Orphische Argonautika

Orphische Argonautika

Als Orphische Argonautika (griechisch Ὀρφέως Ἀργωναυτικά) wird ein vermutlich aus dem 5. Jahrhundert stammendes Gedicht in 1376 Hexametern bezeichnet.

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Inhalt

Zentrale Figur ist dabei Orpheus, auch der Tradition gemäß ein Teilnehmer an der Expedition der Argo, der hier vor allem als Seher und Führer auf einer weitläufigen, die Randbereiche der bekannten Welt durchquerenden Irrfahrt erscheint. Der Weg scheint verwirrend, da die Argonauten von dem eigentlich relativ nahe bei Kolchis, dem Ziel der Expedition, gelegenen Fluss Phasis ausgehend über Maiotis (Asowsches Meer) und über Tanaïs (Don) den Okeanos im Nordosten erreichen, wo sie diversen mythischen Völkern begegnen: den Hyperboreern, den langlebigen Makrobioi, den Kimmeriern und den gerechten Bewohnern von Hermioneia. Dann führt die Fahrt über den Atlantik, die Insel Ierne, die vor der bretonischen Küste gelegene Insel der Demeter, die Insel der Kirke, durch die Säulen des Herakles dann schließlich doch an das Ziel.

Endlich nach Kolchis an der Küste des Schwarzen Meeres gelangt, wird die Eroberung des Goldenen Vlieses und dabei vor allem der Einzug in den von Hekate-Artemis bewachten Palast des Aietes zu einem von zahlreichen rituellen Handlungen begleiteten Initiationsweg. Zuvor trägt Orpheus bei einem musikalischen Wettstreit mit dem Kentauren Cheiron eine Version der orphischen Theogonie vor.[1]

Ausgaben

  • Francis Vian (Hrsg.): Les argonautiques orphiques. Collection des universités de France, Belles Lettres, Paris 2003, ISBN 978-2251-00389-4 (griechischer Text mit französischer Übersetzung)
  • Georges Dottin (Hrsg. u. Übers.): Les Argonautiques d'Orphée. Belles Lettres, Paris 1930 (griechischer Text mit französischer Übersetzung)
  • Johann Heinrich Voss: Hesiods Werke und Orfeus der Argonaut. Mohr und Zimmer, Heidelberg 1806, S. 237 - 354 Digitalisat (deutsche Übersetzung in Hexametern)
  • Johann Matthias Gesner, Georg Christoph Hamberger: Orpheōs Apanta. Orphei Argonautica Hymni, Libellus de Lapidibus & Fragmenta. Leipzig 1764 Digitalisat (griechischer Text mit lateinischer Übersetzung)

Literatur

  • J. R. Bacon: The Geography of the Orphic Argonautica. In: The Classical Quarterly Bd. 25, Nr. 3/4 (1931), S. 172-183
  • Claude Calame: Orphik, Orphische Dichtung II D). In: Der Neue Pauly (DNP). Band 9, Metzler, Stuttgart 2000, ISBN 3-476-01479-7, Sp. 58–69.
  • Orphicorum Fragmenta. Hrsg. von Otto Kern Weidmannsche Buchhandlung, Berlin 1922. Nachdruck: 4. Aufl. Weidmann, Hildesheim 2005, ISBN 3-615-13900-0 (formal falsche ISBN) Digitalisat
  • Martin L. West: The Orphic Poems. Clarendon Press, Oxford 1983, ISBN 0-19-814854-2, S. 37-38.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vers 419-431

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