Eivind Berggrav

Eivind Berggrav

Eivind Josef Berggrav (* 25. Oktober 1884 in Stavanger; † 14. Januar 1959 in Oslo) war ein norwegischer lutherischer Bischof, früher Primas der Kirche von Norwegen (norwegisch: Präses i Bispemøtet i Den Norske Kirke), und vor allem bekannt für seine unnachgiebige Haltung gegenüber den deutschen Besatzern im Zweiten Weltkrieg.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Berggravs Vater Otto Jensen war Minister für Bildung und kirchliche Angelegenheiten, später Propst in Oslo, zuletzt Bischof von Hamar. Eivind Berggrav studierte Theologie und wurde Pfarrer der Norwegischen Kirche. 1928 bis 1937 war er Bischof im Bistum Hålogaland (Tromsö) und 1937 bis 1951 im Bistum Oslo.

Wirken

Berggrav wurde besonders bekannt wegen seines Engagements für die Führung der Norwegischen Kirche im Widerstand gegen die deutsche Okkupation im Zweiten Weltkrieg, obwohl er verhaftet wurde und die meiste Zeit des Krieges unter Hausarrest stand. Nach dem Schock der Invasion rief er nicht sofort zum offenen Kampf gegen die Besatzer auf. Er nahm am Verwaltungsrat teil und führte Verhandlungen mit den Deutschen. Bald aber rief er zum zivilen Ungehorsam auf und zur Sabotage der Kriegsführung. Als klar wurde, dass die Besatzer ihr Versprechen zur Achtung der Religionsfreiheit und Erhaltung der bestehenden Verwaltungsstrukturen nicht einhielten, formierte Berggrav den kirchlichen Widerstand. Auch als die Nazis in die liturgische Praxis der Norwegischen Kirche eingreifen wollten, lehnte Berggrav dies ab. Ihm gelang es, die verschiedenen auseinanderstrebenden Richtungen der norwegischen Christen (Staatskirche, katholische Kirche und Freikirchen) in einem Christlichen Gesamtrat zu vereinen. Am 9. April 1944 wurde Berggrav von der Gestapo verhaftet. Zusammen mit vier weiteren Mitgliedern des Christlichen Gesamtrates war er zunächst im Konzentrationslager Bredtvet inhaftiert. Dann kam er unter Hausarrest in eine Hütte in Asker 25 km nördlich von Oslo. Durch Briefe und Kuriere, aber auch abenteuerliche Wege nach Oslo nahm er Einfluss auf den norwegischen Kirchenkampf und spielte darin eine zentrale Rolle. In der Nacht vom 16. zum 17. April 1945 konnte er aus dem Arrest fliehen.

Berggrav war auch ein beliebter Autor. Sein Buch Land der Spannungen (norwegisch Spenningens land) wurde zum Bestseller und 1937 in zwei Monaten mit 50.000 Exemplaren verkauft. Darin schildert er seine Erlebnisse als Bischof von Tromsö, und dabei nicht nur das kirchliche Leben, sondern auch den harten Überlebenskampf der Bauern und Fischer in Nordnorwegen und Spitzbergen. Berggrav war von 1909 bis zu seinem Tod Herausgeber der Zeitschrift Kirche und Kultur.

Berggrav war einer der bedeutendsten norwegischen Kirchenführer im 20. Jahrhundert. Seine herausragende Bedeutung ist zurückzuführen auf seinen intellektuellen Witz, das breite Spektrum seiner religiösen und kulturellen Orientierung, aber nicht zuletzt auch auf seine kompromisslose Haltung während des Krieges.

Werke (Auswahl)

  • Spenningens Land (1937), deutsch von Alfred Otto Schwede Land der Spannungen. Berlin, 2. Aufl. 1960
  • Jesus, der Mann : Der Arzt der Seele (1943)
  • Kirkens ordning i Norge (1945)
  • Der Staat und der Mensch (1946)
  • Tider Og Tekster (1947)
  • Es Sehnen sich die Kirchen (1953)
  • Marie Treschow: En Livsskisse (1955)
  • Forgjeves for Fred. Vinteren 1939–40. Forsok Og Samtaler I Norden, Berlin Og London (posthum 1960)

Literatur

  • Friedrich Wilhelm Bautz: Berggrav, Eivind. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 1, Hamm 1975, Sp. 513–517..
  • Arnd Heling: Die Theologie Eivind Berggravs im norwegischen Kirchenkampf : ein Beitrag zur politischen Theologie im Luthertum. Neukirchen-Vluyn : Neukirchener Verl., 1992
  • Gunnar Heiene: Eivind Berggrav : eine Biographie. Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht, 1997.
  • Edwin Hanton Robertson: Bishop of the Resistance : The life of Eivind Berggrav, Bishop of Oslo, Norway. Saint Louis, Concordia 2000.

Weblinks


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