Zuschendorf

Zuschendorf
Zuschendorf
Große Kreisstadt Pirna
Koordinaten: 50° 56′ N, 13° 55′ O50.93294722222213.914527777778Koordinaten: 50° 55′ 59″ N, 13° 54′ 52″ O
Einwohner: 155 (31. Dez. 2010)
Eingemeindung: 1923
Postleitzahl: 01796
Vorwahl: 03501
Zuschendorf auf der Oberreitschen Karte von 1821
Blick von Süden auf den Ort
Landschloss und Kirche
Westflügel des Schlosses
Detail im Schlossgarten

Zuschendorf ist seit 1923 ein Stadtteil von Pirna und liegt im Tal der Seidewitz (Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge).

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Entstehung des 1378 erstmals als Zcutschendorf (nach anderen Quellen Zeutschendorf) erwähnten Dorfes geht wahrscheinlich auf eine hier seit dem 11. Jahrhundert bestandene Burganlage zurück. 1403 wird Zuschendorf als Vorwerk (Rittergut) erwähnt. Das Dorf selbst entwickelte sich als Gutsdorf mit einigen Häusleransiedlungen, blieb dabei aber in seinem Wachstum bescheiden. Noch 1834 gab es hier nur 22 Häuser, 1 Schule und insgesamt 163 Einwohner.

Ein Bevölkerungswachstum setzte erst ein, als der Ausbau der Verkehrswege es den bis dato vorwiegend von der Landwirtschaft lebenden Einwohnern ermöglichte, die Ende des 19. Jahrhunderts entstehenden Industriearbeitsplätze im nahen Pirna zu nutzen. Bereits 1821 wurde der Weg nach Zuschendorf ausgebaut, 1871/72 wurde die Seidewitztalstraße nach Liebstadt errichtet, 1894 wurde Zuschendorf mit dem Haltepunkt Zehista an die Bahnstrecke Pirna–Großcotta (ab 1957 Personen- und 1963 Güterverkehr eingestellt, 1999 endgültig stillgelegt) angeschlossen. Das Wachstum Pirnas wie Zuschendorfs führte schließlich am 1. September 1923 zur Eingemeindung des ehemaligen Gutsdorfes nach Pirna. Zu diesem Zeitpunkt zählte Zuschendorf etwa 370 Einwohner. Interessant ist dabei die Tatsache, dass das zwischen Pirna und Zuschendorf liegende Zehista erst sieben Jahre später ein Teil von Pirna wurde. Heute findet die Mehrzahl der Einwohner Arbeit und Einkommen in Pirna bzw. anderen Orten im Ballungsraum Dresden.

Schloss Zuschendorf

Das sehenswerteste Bauwerk Zuschendorfs ist das Landschloss, welches auf eine im 11. Jahrhundert entstandene Burg bzw. ein sich daraus entwickelndes Rittergut zurückgeht. 1403 vergab Markgraf Wilhelm I. dieses Rittergut als Lehen an Kunigunde von Carlowitz. Zuschendorf war daraufhin bis 1695 der älteste Stammsitz der Familie von Carlowitz. Hans von Carlowitz errichtete 1553 sowohl das zweiflügelige Renaissance-Schloss als auch 1560 die unmittelbar benachbarte Saalkirche. Diese wurde allerdings 1680/82 neu errichtet. Dabei erhielt die Herrschaftsempore einen bis heute erhaltenen direkten Zugang zum Schloss. Im Kircheninneren finden sich Barockmalereien und ein Flügelaltar von Heinrich Göding, einem Schüler von Lucas Cranach d. J. Neben der Kirche wurde auch das Schloss wiederholt umgestaltet, da das Anwesen nach dem Verkauf durch die von Carlowitz' 1695 die Besitzer häufig wechselte. So waren bis zum Erwerb durch Heinrich von Bünau (1739) sechs Besitzerwechsel binnen weniger Jahre zu verzeichnen. Da das Schloss im Siebenjährigen Krieg schwer beschädigt wurde, waren aber auch die von Bünaus bereits 1760 zum Weiterverkauf gezwungen. Bereits in den folgenden Jahrzehnten setzte ein schleichender Niedergang von Schloss und Wirtschaft ein, der durch weitere Schäden während der Befreiungskriege und fortgesetzte Besitzerwechsel unterstützt wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden einige Nebengebäude abgerissen. Während der DDR-Zeit durchlief der Gebäudekomplex wechselhafte Nutzungen u.a. als Kindergarten und Lagerkomplex. In den 1970er Jahren plante die Kommerziellen Koordinierung die Einrichtung einer Verkaufszentrale für den berüchtigten Antikhandel. Dahingehende Planungen kamen aber nicht zur Ausführung. Der drohende Abriss des heruntergekommenen Ensembles konnte 1988 durch den Erwerb durch das VEG Saatzucht abgewendet werden. In den nach der Wende sanierten Anlagen und Gärten befindet sich heute eine bedeutende botanische Sammlung mit Hortensien, Bonsai, Efeu, Kamelien und einer Obstorangerie.

Persönlichkeiten

Literatur

  • Iniciativa pro decinsky zamek [Hrsg.] (2006): Die Herren von Bünau in Sachsen und Böhmen. Decin. ISBN 80-239-6852-1.
  • Alfred Meiche (1927): Historisch-topographische Beschreibung der Amtshauptmannschaft Pirna. Dresden.
  • G.A. Poenicke (um 1860): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. II. Sektion: Meissner Kreis. Leipzig.

Weblinks

 Commons: Zuschendorf – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Zuschendorf — is a village that has been part of Pirna since 1922. It lies in the Seidewitz valley in the Sächsische Schweiz district of the Free State of Saxony, Germany.The village was first mentioned in 1378. In 1553, a castle was built there, where the von …   Wikipedia

  • Pirna-Liebethal — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Pirna — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Burgen und Schlösser in Sachsen — Diese Liste führt Burgen und Schlösser im Freistaat Sachsen auf. Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Stadt Chemnitz 3 Stadt Dresden 4 Stadt Leipzig 5 Landkreis Bautzen …   Deutsch Wikipedia

  • Pirna — Infobox Ort in Deutschland Art = Stadt image photo = Pirna nam k zamku DSCN2668.jpg Wappen = Kleines Wappen Pirna.png lat deg = 50 |lat min = 57 |lat sec = 44 lon deg = 13 |lon min = 56 |lon sec = 25 Lageplan = Bundesland = Sachsen… …   Wikipedia

  • Gersdorf (Bahretal) — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Burgen und Schlössern in Sachsen — Diese Liste führt Burgen und Schlösser im Freistaat Sachsen auf. Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Stadt Chemnitz 3 Stadt Dresden 4 Stadt Leipzig …   Deutsch Wikipedia

  • Saukrieg — Der sogenannte Saukrieg (1555–1558) war eine Fehde zwischen Hans von Carlowitz auf Zuschendorf und dem Bischof von Meißen Johann IX. von Haugwitz, in deren Verlauf Carlowitz zur Durchsetzung seiner Forderungen viele Schweine der Untertanen des… …   Deutsch Wikipedia

  • Bahre (Fluss) — BahreVorlage:Infobox Fluss/GKZ fehlt Lage Osterzgebirge, Sachsen, Deutschland Flusssystem Elbe Abfluss über Seidewitz → Gottleuba …   Deutsch Wikipedia

  • Bahretal — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”