Bahnstrecke Vöcklabruck–Kammer-Schörfling

Bahnstrecke Vöcklabruck–Kammer-Schörfling
Abzw Vöcklabruck 1–Kammer-Schörfling
Streckennummer: 172
Streckenlänge: 8,8 km
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Streckenklasse: D4
Stromsystem: 15 kV 16,7Hz ~
Maximale Neigung: 22 
Minimaler Radius: 142 m
Höchstgeschwindigkeit: 60 km/h
Legende
Strecke – geradeaus
von Wien
Bahnhof, Station
247,966 Vöcklabruck 435 m ü. A.
Blockstelle, Awanst, Anst etc.
250,233
2,267
Abzw Vöcklabruck 1
Abzweig – in Fahrtrichtung: nach rechts
nach Salzburg
Haltepunkt, Haltestelle
3,411 Oberthalheim-Timelkam
   
4,6 Pichlwang (18.01.1944 aufgelassen)
Bahnhof, Station
5,814 Lenzing
Abzweig – in Fahrtrichtung: nach links
Anschlussbahn (Awanst) Lenzing AG
Haltepunkt, Haltestelle
7,301 Lenzing Ort
Haltepunkt, Haltestelle
8,694 Siebenmühlen-Rosenau
Abzweig – in Gegenrichtung: nach rechts
9,677 Anschlussbahn (Awanst) Holzindustrie Lenzing
Brücke über Wasserlauf (mittel)
Ager
Kopfbahnhof – Streckenende
10,918 Kammer-Schörfling

Die Bahnstrecke Vöcklabruck–Kammer-Schörfling (auch: Kammerer Bahn, Kammerer Hansl) ist eine eingleisige, elektrifizierte Normalspurbahn in Österreich, die von der ÖBB betrieben wird.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Im August 1881 erhielt Miroslav Ritter von Keißler die Konzession zum Bau einer normalspurigen Lokalbahn nach Kammer am Attersee. Nach Ablauf der auf 90 Jahre erteilten Konzession sollte die Bahn lastenfrei in das Eigentum des Staates übergehen. Dem Konzessionär wurde eine Bauzeit von einem halben Jahr zugestanden, die nicht eingehalten werden konnte.[1] Die Eröffnung der 8,8 km langen Bahnstrecke Vöcklabruck–Kammer erfolgte am 1. Mai 1882.

Nach dem Tod des Konzessionsinhabers wurde die Konzession am 23. März 1908 an die Erben Paul Ritter von Keißler und Barbara von Keißler übertragen [2]. Bereits am 30. Dezember 1907 schlossen die Erben einen Pacht- und Betriebsvertrag mit der Staatsbahn, die fortan den Betrieb auf eigene Rechnung führte.

Im Jahr 1909 wurde der Endbahnhof Kammer nach Kammer-Schörfling umbenannt[3].

Zum 1. Jänner 1939 wurde die Kammerer Bahn zusammen mit anderen Lokalbahnen verstaatlicht und gelangte zur Deutschen Reichsbahn, in der sie der Reichsbahndirektion Linz zugeordnet wurde. In den 1940er Jahren gab es ein Zugpaar Schwanenstadt–Kammer-Schörfling und einen durchgehenden Abendzug Linz Hbf–Kammer-Schörfling [4].

Nach dem Ende des 2. Weltkrieges gehörte die Lokalbahn zur Eisenbahndirektion Linz der Österreichischen Bundesbahnen. Am 19. Juli 1955 wurde der elektrische Betrieb aufgenommen[5]. Nach der Elektrifizierung kamen unter anderem Lokomotiven der Baureihen 1073 der Zugförderungsstelle Attnang-Puchheim zum Einsatz, die nach deren Ausmusterung von Altbau-Elloks der Baureihe ÖBB 1045 ersetzt wurden. In dieser Zeit bestanden die Reisezüge aus Spantenwagen.

Bis in die 1970er Jahre sorgten der Tourismus zum Attersee und die Industrie entlang der Strecke für einen regen Personenverkehr. In den folgenden Jahren ging die Frequenz der Kammerer Bahn stark zurück, neben dem allgemeinen Anstieg des Individualverkehrs unter anderem bedingt durch rückläufige Übernachtungszahlen im Fremdenverkehr und sinkende Beschäftigungszahlen in der Industrie im Einzugsbereich der Bahn.

Mit dem Fahrplanwechsel am 10. Juni 2001 reduzierten die ÖBB das Zugangebot von 12 auf ein werktägliches Zugpaar[6] und planten die Einstellung des gesamten Personenverkehrs. Beim Umbau des Bahnhofs Vöcklabruck, der wenige Tage vorher abgeschlossen worden war, hatte die Kammerer Bahn noch einen eigenen Bahnsteig erhalten.

Durch das Engagement des Landes Oberösterreich konnte eine Einstellung des Personenverkehrs abgewendet werden. Ab 2006 wurde wieder ein zweites Zugpaar eingelegt. Mit der Umsetzung des Regionalverkehrskonzepts Vöcklabruck verkehren seit Dezember 2007 auf der Strecke wieder bis zu fünf Zugpaare.

Der Personenverkehr wird von der ÖBB im Auftrag und (teilweise mit Zuschüssen der Gemeinden) auf Kosten des Landes Oberösterreich durchgeführt und ist bis zum Ablauf des Verkehrsvertrages zwischen Land und ÖBB sichergestellt. [7]

Streckenverlauf

Die Strecke beginnt in der oberösterreichischen Bezirksstadt Vöcklabruck. Bis zum Abzweig Vöcklabruck 1 nahe Oberthalheim wird die Westbahn mitbenutzt. Danach verläuft die Strecke nach Passieren des Haltepunktes Oberthalheim-Timelkam in süd- bis südwestlicher Richtung. Ab Lenzing verläuft die Bahn über Lenzing Ort und Siebenmühlen-Rosenau nahe dem linken Ufer der Ager, die bei Schörfling überquert wird. Der Endbahnhof Kammer-Schörfling liegt nahe dem Anleger der Attersee-Schifffahrt am Ufer des Attersees. Kreuzungsmöglichkeiten bestehen in Lenzing und Kammer-Schörfling.

Zugverkehr

Die Züge der Kammerer Bahn sind durchgebunden zum Fernverkehrshalt Attnang-Puchheim, wo Anschlüsse zur Westbahn und zur Salzkammergutbahn nach Bad Ischl sowie nach Ried im Innkreis bestehen.

Im Personenverkehr fahren werktags vier Zugpaare [8], die mit Dieseltriebwagen der Baureihe 5047 bewältigt wird. Von Mai bis Oktober fahren an Sonntagen zwei, an Samstagen bis zu fünf Zugpaare. Der Fahrplan ist so gestaltet, dass der Gesamtverkehr mit einer Fahrzeuggarnitur bewältigt werden kann. Zwischen Vöcklabruck und Kammer-Schörfling erfolgt der Fahrscheinverkauf im Zug.

Im Güterverkehr werden die Güterbahnhöfe Lenzing und Kammer-Schörfling (das von Lenzing betreut wird) bedient. [9]. Wichtigster Kunde im Güterverkehr ist heute die Lenzing AG mit umfangreichen Gleisanlagen am Südkopf des Bahnhofs Lenzing. Die Lenzing AG verfügt über eine eigene Werklok. Die Belieferung des Werkes mit Rundholz erfolgt mit Ganzzügen über Wels Vbf. Diese Züge verkehren mit teils mit Schublok, teils werden die Züge in Vöcklabruck geteilt. Die Beförderung dieser Züge erfolgt mit Elektrolokomotiven unterschiedlicher Baureihen.

Einzelnachweise

  1. Reichsgesetzblatt 1881 S. 336
  2. Reichsgesetzblatt 1908 S. 190
  3. Akten der Bezirkshauptmannschaft Vöcklabruck im Landerarchiv Oberösterreich
  4. http://www.pkjs.de/bahn/Kursbuch1944/Teil5/458.jpg Reichsbahn-Kursbuch 1944
  5. Oberösterrreichische Heimatblätter, Linz 1960
  6. Chronik Gemeindeamt Seewalchen 2001
  7. Protokoll der Gemeinderatssitzung Seewalchen vom 29. März 2007
  8. http://www.oebb.at/pv/de/Servicebox/Fahrplanabfrage/Kursbuch_aktuell/Fahrplanbilder2010_Wi/kif172_10.pdf
  9. ÖBB Bahnhofsverzeichnis

Fahrplan

Aktueller Fahrplan der ÖBB. (.pdf)


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