Vitra

Vitra
Vitra AG
Logo vitra black.svg
Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 1950
Sitz Birsfelden, Schweiz
Leitung Hanns-Peter Cohn
(CEO)
Rolf Fehlbaum
(VR-Präsident)
Mitarbeiter 850 (2003) [1]
Umsatz ca. 220 Mio. EUR (2006)
Branche Möbel
Website www.vitra.com
Hauptsitz von Vitra in Birsfelden

Vitra AG ist ein Schweizer Unternehmen für die Herstellung und den Handel mit Wohn- und Büromöbeln mit der Zentrale in Birsfelden, Basel-Landschaft, Schweiz. Eigenständige Filialen in 14 Ländern gehören zur Unternehmensgruppe. Am deutschen Standort in Weil am Rhein befindet sich seit 1989 auch das Vitra Design Museum.

Inhaltsverzeichnis

Möbel-Design

Im Alter von 20 Jahren übernahm Willi Fehlbaum (* 1914) ein Ladenbaugeschäft in Birsfelden bei Basel, das er mit seiner Frau Erika kontinuierlich zu einem Möbelbau-Unternehmen erweiterte. Nach Kriegsende verlagerte er 1950 die Produktionsstätten nach Weil am Rhein in Deutschland, ebenfalls nahe bei Basel gelegen, und nannte seine Firma Vitra. Auf einer USA-Reise 1957 entdeckte Fehlbaum die Ausstellungsstücke des Designers George Nelson. Er bemühte sich spontan um die Vertriebslizenzen und erhielt tatsächlich auch die Rechte von Herman Miller, dessen Mobiliar bereits damals ein hohes Ansehen in den USA hatte. Zu dem Vertrag zählten auch die Entwürfe des Designer-Ehepaars Charles und Ray Eames. Die Sitz- und Liegemöbel von Charles Eames gehören bis heute zu den erfolgreichsten Produkten des Unternehmens. Ein grosser Teil des nichtschriftlichen Nachlasses der beiden Möbelentwerfer befindet sich seit 1988 im Besitz von Vitra. Werksbesucher haben die Möglichkeit, die originale Zimmereinrichtung von Charles Eames hinter einer Glaswand zu besichtigen.[2]

Designgeschichte schrieb der Panton Chair des dänischen Designers Verner Panton, der 1967 bei Vitra in Serie ging. 1976 kam Vitras erster selbst entwickelter Bürostuhl auf den Markt, der „Vitramat“.

1977 übernahm Rolf Fehlbaum die Leitung des Unternehmens, sein Bruder Raymond nahm ebenfalls eine Führungsposition ein und leitete weiterhin das Ladenbaugeschäft Fehlbaum AG in Muttenz.

Entwürfe von bekannten Designern und Architekten wie Philippe Starck, Mario Bellini, Norman Foster, Antonio Citterio, Ron Arad, Jasper Morrison werden bei Vitra hergestellt. Bellinis samtblauer Drehstuhl-Entwurf „Figura“ wurde für den Plenarsaal des Deutschen Bundestages ausgewählt.[3]

Um die Jahrtausendwende setzte Vitra auf die Idee des offenen, mobilen Grossraumbüros. Die Globalisierung erhöhe die Mobilität der Mitarbeiter, so dass entsprechend flexible Büromodule die Abkehr vom festen Arbeitsplatz erleichtern sollten. Ein halbes Jahrzehnt später modifizierte und relativierte man die These einer allgemeinen Auflösung von Arbeitsstrukturen und brachte dies im Schlagwort «Net 'n' Nest» auf den Begriff. Demnach ist das Büro ein Zentrum der Kommunikation ("Net"), das aber auch die Möglichkeit eines Rückzugs anbieten sollte ("Nest").[4] [5]

Architekturpark «Vitra Campus»

Ein Großbrand zerstörte 1981 fast das gesamte Firmenareal bei Weil am Rhein. Die Versicherung deckte nur eine kurze Zeitspanne von einem halben Jahr Produktionsausfall ab. Dennoch gelang dem britischen Architekten Nicholas Grimshaw in dieser Zeit die Planung und Bebauung mit dem ersten Produktionsgebäude. Nach intensiver Diskussion seines Generalplans zum weiteren baulichen Vorgehen änderte man die Idee der Anlage aus einer Hand und entschied sich für jeweils andere Architekten, die für eine innovative Ästhetik bekannt waren. 1986 konnte Grimshaw seine zweite, mit Aluminium verkleidete Fabrikhalle errichten. Grosses Aufsehen erregte 1989 die Eröffnung des dekonstruktivistischen Vitra Design Museum in Weil am Rhein unmittelbar vor den Fabriktoren. Frank O. Gehry realisierte mit dem Museumsbau sein erstes Gebäude in Europa. Ausserdem entwarf er den Neubau einer Fabrikationshalle mit Kantine und 1994 auch den Schweizer Firmensitz in Mutztenz bei Basel. 1993 folgten Erweiterungen mit Zaha Hadids explosiv auseinanderstrebendem Feuerwehrhaus, das ihr erstes überhaupt realisiertes Bauwerk war. Tadao Andos minimalistisch konzipierter Konferenz-Pavillon war ebenfalls sein erster Bau in Europa. 1994 wurde eine weitere Halle vom Pritzker-Preis-Träger Álvaro Siza Vieira gebaut. Auf einer Reise fand Rolf Fehlbaum ein Exemplar einer Tankstelle des französischen Architekten Jean Prouvé, liess diese abbauen und 2003 auf dem Firmengelände wieder aufbauen. Zwischen 90.000 und 100.000 Besucher sahen sich im Jahr 2009 die Ausstellungen an und nahmen teilweise auch an Führungen über das Fabrikgelände teil.[2] 2006 waren es noch 75.000 Besucher.[6]

Im Jahr 2010 wurde für Privat- und Geschäftskunden sowie für kulturell Interessierte ein Möbel-Ausstellungsgebäude vom Basler Architekturbüro Herzog & de Meuron eröffnet, das VitraHaus. Rolf Fehlbaum widmete dieses Haus seiner 2009 verstorbenen Mutter Erika Fehlbaum. Vor dem Werksgelände von Vitra türmt sich ein zufällig angeordneter Komplex aus zwölf schwarzgrauen Satteldachhäusern auf fünf Etagen.[7] Im Erdgeschoss befindet sich der Shop des Design Museums sowie die Vitrine mit einer Ausstellung von Sitzmöbeln, einer Auswahl historischer Stühle aus der Sammlung des Vitra Design Museums.[8]

Literatur

  • Rolf Fehlbaum: Vitra. Vom Umgang mit Design, Gegenwart und Ökonomie. Steidl, Göttingen 1991, 221 S., Ill.
  • Dietmar Stock-Nieden: Die Bauten der Vitra Design GmbH in Weil am Rhein 1981 - 1994. Untersuchungen zur Architektur- und Ideengeschichte eines Industrieunternehmens am Ende des 20. Jahrhunderts. Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Philosophische Fakultät, 2006, online-Datei, 13,3 MB, PDF, 313 S., mit grossem Bildanhang
  • Rolf Fehlbaum: Projekt Vitra. Orte, Produkte, Autoren, Museum, Sammlungen, Zeichen; Chronik, Glossar, [1957—2007], hrsg. von Cornel Windlin und Rolf Fehlbaum. Birkhäuser, Basel 2008, 2., korr. Auflage, 396 S., 795 Fotos, ISBN 978-3-7643-8592-7 [9]

Weblinks

 Commons: Vitra Design Museum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. „Kein Schreibtischtäter“, NZZ Folio, 2003, Nr. 10, Themenheft: Im Büro
  2. a b „Vitra Design Museum. Das heimliche Mekka des Möbeldesigns“, Die Welt, 14. August 2009
  3. „Stippvisite bei Vitra“, Welt am Sonntag, 11. März 2001 und Vitra-Firmenbroschüre
  4. „Net 'n' Nest - das geläuterte Großraumbüro“, baulinks.de, 24. November 2006
  5. „Hanns-Peter Cohn - Net 'n' Nest“, Designline, 5. Oktober 2006
  6. „Vitra: Vom Sitzen besessen!“ raumbrand.de, Juni 2006, Gespräch mit Hanns-Peter Cohn, PDF-Datei, S. 22-25.
  7. Simon Cowell: „Das neue VitraHaus“, architonic.com, 2010, mit Bilderserie
  8. 360-Grad-Rundumansichten des VitraHauses
  9. Besprechung von «Projekt Vitra»: „Schrecklich, diese vielen Bürodesaster!“ FAZ, 29. Februar 2008, S. 41

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