Berta Jourdan

Berta Jourdan

Berta Jourdan (* 21. Juni 1892 in Frankfurt am Main; † 4. Dezember 1981 ebenda) war eine deutsche Politikerin, Frauenrechtlerin und Pädagogin. Für die SPD war sie vier Jahre Mitglied im Preußischen Landtag.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach dem Besuch der jüdischen Mädchenschule und des Elisabethengymnasiums in ihrer Heimatstadt machte sie bis 1913 das Examen für Lehrerinnen und unterrichtete anschließend an einer Frankfurter Volksschule, wo sie sich dann ab 1917 in Förderklassen geistig behinderten körperbehinderten und verhaltensauffälligen Schülern widmete. Nach ihrem Eintritt in die SPD 1917 wurde sie Leiterin der "Arbeitsgemeinschaft sozialistischer Lehrer in Hessen-Nassau". 1924 wählte man sie in Frankfurt zur Stadtverordneten[1] und nahm als Parteitagsdelegierte für den Bezirk Hessen-Nassau am bundesweiten SPD-Parteitag der Frauen teil. In ihrer Zeit im Frankfurter Römer engagierte sie sich bis 1928 besonders in der Schulpolitik und hier gegen die Konfessionalisierung des Bildungswesens. Sie war anschließend Mitglied des Landtages des Freistaates Preußen in der dritten Legislaturperiode von 1928 bis 1932.

1933 erfolgte aufgrund der Arisierung ihre Entlassung aus dem öffentlichen Schuldienst und Jourdan leitete eine private jüdische Schule in ihrer damaligen Wohnung in der Hansaallee.[2] Als sich die Politik der Nationalsozialisten gegenüber der jüdischen Bevölkerung immer deutlicher abzeichnete, emigrierte sie nach dem Tode ihrer Mutter im Januar 1939 nach Rhodesien, wo sie bis 1963 als Lehrerin für Jugendliche mit Erziehungsschwierigkeiten in Bulawayo tätig war. In dieser Zeit war Jourdan von 1945 – 1956 UN-Berichterstatterin für Schul- und Erziehungsfragen zu Rhodesien. Jourdan kam 1969 nach Frankfurt zurück und arbeitete wieder parteipolitisch in der SPD-Fraktion. Das Hessische Kultusministerium nennt sie eine "Kämpferin gegen gesellschaftliche Vorurteile".[3]

Ehrungen

Literatur

  • Christl Wickert: Sozialistin, Parlamentarierin, Jüdin. Die Beispiele Käthe Frankenthal, Berta Jourdan, Adele Schreiber-Krieger, Toni Sender und Hedwig Wachenheim. In: Ludger Heid, Arnold Paucker (Hrg.): Juden und deutsche Arbeiterbewegung bis 1933. Mohr Siebeck, 1992.
  • Zwischen Römer und Revolution. 1869 - 1969. Hundert Jahre Sozialdemokraten in Frankfurt am Main., herausgegeben von der SPD, Unterbezirk Frankfurt am Main, Frankfurt/M. 1969.
  • Wolfgang Klötzer (Herausgeber):Frankfurter Biographie: Bd. A-L, W. Kramer Verlag, 1996, ISBN 3782904443

Einzelnachweise

  1. Gerhard Beier: Arbeiterbewegung in Hessen: zur Geschichte der hessischen Arbeiterbewegung durch einhundertfünfzig Jahre (1834-1984), Inselverlag 1984, ISBN 3458142134, Seite 457f
  2. Rainer Stübling:Gewerkschafter, Sozialdemokraten, Friedensfreunde in Frankfurt am Main, 1900-1933, Dipaverlag 1985, ISBN 3763804196, Seite 162 ff
  3. http://dms.bildung.hessen.de/ereignisse/gedenktage/juni/index.html
  4. http://www.berta-jourdan.de/bertajourdan.html

Weblinks


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