Schloss Riede

Schloss Riede
Schloss Riede von der Gartenseite (2006)
Park von Riede
Die Hennerkapelle im Park, errichtet durch Heinrich von Meysenbug
Obelisk im Schlosspark
Schloss Riede, Kapelle

Das Schloss von Riede ist ein Renaissancebau in Riede, einem Ortsteil von Bad Emstal im nordhessischen Landkreis Kassel.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die erste urkundliche Erwähnung der Ortschaft Riede stammt aus dem Jahr 1074. Das Schloss wurde auf den Grundmauern eines Hofs des Augustinerklosters Merxhausen gebaut. Nachweisbar war diese ursprüngliche Bausubstanz durch eine romanische Kapelle noch bis ins 19. Jahrhundert.

Im Jahr 1443 verkaufte der erste belegbare Besitzer, Henne von Wehren, der es als Lehen der Landgrafen von Hessen hielt, das Anwesen an das hessische Adelsgeschlecht derer von Meysenbug. 1563 wurde unter Verwendung umfangreicher Teile des bereits bestehenden Baus das Schloss im Weser-Renaissancestil errichtet, mit einem Rittersaal im Zentrum. Aus dem Jahr 1574 stammen die Renaissance-Eisengussplatten im Erkerzimmer, geschaffen nach den Entwürfen des hessischen Eisengießers Philipp Soldan.

1674 wurde dem Schloss ein Gutshof, ein einfacher Saalbau mit Fachwerktürmchen, von Wolrad von Meysenbug angegliedert. Im 17. Jahrhundert wurde ein noch heute existierender Kräutergarten angelegt. Im Auftrag von Leo von Meysenbug wurde das Schloss im 17. und dann nochmals im 18. Jahrhundert umgebaut; dabei ging die Geschlossenheit der Anlage verloren. Um 1770 wurde die Schlossanlage durch Heinrich von Meysenbug mit einem englischen Garten ergänzt.

Im Jahr 1810 starb die Familie Meysenbug mit Heinrich von Meysenbug aus, und das Lehen fiel zurück an den damaligen Landesherren, Jérôme Bonaparte, König des napoleonischen Königreichs Westphalen, der es seinem Großstallmeister, dem zum Grafen von Ried ernannten General Philippe François Maurice d’Albignac schenkte; dieser sah Riede allerdings nie persönlich. Nach der Restitution des Kurfürstentums Hessen-Kassel im Jahre 1813 schenkte Kurfürst Wilhelm I. das Schloss seinem Sohn, dem Kurprinzen Wilhelm II., der sich dort kurzzeitig mit seiner Mätresse Emilie Ortlöpp aufhielt.

1825 kaufte die Familie von Buttlar Schloss, Park und Wirtschaftsgebäude und behielt diese bis zum Verkauf im Jahre 2007 in Besitz. 1878 musste die romanische Kapelle dem Anbau des Südflügels weichen.

Der historische Rittersaal im Schloss steht heute als Trausaal zur Verfügung. Außerdem beherbergt das Schloss in einigen Räumen eine kleine Kunstgalerie, die temporäre Ausstellungen zeigt.

Schlosspark

Heinrich von Meysenbug, der damalige Eigentümer des Schlosses, beauftragte um 1770 Johann Heinrich Müntz damit, einen Englischen Landschaftspark anzulegen. Der naturnahe Waldpark schließt sich an einem Hang vor dem Klauskopf an das Schloss an und umfasst etwa 30 Hektar. Er wurde im Laufe der Zeit mehrfach ergänzt.

Der Garten im frühromantisch-sentimentalen Stil wurde mit zahlreichen einheimischen und exotischen Bäumen und Sträuchern bepflanzt. Zu dem Park gehörte ein Obelisk aus dem Jahr 1774, eine Turmruine, eine Einsiedlerhütte, ein Gedenkstein und ein Stein mit der Inschrift „Alles oder nichts“ und die „Hennerkapelle“. Die Kapelle diente der Familie Buttlar als Familiengrablege. Die gartenarchitektonischen Bauten wurden durch geschlängelte Wege miteinander verbunden. Die Gestaltung der Bepflanzung ermöglichte Ausblicke in die umliegende Landschaft. Integriert in den Park ist ein Taufstein von 1564. Ebenso typisch für den frühromantisch-sentimentalen Stil ist, dass Denkmale und Parkarchitekturen mit den Themen Freundschaft, Liebe, Tod, und Trauer besetzt wurden. Die Arbeiten am Park wurden 1800 abgeschlossen.

2001 wurde mit ersten gartendenkmalpflegerischen Maßnahmen im Park begonnen. Mit dem Heinrich von Meysenbug-Pfad wird seinem geistigen Schöpfer gedacht. Der Park ist dennoch nicht mehr vollständig erhalten, und es erinnern nur noch die Bepflanzung, der Obelisk und der nunmehr ausgebaute Turm auf dem Klauskopf an seine Existenz.

Literatur

  • Anonym: „Tiedemann's Denkmal unweit Riede in Niederhessen“. In: Zeitung für die elegante Welt, 10. März 1807
  • Eduard Braus: Reiseführer durch Nordhessen und Waldeck. A. Bernecker Verlag, Melsungen, 1971, S. 97
  • Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Hessen I, 1. Aufl. Deutscher Kunstverlag 2008, ISBN 9783422030923 S. 717.
  • Bruno Jacob: „Noch etwas vom Parke zu Riede“. In: Kasseler Post, 29. März 1925
  • Rudolf Knappe: Mittelalterliche Burgen in Hessen: 800 Burgen, Burgruinen und Burgstätten. 3. Aufl. Wartberg-Verlag. Gudensberg-Gleichen 2000. ISBN 3-86134-228-6, S. 33.
  • Schlösser, Burgen, alte Mauern. Herausgegeben vom Hessendienst der Staatskanzlei, Wiesbaden 1990, S. 102–104, ISBN 3-89214-017-0
  • Holger Schulz: „Der frühromantisch-sentimentale Waldpark von Riede“. In: Die Gartenkunst, 10. Jahrgang, 1998, Heft 2, S. 243–259

Weblinks

Einzelnachweise

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