Sigurd Debus

Sigurd Debus

Sigurd Debus (* 7. Mai 1942; † 16. April 1981 in Hamburg) war ein mutmaßliches Mitglied der Rote Armee Fraktion (RAF).

Leben

Als Angestellter eines Ölunternehmens hatte Sigurd Debus wohl erstmals Kontakt zu verschiedenen kommunistischen Gruppierungen. Er soll bereits in den frühen 1960er Jahren im Umfeld der verbotenen KPD aktiv gewesen sein, bevor er sich wohl 1969 der neu gegründeten KPD/ML anschloss. Bereits 1970 verließ er die KPD/ML allerdings wieder, um sich später im 1971 gegründeten HamburgerAktionsZentrum (HAZ) zu engagieren. Im Zusammenhang mit einer durch das HAZ organisierten Demonstration gegen den Vietnamkrieg am 24. Mai 1972 wurde er erstmals vor Gericht gestellt.

Seit Mitte 1973 lebte Debus in der Illegalität. Ein Kellerdepot mit Chemikalien zur Sprengstoffherstellung hatte sich entzündet. Dort fand die Polizei auch erstmals Hinweise auf ihn. In der folgenden Zeit konzentrierte sich Debus wohl auf den Aufbau einer Stadtguerilla in Hamburg, möglicherweise, um eine eigene, von der RAF unabhängige Gruppe aufzubauen. Ende Februar 1974 wurde er bei einem Banküberfall in Hamburg verhaftet. Offenbar war er aus seiner eigenen Gruppe heraus verraten worden. Die Polizei stellte ihm daraufhin eine Falle.

Nach seiner Verurteilung wurde er in Celle inhaftiert. Hier verbindet sich mit seiner Person einer der bekanntesten Verfassungsschutz-Skandale der jüngeren deutschen Geschichte, der unter dem Namen „Celler Loch“ bekannt wurde. 1979 wurde er dann in die JVA Hamburg-Fuhlsbüttel verlegt.

Dort beteiligte sich Debus ab dem 11. Februar 1981 an einem Hungerstreik der Gefangenen aus der RAF. Ab März 1981 wurde er gegen seinen Willen zwangsernährt. Anfang April fiel er bei einem dieser Termine ins Koma und verstarb am 16. April. Eine Obduktion erbrachte eine innere Kopfblutung als Todesursache, die wohl im Zusammenhang mit der Fixierung für die Zwangsernährung steht. Nach Bekanntwerden seines Todes wurde der Hungerstreik beendet. Bereits am 11. April war sein Tod fälschlicherweise gemeldet worden, woraufhin es in einigen deutschen Städten zu Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und militanten Linksradikalen kam.

Wegen seiner Teilnahme an einem Hungerstreik der RAF sowie dem terroristischen Hintergrund seiner Inhaftierung wird Debus häufig als Mitglied der RAF geführt. Eine organisatorische Zugehörigkeit zur RAF konnte aber bislang nicht belegt werden. In der Erklärung der RAF zur Besetzung der Deutschen Botschaft in Stockholm vom 24. April 1975 wird die Freilassung von 26 politischen Gefangenen gefordert, unter denen auch Sigurd Debus genannt wird. Die RAF benannte später eines ihrer Kommandos nach ihm, was den Vermutungen über seine Zugehörigkeit Auftrieb verlieh.

Literatur

  • Artikel zu Sigurd Debus aus: So oder So - Die Libertad!-Zeitung -Nr. 6 / März 2000
  • Christa Ellersiek/ Wolfgang Becker: Das Celler Loch. Die Hintergründe der Aktion Feuerzauber. Verlag am Galgenberg, Hamburg 1987, ISBN 3925387307
  • Dieter Schütt: Erinnerungen an Sigurd, in: Der Funke (online), Hamburg, D. Schütt, Nr. 24 II/1981, S. 2-9

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