten Weltkrieges kam Bladiau unter der Bezeichnung Pjatidoroschnoje nach Russland. Der heutige Name des früheren Bladiau leitet sich von den fünf Straßen (russisch pjat dorog) ab, die sich im Ort treffen und von Mamonowo (bis 1946 Heiligenbeil), Snamenka (Groß Hoppenbruch), Primorskoje-Nowoje (Wolittnick), Laduschkin (Ludwigsort) bzw. Nowosjolowo (Groß Rödersdorf) kommen. Die einheimische Bevölkerung wurde vertrieben.

Ortsgliederung

Pjatidoroschnoje wurde Sitz eines Dorfsowjets (Pjatidoroschny selski sowet), zu dem folgende Ortschaften gehörten:[2][3][4]

Heutiger/letzterName Deutscher Name (bis 1946) Heutiger/letzter Name Deutscher Name (bis 1946)
Kunzewo (Кунцево) Weßlienen Schukowka (Жуковка) Quilitten; Königsdorf
Losowoje (Лозовое)* Kahlholz Snamenka (Знаменка) Groß Hoppenbruch
Moskowskoje (Московское) Partheinen, Mükühnen (nach 1946 zunächst Nekrassowo) Timirjasewo (Тимирязево) Rauschnick
Nowosjolowo (Новосёлово) Groß Rödersdorf Tropinino (Тропинино) Heide, Kreis Heiligenbeil; Fedderau
Pjatidoroschnoje (Пятидорожное) Bladiau Utkino (Уткино)* Wolitta
Primorskoje-Nowoje (Приморское-Новое) Wolittnick Wessjoloje (Весёлое)* Balga (Ort)
Rybakowo (Рыбаково)* Follendorf  

Anmerkungen: * existierte bereits in den 1980er-Jahren nicht mehr oder nicht mehr als eigenständige Ortschaft

Im Rahmen der 2003 gestarteten munizipalen Verwaltungsreform in Russland, die in der Oblast Kaliningrad fast überall die Vergrößerung der Strukturen der untersten Verwaltungsebene bedeutete, gingen diese Ortschaften einschließlich Pjatidoroschnoje im Jahre 2008 in der Gemeinde Pogranitschny auf.[1]

Kirche

Kirchengebäude

Ein Kirchengebäude gab es in Bladiau vermutlich bereits 1337. Im Jahre 1735 wurde das Gotteshaus durch einen Brand stark beschädigt, danach aber wieder hergestellt. Das Kircheninnere überspannte eine bemalte Holzdecke von 1700, es gab wertvolle Beichtstühle sowie eine Gutsempore mit Gutsgestühl. Am Altar war Schnitzkunst mit der Figurengruppe „Maria und Johannes unter dem Kreuz Jesu“ zu sehen.

Durch Artilleriebeschuss wurde die Kirche im Jahre 1945 stark zerstört, besonders der Turm. Nach 1975 sprengte man die Gebäudereste und beseitigte die Trümmer. Nur die Kirchenmauer mit dem Denkmal für die Gefallenen aus dem Ersten Weltkrieg blieb stehen. 1994 errichtete eine Gruppe von deutschen und russischen Studierenden unter der Leitung von Ernst von Glasow (ehemals Schulkind in Bladiau) ein Holzkreuz auf dem Platz der ehemaligen Kirche.

Von der Kirche überlebten zwei Glocken auf dem Hamburger Glockenfriedhof. Sie erklingen heute in Stockheim und in Geestemünde. Auch der Taufstein ist erhalten und befindet sich in einem privaten Museum in Pogranitschny (Hermsdorf).

Kirchengemeinde

Bladiau ist bereits 1399 als Kirchdorf erwähnt. Bis 1945 gehörte es zum Kirchenkreis Heiligenbeil der Kirchenprovinz Ostpreußen der evangelischen Kirche der Altpreußischen Union. Im Evangelischen Zentralarchiv in Berlin-Kreuzberg ist das Bestattungsbuch der Jahre 1859 bis 1873 der Pfarre Bladiau vorhanden.

Kirchspiel

Das großflächige Kirchspiel Bladiau zählte 47 Ortschaften und reichte im Nordwesten an die Bahnlinie Heiligenbeil – Königsberg (Preußen), im Südosten bis an die frühere Reichsautobahn Berlin–Königsberg und heutige russische Regionalstraße R 516. Zu den Kirchspielorten gehörten (* = Schulorte):

  • Baumgart
  • Bladiau* (Pjatidoroschnoje)
  • Bolbitten
  • Dösenbruch
  • Fedderau
  • Fuchsberg
  • Groß Rödersdorf* (Nowosjolowo)
  • Groß Windkeim*
  • Grund
  • Grünwiese*
  • Haselau
  • Heide b. Fedderau (Tropinino)
  • Heide b. Pottlitten
  • Jarft
  • Jarftthal
  • Jürkendorf (Bogdanowka)
  • Kaul
  • Kirscheiten
  • Klein Rödersdorf
  • Klein Windkeim
  • Königsdorf*
  • Kordommen
  • Lank* (Iljitschewka)
  • Lokehnen
  • Mühlenwalde
  • Mükühnen (Moskowskoje)
  • Neuwalde
  • Packerau
  • Pammern
  • Pannwitz
  • Paplauken
  • Partheinen* (Moskowskoje)
  • Pohren (Rasdolnoje)
  • Pottlitten (Perwomaiskoje)
  • Quilitten (Schukowka)
  • Rauschnick (Timirjasewo)
  • Rejothen
  • Sandkrug
  • Schölen
  • Schreinen
  • Stutehnen
  • Wangniesheim*
  • Warnikau
  • Wedderau
  • Weißer Falke
  • Weßlienen (Kunzewo)
  • Wolittnick (Primorskoje Nowoje)

Pfarrer bis 1945

Bis 1801 waren im Kirchspiel Bladiau zwei Geistliche tätig, zwischen 1888 und 1926 wurde dem Pfarrer ein Hilfsprediger zur Seite gestellt:

  • Frantz Freudenhammer, 1531
  • Andreas Finkelthaus, 1538
  • Andreas Bierwohl, bis 1595
  • Sebastian Pole, 1579–1597
  • Johann Hönicke, 1595–1631
  • Heinrich Steinwarter, 1607–1609
  • Christoph Teuschner, 1609
  • Erdmann Schmeller
  • David Dargatz, 1631–1654
  • Conrad Schepelius, ab 1654
  • Bernhard Struwius, 1665–1668
  • Heinrich Koncius (Kuntzius), bis 1673
  • Salomo Rundstädt, 1676–1701
  • Johann Birnbaum, bis 1678
  • Wilhelm Sartorius, 1678–1705
  • Daniel Hintz, 1702–1705
  • Sigismund Schlesiger, 1705–1715
  • Johann Ludwig Wahl, 1705–1730
  • Michael Hein, 1717–1744
  • George Heinrich Nicolai, 1731–1751
  • Gottfried Walter, 1744–1763
  • Gottfried Fritsch, ab 1752
  • Johann Daniel Krantz, 1763–1776
  • Christian Gottlieb Ferlo, 1777–1784
  • Christian Gottlieb Wolff, 1779–1802
  • Friedrich Ludwig Bruno, 1785–1786
  • Ernst Christian Myr, 1787–1791
  • Johann David Schurich, 1791–1801
  • Christian B. Fabricius, ab 1803
  • Otto Ferdinand Dittrich, 1835–1840
  • Carl Ernst Dittrich, ab 1840
  • Karl Ludwig Volkmann, 1853–1860
  • Julius Th. V. Migge, 1888–1889
  • Carl Louis E. Winkler, 1889–1905
  • Paul Johannes Glage, 1890–1894
  • Gottfried H.J. Podlech, 1894–1898
  • Paul R. G. Schlecht, 1898–1899
  • Otto Gerß, ab 1900
  • Ernst Ludwig Bartsch, ab 1902
  • Paul Johannes Glage, 1905–1934
  • Oskar Arthur Siegmund, 1906–1908
  • Ernst Wachhausen, 1908–1919
  • Eugen Gatz, ab 1923
  • Walter Horn, 1925–1926
  • Heinrich Geiger, 1934–1945

Persönlichkeiten

  • Johann Christoph Döbel (* 9. Dezember 1640 in Bladiau, † 1713), deutscher Bildhauer

Verweise

Literatur

  • Friedwald Moeller, Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945, Hamburg, 1968
  • Emil Johannes Guttzeit, Die Kirche in Bladiau und ihre familiengeschichtlichen Denkmäler, Heiligenbeil, 1930
  • Iselin Gundermann, Die Evangelische Pfarrkirche zu Bladiau in Ostpreußen, Frankfurt am Main, 1969

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Gesetz Nr. 253 der Oblast Kaliningrad vom 30. Juni 2008 „Zur Organisation der örtlichen Selbstverwaltung auf dem Territorium des munizipalen Gebildes ‚Stadtkreis Bagrationowsk‘“; präzisiert durch Gesetz Nr. 370 der Oblast Kaliningrad vom 1. Juli 2009 „Zur Zusammensetzung der Territorien der munizipalen Gebilde der Oblast Kaliningrad“ (russisch)
  2. OKATO
  3. Messtischblätter 1485 Balga, 1486 Bladiau, 1586 Deutsch Thierau
  4. Sowjetische topographische Karten 1:100.000, Blätter N-34-52, N-34-53

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Moskowskoje (Kaliningrad, Bagrationowsk, Pogranitschny) — Dorf Moskowskoje/Partheinen Московское Föderationskreis No …   Deutsch Wikipedia

  • Primorskoje-Nowoje — Dorf Primorskoje Nowoje/Wolittnick Приморское Новое Föderationskreis …   Deutsch Wikipedia

  • Snamenka (Kaliningrad, Bagrationowsk) — Dorf Snamenka/Groß Hoppenbruch Знаменка Föderationskreis N …   Deutsch Wikipedia

  • Jablotschkino — Siedlung Jablotschkino/Lokehnen Яблочкино Föderationskreis …   Deutsch Wikipedia

  • Judino (Kaliningrad, Osjorsk) — Siedlung Judino/ Jurgaitschen (Jürgenfelde) Юдино Föderationskreis …   Deutsch Wikipedia

  • Kunzewo (Kaliningrad) — Dorf Kunzewo/Weßlienen Кунцево Föderationskreis Nordwestru …   Deutsch Wikipedia

  • A194 (Russland) — Sonstige Straße lokaler Bedeutung А194 …   Deutsch Wikipedia

  • Balga — Burg und Ort Balga Бальга Vorlage:Infobox Ort in Russland/Wartung/AltFöderationskreis …   Deutsch Wikipedia

  • Landkreis Darkehmen — Marktplatz der Kreisstadt Darkehmen mit dem Rathaus in der Bildmitte und der Post, alte Postkarte Der preußisch deutsche Kreis Darkehmen (1938 umbenannt in Kreis Angerapp, ab 1939 Landkreis Angerapp) in Ostpreußen bestand in der Zeit zwischen… …   Deutsch Wikipedia

  • Landkreis Heiligenbeil — Der preußisch deutsche Landkreis Heiligenbeil und sein Vorgängerkreis Zinten bestand in der Zeit zwischen 1818 und 1945. Der Landkreis Heiligenbeil umfasste am 1. Januar 1945: die beiden Städte Heiligenbeil und Zinten sowie 111 weitere Gemeinden… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”