Roger II. (Sizilien)

Roger II. (Sizilien)
Roger II.; Abbildung aus dem Liber ad honorem Augusti des Petrus de Ebulo, 1196
Roger II. wird von Christus gekrönt, Mosaik in La Martorana
Ansicht der Kuppel der Capella Palatina in Palermo
Sarkophag Friedrichs II. im Dom von Palermo, im Hintergrund der Sarkophag Rogers II.

Roger II. (* 22. Dezember 1095; † 26. Februar 1154) aus dem Adelsgeschlecht der Hauteville war seit 1130 König von Sizilien. Der zweite Sohn Rogers I. aus dessen dritter Ehe wurde nach dem Tode seines Bruders im Jahre 1105 Graf von Sizilien, wobei seine Mutter Adelheid bis spätestens 1113 die Herrschaft für ihn ausübte. Ab diesem Zeitpunkt entwickelte er sich zu einem der bedeutendsten Herrscher des mittelalterlichen Europa.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Von seinen normannischen Verwandten im Jahre 1127 mit dem Herzogtum Apulien (1127) und mit Tarent (1128) beerbt, gewann er ganz Süditalien bis hin zu den päpstlichen Besitzungen. Mit Päpsten hatte er mehrmals Meinungsverschiedenheiten. So wurde er erst am 22. August 1128 von Papst Honorius II. auf einer Brücke in Benevent in einem Friedensschluss mit dem Herzogtum Apulien belehnt. Roger nutzte das Schisma unter Innozenz II. für seine Zwecke aus, verbündete sich mit dem Gegenpapst Anaklet II. und ließ sich Weihnachten 1130 in Palermo zum König von Sizilien erheben. Die militärischen Auseinandersetzungen mit Innozenz führten 1139 zur Gefangennahme des Papstes; Innozenz musste die Königswürde Rogers anerkennen.

Roger II. galt als sehr gebildet und weltoffen und hat vermutlich nicht nur Griechisch, sondern auch Arabisch gesprochen. Er errichtete eine effiziente Herrschaft über seine Besitzungen und förderte den Schwefelabbau, die Seidengewinnung und den Aufbau einer Handelsmarine, um nicht nur mit Byzanz, sondern auch mit den arabischen und nordafrikanischen Städten einen einträglichen Handel zu treiben. An seinem Hof lebte unter anderen auch der arabische Kartograf Al-Idrisi, der für ihn eine silberne Weltkarte erschuf.

Mit seinem Gesetzgebungswerk der Assisen von Ariano legte Roger II. nach dem Vorbild des Corpus iuris civilis Kaisers Justinian I. von Byzanz die Grundlagen seiner Königsherrschaft in einer Art Verfassung nieder. Unter den darin enthaltenen Beschlüssen finden sich u. a. auch Hinweise auf eine Gleichbehandlung von Untertanen verschiedenen Glaubens.

Stark in die Kreuzzugsbewegung involviert, konnte Roger II. schon bald Besitzungen in Nordafrika erwerben, was Handel und Steueraufkommen zusätzlich begünstigte. Mit der Eroberung von Tunis im Jahre 1146 wurde er zum Beherrscher des zentralen Mittelmeers. Roger II. galt zu seiner Zeit denn auch als der reichste Herrscher Europas und unterhielt – ohne Vorbild für den Westen – einen ausgedehnten Harem. Unter ihm erlebte Sizilien eine bis heute nie wieder erreichte Blütezeit.

Die Capella Palatina, Palastkapelle König Rogers II. in Palermo, zeigt die Auswirkungen der Kulturpolitik der Normannen: Kufische Inschriften finden sich neben biblischen Heilsgeschichten, arabische Ornamentik und byzantinische Mosaikkunst gehen eine Synthese ein.

Nachkommen

Roger II. war dreimal verheiratet. Aus seiner ersten Ehe mit Elvira († 1135), einer Tochter Alfons' VI. von Kastilien, gingen vier Söhne hervor. Die drei ältesten, Roger, Tankred und Alfons, starben noch vor ihrem Vater. Den jüngsten Sohn Wilhelm (geboren 1122) setzte er 1151 zum Mitregenten ein. Er wurde als Wilhelm I. auch der Nachfolger seines Vaters als König von Sizilien.

Die zweite Ehe mit Sibylle, einer Tochter des Herzogs Hugo II. von Burgund, blieb kinderlos. Sibylle starb bereits 1150, im Jahr nach der Hochzeit, an einer Fehlgeburt.

Aus seiner dritten Ehe mit Beatrix († 1185), einer Tochter des Grafen Günther von Rethel, ging als einziges Kind Konstanze hervor, die erst nach dem Tod Roger II. geboren wurde. Sie heiratete 1186 Kaiser Heinrich VI., womit das Königreich Sizilien auf die Staufer überging. Roger II. wurde im Dom von Palermo bestattet, in dem später auch sein Enkel, Kaiser Friedrich II., beigesetzt wurde.

Literatur

  • Theo Broekmann: 'Rigor iustitiae'. Herrschaft, Recht und Terror im normannisch-staufischen Süden (1050–1250) (= Symbolische Kommunikation in der Vormoderne. Studien zur Geschichte, Literatur und Kunst), Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2005, ISBN 978-3-534-18060-8. (Rezension)
  • Carlrichard Brühl: Urkunden und Kanzlei König Rogers II. von Sizilien. Köln 1978.
  • Erich Caspar: Roger II. (1101–1154) und die Gründung der normannisch-sicilischen Monarchie. Wagner, Innsbruck 1904 (Nachdrucke 1963, 1966; italienisch 1999).
  • Ferdinand Chalandon: Histoire de la domination normande en Italie et en Sicile. (2 Bd.), New York 1960.
  • Josef Deér: Papsttum und Normannen. Untersuchungen zu ihren lehnsrechtlichen und kirchenpolitischen Beziehungen. Köln 1972.
  • Hubert Houben: Roger II. von Sizilien. Herrscher zwischen Orient und Okzident. 2., bibliogr. vollst. aktualisierte und erg. Aufl., Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2010, ISBN 978-3-534-23113-3.

Weblinks

 Commons: Roger II. – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Vorgänger Amt Nachfolger
Simon Graf/König von Sizilien
1105–1154
Wilhelm I.
Bohemund II. Fürst von Tarent
1128–1132
Tankred

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