Schaufel

Schaufel
Drei Schaufelausführungen: links Frankfurter Schaufel, in der Mitte Holsteiner Schaufel und rechts Hallenser Randschaufel
Antike römische Schaufeln vom Kastell Saalburg (1. bis 3. Jahrhundert n. Chr.)

Eine Schaufel (vom althochdeutschen Scuvala, mittelhochdeutschen Schuvel), umgangssprachlich in Nord- und Mitteldeutschland auch Schippe oder Schüppe, im Rheinland auch Schöppe, ist ein Werkzeug zum Aufnehmen und Fortschaffen von Lockermaterialen (beispielsweise Erde, Sand oder Schüttgut).

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Vorläufer der Schaufeln sind die seit dem Neolithikum bekannten Grabstöcke. Diese waren zuerst einfache Stöcke, die aber je nach Einsatzzweck auch ein ausgeschnitztes Blatt oder Schultern aufwiesen. Mit Aufkommen von Metallen wurden zunächst nur die Schnittkanten des Schaufelblattes mit Metall verstärkt, bis sich schließlich mit zunehmender Verbreitung, vor allem des Eisens, die Schaufelblätter ganz aus Eisen gefertigt wurden. Schaufeln mit eisenverstärktem Holzblatt fanden beim Torfstich noch bis in das 20. Jahrhundert Verwendung.

Grundsätzliche Bauform und Arbeitsleistung des Handwerkzeugs

Die Schaufel dient vorrangig der Aufnahme und dem Transport des Materials, wohingegen der Spaten sich besser dazu eignet, feste Materialien zu lockern. Nutzungsmöglichkeiten und Bauartunterschiede zwischen diesen beiden Grundbauformen sind aber fließend, so kann zum Beispiel eine Stechschaufel auch zum Graben benutzt werden. Arbeitsmäßig günstiger ist aber der Einsatz des jeweils spezialisierten Gerätes. Die Schaufel kann ferner auch zum Planieren eingesetzt werden.[1]

Schaufeln haben ein mehr oder weniger in Längs- und Querrichtung konkaves, also nach oben gezogenes, Blatt mit Rändern seitlich und/oder an der Hinterkante sowie einer je nach Typ unterschiedlich geformten Vorderkante (Einstechkante).

Als Handwerkzeug besitzen sie einen zumeist aus Holz gefertigten Stiel als Handhabe. Dieser ist in der Regel mannslang, es gibt aber auch kürzere Ausführungen. Die Stiele sind vielfach aus ergonomischen Gründen leicht gekrümmt. Manche Schaufelstile verfügen zudem über einen zum Beispiel D-förmigen Handgriff am oberen Ende (Spatengriff).

Eine Arbeitskraft kann etwa drei bis vier Kubikmeter Erde mit der Schaufel in einer Arbeitstunde rund ein bis zwei Meter hoch und weit umschaufeln. Bei sehr leichtem Material wie beispielsweise Torf kann die Leistung bei Verwendung einer besonders großen Schaufel wie etwa einer Hallenser Randschaufel ungefähr doppelt so hoch sein.[2]

Ausführungsarten des Handwerkzeugs Schaufel

Fontana Maggiore in Perugia
Ernteszene mit Wurfschaufel
  • Schaufeln mit größerem Schaufelblatt werden zur Aufnahme und zur Bewegung verhältnismäßig lockeren Materials (zum Beispiel Sand) genutzt:
    • Die Holsteiner Schaufel mit gerader Vorderkante eignet sich gut zum Schaufeln von Erd- und andere Materialmassen.
    • Die Holländer Schaufel ist ähnlich der Holsteiner Schaufel, besitzt jedoch eine bogenförmig gekrümmte Vorderkante zum Freigraben von Wassergräben.
    • Die Frankfurter Schaufel verfügt über ein spitz-rund zulaufendes Blatt zum Aufgraben.
  • Kleinere Schaufeln mit gekrümmtem Schaufelblatt werden zum Bewegen von schwerem Boden (Lehm, Ton o. ä.) genutzt:
    • Bayrische Schaufel mit spitz zulaufendem, nur sehr schwach gekrümmtem Blatt zum leichteren Eindringen in schwerere, steinigere Böden.
  • Stechschaufeln sind speziell für den kraftvollen Einsatz zum Lösen von härterem Boden ausgelegt und ähneln einem Spaten: Sie haben eine gerade, meist verstärkte Hinterkante für den Einsatz des Fußes zum „Nachtreten“:
    • Ansbacher Schaufel mit spitz zulaufendem, fünfeckigem und sehr flachem Blatt ohne seitlichen Rand.
  • Zum Bewegen von leichtem Schüttgut wie Getreide oder leichten Lockermaterialien wie Torf oder Schnee verwendet man stark hohle Schaufelblätter:
    • Die Worfschaufel war eine gabelartige Schaufel, mit der das ausgedroschene Getreide gegen den Wind in die Höhe geworfen und dadurch von der Spreu gereinigt wurde.
    • Eine Hallenser Randschaufel hat ein sehr großes, rechteckiges und flaches Blatt mit Rand. Diese Schaufel wird meist aus Leichtmetall, zum Teil jedoch mit stählerner Einsteckkante, hergestellt und eignet sich besonders gut zum Aufnehmen und Bewegen von Getreide.
    • Eine Kehrschaufel, Kehrichtschaufel oder Mistschaufel, oftmals aus Kunststoff oder Metall, wird zusammen mit einem Handfeger benutzt.
    • Eine Schneeschaufel ist eine spezielle, breite Schaufel, die man zum Räumen von Schnee benutzt.
    • Die Lawinenschaufel dient demselben Zweck, meist mit spitzer, teils sogar sägeförmig gezackter Vorderkante für den Einsatz in festgepresstem Lawinenschnee, aber besonders leicht und handlich und oft mit klappbarem Stiel ausgeführt.
  • Setzschaufeln oder Pflanzenkellen sind kleine Einhandschaufeln mit langem, lanzettförmigem und stark längsrundem Blatt für das Setzen oder Ausgraben von kleineren Pflanzen.
  • Sandspielschaufeln für Kinder, kleine Schaufeln, oft aus Kunststoff und bunt, zum Spielen im Sandkasten oder am Strand
  • Die Lochschaufel dient dem Graben von Erdlöchern.
  • Ähnlich der Holsteiner Schaufel geformt, jedoch aus (geschätzt) 9 bis 10 Zinken aufgebaut ist die Schottergabel zum Schaufeln von grobem Bahn-Gleisschotter. Erst die flexiblen Zinken ermöglichen das Eindringen in das sich untereinander verhakende Schottermaterial, unerwünschtes Feinkorn kann durch leichtes Schupfen ausgesiebt werden.

Mechanisierung der Schaufel und Schaufelarbeit

  • Die Arbeitswerkzeuge (z. B. Tieflöffel) eines Baggers zur Aufnahme und Bewegung von Erde, Sand o. ä. werden ebenfalls als Schaufel bezeichnet, sie sind entsprechend der wesentlich größeren Ausführung und der höheren Belastung etwa bei Grabearbeit in felsigem Boden stabiler ausgeführt und verfügen vielfach über aus gehärtetem Stahl bestehende Zähne an der Schürfschiene zum besseren Eindringen in verdichtetes Material.
  • Auch für Frontlader gibt es Schaufeln als Anbaugeräte.
  • Beim Schneepflug spricht man jedoch nicht von einer Schaufel, sondern von einem Schild – es dient dem Schieben und seitlichem Versetzen, die Wurffunktion der Schaufel übernimmt die Schneefräse.

Einzelnachweise

  1. Ulrich Sachweh (Herausgeber): Der Gärtner, Band 1, Grundlagen des Gartenbaues. 5. Auflage, Ulmer, Stuttgart 1984, 2001, ISBN 3-8001-1184-5, S. 508
  2. Ulrich Sachweh (Herausgeber): Der Gärtner, Band 1, Grundlagen des Gartenbaues. 5. Auflage, Ulmer, Stuttgart 1984, 2001, ISBN 3-8001-1184-5, S. 508

Weblinks

 Commons: Schaufeln und Spaten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary Wiktionary: Schaufel – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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