Vorsignal

Vorsignal
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Vr-0-Lichtsignal mit weißem Zusatzlicht als Wiederholungssignal.
Vr 0 aus der Nähe
Vorsignal der DR als Vorsignalwiederholer

Das Vorsignal ist ein Eisenbahnsignal, das anzeigt, welches Signalbild am zugehörigen Hauptsignal zu erwarten ist. In besonderen Fällen kann es auch ein haltzeigendes Sperr- oder Schutzsignal (Sh 0 oder Sh 2) ankündigen.

In Deutschland basieren die Vorsignale wie alle anderen Signale auf der Eisenbahn-Signalordnung und werden im Signalbuch erläutert.

Bei einfachen Verhältnissen (beispielsweise auf Nebenbahnen) kann anstelle eines Vorsignals nur eine Vorsignaltafel – im Gebiet der ehemaligen Deutschen Reichsbahn bis auf Weiteres auch eine Kreuztafel – aufgestellt sein. Sie entsprechen quasi einem Vorsignal in Warnstellung.

Wärtervorsignale – ehemals Haltvorscheiben (Sh 3) – sind nicht ortsfeste, unverstellbare Formvorsignale und zeigen stets Vr 0. Sie werden praktisch nur im Gebiet der ehemaligen Deutschen Reichsbahn der DDR verwendet.

Inhaltsverzeichnis

Standort

Der Abstand zwischen Vorsignal und Hauptsignal entspricht dem Bremsweg, den Züge maximal benötigen, wenn sie vor dem Halt zeigenden Hauptsignal sicher zum Halten kommen sollen (Bremswegabstand). Der Bremsweg wird streckenbezogen festgesetzt und beträgt bei Hauptbahnen in der Regel 1000 oder 700 m, auf Nebenbahnen können es auch nur 400 m sein. Ist das Hauptsignal für den Triebfahrzeugführer, z. B. in einem Gleisbogen, nicht innerhalb von 300 m zu sehen, stehen zwischen dem Vor- und dem Hauptsignal ein oder mehrere Vorsignalwiederholer (Lichtsignal), die das zu erwartende Signalbild des Hauptsignals ankündigen. Am Standort eines Vorsignalwiederholers ist jedoch keine Vorsignaltafel aufgestellt, außerdem zeigt er neben dem eigentlichen Signalbild ein weißes Zusatzlicht. Durch Wiederholung des Vorsignalbilds wird unnötiges Abbremsen des Zuges verhindert, wenn Halt angekündigt war und das Hauptsignal inzwischen in Fahrtstellung gekommen ist. Liegt zwischen Vorsignal und Hauptsignal ein Halteplatz, so unterrichtet ein Vorsignalwiederholer am Bahnsteigende den Triebfahrzeugführer auch während des Haltes über die Stellung des Hauptsignals.

Je nach den örtlichen Gegebenheiten kann der Abstand zwischen Vor- und Hauptsignal im Einzelfall innerhalb festgesetzter Toleranzwerte länger oder auch kürzer festgesetzt sein. Ist er mehr als 5 % verkürzt, wird dies dem Triebfahrzeugführer im Buchfahrplan oder in der „La“ (La = Übersicht der vorübergehend eingerichteten Langsamfahrstellen und sonstigen Besonderheiten) mitgeteilt. Außerdem zeigen Lichtvorsignale zu dem eigentlichen Signalbild ein weißes Zusatzlicht. Bei Ks-Signalen, die Fahrt erwarten (Ks 1) zeigen, wird auf das Zusatzlicht verzichtet.

Vorsignaltafel

Vorsignaltafel Ne 2

Um den Standort eines Vorsignales eindeutig zu kennzeichnen, wird er mit der Vorsignaltafel (Signal Ne 2 / So 3) gekennzeichnet. Das Vorsignal zum Brückendeckungssignal und das Wärtervorsignal besitzen keine Vorsignaltafel.

Ist der Abstand des Vorsignals zum Hauptsignal um mehr als 5 % kürzer als der für die Strecke ermittelte Bremsweg (bei „Halt erwarten“ oder „Langsamfahrt erwarten“ muss also stärker gebremst werden), dann wird dies auf der Vorsignaltafel angezeigt: im Gebiet der ehemaligen Reichsbahn durch einen schwarzen Ring mitten auf der Vorsignaltafel, im Bereich der ehemaligen Bundesbahn durch ein auf der Spitze stehendes weißes Dreieck mit schwarzem Rand auf dem oberen Rand der Vorsignaltafel. Bei Platzmangel darf das Dreieck auch vor der Tafel stehen.

Besondere Formen

Bayerisches Vorsignal

Im Bereich der ehemaligen Königlich Bayerische Staats-Eisenbahnen wurde auch nach der Vereinheitlichung der Reichsbahn 1924 bis Mitte der 1960er Jahre das bayerische Formvorsignal verwendet. Die runde gelbe Scheibe besaß in der Mitte einen schräg angeordneten Klappmechanismus. Beim Wechsel von der Warnstellung (Vr 0) in die Fahrtstellung (Vr 101 oder 102) klappten die beiden Scheibenhälften nach hinten um; an ihrer Stelle erschien ein nach rechts aufwärts weisender rot-weißer Signalflügel. Da diese Mechanik an die Flügelschläge eines Schmetterlings erinnerte, wurde das bayerische Vorsignal „Schmetterlingssignal“ genannt. Und weil es stets ein sichtbares Signalbild besaß (nicht wie beim Vr 1 eine weggeklappte Scheibe), wurde sein Standort zunächst nicht mit einer Vorsignaltafel verdeutlicht; dies geschah erst ab 1959 aus Gründen der Einheitlichkeit. Das bayerische Formvorsignal konnte aufgrund seiner Bauweise auch am Mast eines Formhauptsignals angebracht sein, so dass beispielsweise die Kombination „Langsamfahrt, Fahrt oder Langsamfahrt erwarten“ (Hp 2, Vr 102) am selben Mast mit drei Signalflügeln angezeigt wurde. Das Nachtzeichen des bayerischen Vorsignals entsprach dem von Vr 0 und Vr 1.

Brückendeckungssignal

Das „Vorsignal zum Brückendeckungssignal“ (2006 nur noch wenige existent) kündigt ein Brückendeckungssignal an, welches eine bewegliche Brücke sichert. Bei entriegelter Brücke (befahren verboten) ist das Gleis durch Schutzsignal Sh 2 gesperrt, das Vorsignal zeigt Vr 0. Bei verriegelter Brücke (befahren erlaubt) sind die Sperrung aufgehoben und die Signalscheiben des Schutzsignals und des Vorsignals weggeklappt. Schutz- und Vorsignal sind dann „betrieblich abgeschaltet“ und zeigen nachts ein weißes Kennlicht. Historischer Vorgänger dieses Signals ist die Deckungvorscheibe, die als Ankündigung der Deckungscheibe verwendet wurde. Mit Deckungscheiben wurden bewegliche Brücken, Bahnhöfe (Ersatz fürs Einfahrsignal), Gleiskreuzungen, Bahnübergänge und Bahnsteigzugänge gesichert.

Dreibegriffiges Formvorsignal mit drei Leuchtpunkten

Das bis Mitte der 1960er Jahre teilweise verwendete, dreibegriffige Formvorsignal zeigte bei Vr 2 anstelle von einer gelben und grünen Lampe als Nachtzeichen zwei nach rechts steigende gelbe Lichter und zusätzlich unter dem rechten gelben Licht, höher als das linke gelbe Licht, ein grünes Licht. Dieses Signalbild wurde Vr 102 genannt. Das Zusatzlicht wurde häufig durch einen Spiegelkasten von der unteren Laterne her erzeugt.

Quellen

  • Signalbuch der Deutschen Bahn

Siehe auch


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