Texteditor

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Texteditor

Ein Texteditor (lat. editor „Herausgeber“, „Erzeuger“) ist ein Computerprogramm zum Bearbeiten von Texten. Der Editor lädt die zu bearbeitende Textdatei und zeigt ihren Inhalt auf dem Bildschirm an. Durch diverse Aktionen können die Daten dann bearbeitet werden. Zu diesen Aktionen kann das Einfügen, Löschen und Kopieren gehören. Eine spezielle Form zur Bearbeitung von HTML-Dateien sind HTML-Editoren.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Texteditoren entstanden aus der Notwendigkeit, Quelltext von Computerprogrammen und Daten in den Rechner einzugeben. Die Vorläufer von Texteditoren waren daher Lochkartenlocher, die diese Aufgabe mittels der Vorbereitung von Lochkarten wahrnahmen.

Die ersten Texteditoren waren zeilenorientierte Texteditoren an schreibmaschinenähnlichen Terminals, an denen keine Darstellungen in Form von Fenstern oder Bildschirmen möglich waren. Diese Programme erlaubten es lediglich, einzelne Zeilen einer Textdatei zu verändern. Trotz der beschränkten Möglichkeiten gehören auch in heutigen Betriebssystemen zeilenorientierte Editoren wie edlin unter Windows oder ed unter Unix zum Standardumfang; sie ermöglichen bei der Installation oder nach Systemzusammenbruch die Bearbeitung von Konfigurationsdateien, wenn keine komfortablen grafischen Umgebungen verfügbar sind.

Mit dem Aufkommen von Computerterminals entstanden die ersten bildschirmorientierten Texteditoren. Zu den ersten Programmen dieser Gruppe gehören der 1967 geschriebene O26-Editor auf CDC 6000-Großrechnern und der vi-Editor aus dem Jahr 1976. Der Vi-Editor ist auch heute noch der Standardtexteditor unixähnlicher Betriebssysteme.

Funktionen

Gute Texteditoren erleichtern dem Benutzer durch Erweiterungen die Arbeit:

Suchen und Ersetzen
Mit der Suchfunktion können Textstellen schnell gefunden und gegebenenfalls ersetzt werden. Leistungsfähige Texteditoren können so komplexe, strukturierte Veränderungen am Text vornehmen, oft mit der Flexibilität regulärer Ausdrücke.
Syntaxhervorhebung
Syntaxhervorhebung ist die Möglichkeit, charakteristische Textmuster hervorzuheben.
Makros
Bestimmte regelmäßig sich wiederholende Funktionen können als Makro gespeichert werden.
Code-Faltung
Teile des Textes (wie z. B. ganze Anweisungsblöcke in Programmtexten) werden mit Code-Faltung eingeklappt und erhöhen so die Übersichtlichkeit.
Spaltenmodus
Spaltenmodus in Geany
Rechteckige Blöcke können markiert, kopiert, eingefügt und editiert werden.
Symbolbrowser
Funktionen, Klassen, structs, etc. können über einen Symbolbrowser schnell eingesehen werden.
Codevervollständigung
Automatische Codevervollständigung.
Calltips
Anzeige von Aufrufparametern für Funktionen und Methoden.
Integrierte Programme
Integrierte Programme erlauben schnellen Zugriff während des Entwickelns (z. B. Terminalemulation, Kompilierung, Dateimanager, FTP-Clients).
Metaeigenschaften
Eigenschaften wie Zeichensatz, Zeilenumbrüche oder Byte Order Mark können eingesehen und verändert werden.
Darstellung
Dateien können als Plaintext, mit oder ohne Zeilenumbrüche, aber auch als Hexadezimalzahlen dargestellt werden (Hex-Editor).
automatische Einrückung
Je nach Einrückungsstil wird bei einer neuen Zeile zusätzlich die Einrückung der vorhergehenden Zeile übernommen.
Plugins
Schnittstelle für Plugins.

Abgrenzung zur Textverarbeitung

Im Gegensatz zu einem Textverarbeitungssystem und zu Desktoppublishing-Software (DTP) bietet ein Texteditor in der Regel nur sehr eingeschränkte Layout- und Formatierungsfunktionen an und speichert den Text als reinen ASCII-Text (oder UTF-8-Text) ohne Formatierungen, bzw. in einem ähnlichen, der Systemplattform entsprechenden einfachen Textformat ab. Ein Texteditor wird beispielsweise zur Erstellung von Notizen, zum Ändern von Konfigurationsdateien und zur Bearbeitung von Quelltext beim Programmieren verwendet. Sogenannte IDEs (Integrierte Entwicklungsumgebungen) bestehen im Wesentlichen aus einer Texteditorkomponente, die um eine Funktionalität erweitert worden ist, um das zu entwickelnde Programm mit einigen Tastendrucken (oder Mausklicks) zu kompilieren oder auszuwerten und direkt in der Entwicklungsumgebung debuggen zu können. Auch Wikipedia bedient sich zum Erstellen oder Verändern von Einträgen eines Texteditors, der in Form einer im Webbrowser eingebauten einfachen Texteditorkomponente dem Benutzer den Artikel als reinen Text mit einfachen Formatierungsmarkierungen präsentiert.

Die von einem Texteditor erzeugten Dateien erhalten in DOS und Windows aufgrund einer Konvention die Namensendung “.txt“, wobei auch jede andere Dateinamenserweiterung denkbar ist. Das Format ist heute meist 7- oder 8-Bit-ASCII oder UTF-8, selten EBCDIC (IBM Mainframe). Beim Austausch von Textdateien zwischen verschiedenen Systemen ist zu beachten, dass verschiedene Konventionen, wie das Zeilenende zu markieren ist, existieren. Dies ausgenommen ist eine in 7-Bit-ASCII kodierte Textdatei wohl das portabelste Informationsformat auf Rechnern und kann auf den allermeisten Systemplattformen gelesen und erzeugt werden, auch solchen, die schon mehrere Jahrzehnte alt sind.

Anwendung

Unix

Texteditor Nano unter UNIX

Der standardisierte UNIX-Texteditor ed ist einer der ältesten Editoren, die noch Verwendung finden. Dieser arbeitet zeilenorientiert, und trotz seiner leistungsfähigen Editiersprache ist das interaktive Bearbeiten recht umständlich.

Später kam als Erweiterung von ed und dessen Erweiterung ex der visuelle Editor vi auf, der die Bearbeitung von Texten komfortabler machte. Dieser ist, wie ed, POSIX-standardisiert und normalerweise auf allen UNIX/Linux-Systemen installiert. Wie auch ed hat vi keine Menüs, stattdessen wird mit diversen Tastenkombinationen und Editierbefehlen gearbeitet. Zu vi existieren verschiedene Nachprogrammierungen („Klone“), z. B. Vi Improved (Vim), vile, nvi, elvis und weitere. Vim wurde auf viele Systemplattformen portiert, unterstützt grafische Oberflächen und ist einer der leistungsfähigsten Editoren.

Ein weiterer, oft benutzter und sehr mächtiger Editor ist GNU Emacs, ein frei programmierbarer Texteditor mit einem kompletten (wenn auch simplen) Lisp-System im Inneren, auf dem viele Erweiterungen und ein guter Teil des Editors selbst aufbauen. Kleinere Emacs-ähnliche Editoren sind z. B. µemacs (MicroEmacs), jed, jove. XEmacs ist eine im Wesentlichen vergleichbare Alternative zu GNU Emacs, die sich von diesem vor Jahren abspaltete. Emacs, XEmacs und µemacs wurden auf viele Systemplattformen portiert und stehen heute außer auf Unix unter Windows, Mac OS und einigen anderen Systemen wie VMS zur Verfügung.

Wer WordStar-kompatible Befehle bevorzugt, kann unter Unix den Texteditor joe oder mined verwenden. Auch Emacs lässt sich vollständig im wordstar-mode bedienen.

Außer den hier vorgestellten gibt es noch viele weitere Texteditoren für Unix.

Windows

Jede Version des Betriebssystems Microsoft Windows enthält einen einfachen Texteditor, der Notepad heißt. Dieser Editor bietet allerdings nur sehr eingeschränkte Möglichkeiten und ist daher für größere Einsätze wenig geeignet, längere Texte werden nur sehr langsam bearbeitet. Neuere Versionen können auch Textdateien im Unicode-Format verarbeiten.

Weitere, auch sehr leistungsfähige Texteditoren existieren in großer Menge. Neben den von anderen Systemen portierten Programmen existiert eine Fülle meist kommerzieller Programme. Unter Windows NT und Nachfolgern existiert wieder der alte DOS-Editor edlin, der ähnlich wie ed ein zeilenorientiertes Bearbeiten mittels einer Kommandosprache bereitstellt, jedoch nicht die Leistungsfähigkeit seines Unix-Cousins aufweist (z. B. bietet er keine regulären Ausdrücke zum Formulieren von Mustern).

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Texteditor – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary Wiktionary: Texteditor – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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