Behördenhaus (Hanau)

Behördenhaus (Hanau)
Behördenhaus vor dem Zweiten Weltkrieg in der neugotischen Fassung von Julius Eugen Ruhl


Das Behördenhaus in Hanau ist ein Gebäude, das im Kern aus dem 18. Jahrhundert stammt.

Inhaltsverzeichnis

Lage

1768 wurde an der Ostseite des damaligen Paradeplatzes (heute: Freiheitsplatz) der Collegienbau als barockes, auf eine Zentralachse ausgerichtetes Gebäude errichtet. Es ersetzte in seiner Funktion das viel kleinere Kanzleigebäude aus der Renaissance am Schlossplatz. Das neue Gebäude dominiert die östliche Schmalseite des heutigen Freiheitsplatzes in ganzer Breite und beherbergte die zentralen Behörden der Regierung der Grafschaft Hanau, die damals als Sekundogenitur der Landgrafschaft Hessen-Kassel durch Erbprinz Wilhelm, den späteren Landgrafen und Kurfürsten Wilhelm IX./I., regiert wurde.

Geschichte

Detail der Fassade mit Dekor
Detail der Fassade mit Dekor

Die Baumaßnahme war Teil des durch den Erbprinzen aufgelegten Infrastrukturprogramms für die Grafschaft. Im Rahmen dieses Infrastrukturprogramms wurden zahlreiche Baumaßnahmen durchgeführt, etwa die Philippsruher Allee, die Dettinger Straße, die Birkenhainer Straße und die Leipziger Straße als Alleen neu gestaltet und als repräsentative Annäherung an die Residenzstadt Hanau inszeniert. Zu den erhaltenen Zeugnissen dieses Infrastrukturprogramms gehört auch die Kuranlage von Wilhelmsbad oder die Ehrensäule an der Dettinger Straße.

Das neue Kanzleigebäude wurde 1827 zur Kaserne für ein Infanterie-Regiment umgebaut und 1856-1858 durch Julius Eugen Ruhl um zwei Flügel erweitert, die einen geschlossenen Innenhof umfassen. Zugleich wurde es im Stil der Neugotik völlig überformt.

Später wurde es wieder als Behördenhaus genutzt. Im „Dritten Reich“ beherbergte es auch Dienststellen der Gestapo. Im Zweiten Weltkrieg in den Luftangriffen auf Hanau erheblich beschädigt, wurde es 1953 in vereinfachten Formen – der größte Teil des neugotischen Dekors entfiel – wieder aufgebaut und an der Ecke Mühlstraße / Freiheitsplatz wurde ein Fußgängerdurchgang als Arkade durchgebrochen. Es diente seit dem wieder als Behördensitz. Unter anderem beherbergte es das Finanzamt Hanau.

Bedeutung

Das Behördenhaus ist aufgrund des Hessischen Denkmalschutzgesetzes ein Kulturdenkmal.

Bei den Plänen der Stadt Hanau, den Freiheitsplatz umzugestalten, steht unter anderem zur Diskussion, den Freiheitsplatz gegenüber dem Behördenhaus zu bebauen und es dadurch von seinem historischen Bezug zum Platz abzuschneiden. Geplant war auch, hier die Stadtbibliothek Hanau unter zu bringen.

Literatur

  • Angelika Cipa u.a.: Hanauer Stadtführer. Frankfurt 1983, S. 12.
  • Carolin Krumm: Kulturdenkmäler in Hessen – Stadt Hanau . Hrsg.: Landesamt für Denkmalpflege Hessen. Wiesbaden 2006. S. 143f. ISBN 3-8062-2054-9
  • Ernst J. Zimmermann: Hanau Stadt und Land. 3. Auflage. Hanau 1919, 1978 (Repr.). ISBN 3-87627-243-2
50.13478.9195

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