Paolo Bettini

Paolo Bettini
Paolo Bettini (links) bei der Deutschlandtour 2004
Paolo Bettini an der Vuelta 2008

Paolo Bettini (* 1. April 1974 in Cecina, Italien) ist ein ehemaliger italienischer Profi-Radrennfahrer.

Bettini gilt als einer der besten Rennfahrer seiner Generation für schwere Eintagesrennen. Die besonderen Stärken des Puncheurs sind seine Rennübersicht, seine taktisch klug gesetzten schnellen Antritte sowie sein großer Siegeswille. Bettini, dessen Spitzname il Grillo, die Grille, auf seine eher zierliche Figur und seine Fähigkeit, einem Feld wegzuspringen, zurückgeführt wird, kann sich sowohl an Steigungen absetzen wie auch einen Sprint aus einer Gruppe gewinnen. Obwohl er nicht als Spezialist für Massensprints angesehen wird, ist seine Endschnelligkeit hoch genug, um in diesen regelmäßig vordere Plätze zu belegen und sie in seltenen Fällen auch zu gewinnen. Zu Bettinis Schwächen gehört unter anderem das Zeitfahren. Im Gesamtklassement der großen Rundfahrten spielt Bettini regelmäßig keine Rolle, da er seine Leistung nicht tagtäglich über drei Wochen abrufen kann und auch in den Bergen nicht zu den Besten gehört.

Mit seinem Sieg bei der Straßen-Radweltmeisterschaft 2007 konnte er mit den drei Fahrern gleichziehen, denen bisher eine Titel-Verteidigung gelungen war, den Belgiern Van Looy und Van Steenbergen sowie seinem Landsmann Bugno.

Er erklärte am Vorabend des Weltmeisterschaftsrennens in Varese (28. September 2008) seinen Rücktritt vom Profi-Radrennsport.

Ab Mai 2010 wird Bettini neuer Trainer der italienischen Straßen-Nationalmannschaft als Nachfolger des im Februar 2010 tödlich verunglückten Franco Ballerini.[1]

Inhaltsverzeichnis

Karriere

1997 bis 2000

Bettini wurde 1997 Profi. Er spielte zunächst die Helferrolle etwa für Michele Bartoli, seinen italienischen Teamkollegen bei Mapei, und erzielte einige Etappensiege bei kleineren Rundfahrten, etwa 1999 bei Tirreno–Adriatico. Im Jahr 2000 gewann er im März nach zwei Etappensiegen die Rundfahrt Settimana Ciclistica und im April mit dem schweren Ardennen-Klassiker Lüttich–Bastogne–Lüttich seinen bis dahin größten Erfolg, mit dem er Bartoli als Kapitän des Teams ablöste. Mit dem Sieg auf der 8. Etappe der Tour de France 2000 gewann Bettini in dem Jahr auch seine erste Etappe bei einer dreiwöchigen Rundfahrt.

2001 bis 2004

2001 belegte Bettini bei der Straßen-Rad-WM den zweiten Platz hinter Óscar Freire. Weitere Erfolge dieses Jahres waren die Meisterschaft von Zürich, die Coppa Placci (ein bedeutendes italienisches Eintagesrennen) und drei Etappen bei kleineren Rundfahrten.

Von 2002 bis 2004 gewann Bettini kontinuierlich die Gesamtwertung des Rad-Weltcups. Besonders 2003 dominierte er mit dem Gewinn von insgesamt drei Weltcuprennen. Außerdem übernahm Bettini seit Anfang 2003 mehrmals die Führung in der UCI-Weltrangliste.

Bei den Olympischen Sommerspielen 2004 in Athen gewann er die Goldmedaille im Straßenrennen. Daneben gewann er in dem Jahr noch zwei Etappen und die Gesamtwertung der Rundfahrt Tirreno–Adriatico, eine Etappe der Tour de Suisse und weitere kleine Rennen.

2005 bis 2006

Paolo Bettini mit dem Maglia Ciclamino beim Giro d’Italia 2005

2005 gewann Bettini lediglich vier, allerdings sehr bedeutende Rennen: Er erzielte je einen Etappensieg beim Giro d’Italia, bei dem er sich auch das Punktetrikot sichern konnte, und der Spanien-Rundfahrt, wodurch er nun zum Kreis der Fahrer gehörte, die in ihrer Karriere bei allen drei großen Rundfahrten Etappensiege erreicht haben. Zudem gewann er noch die Herbstklassiker Meisterschaft von Zürich und die Lombardei-Rundfahrt.

2006 begann Bettini seine Rennsaison früh im Jahr mit einem Sieg auf Mallorca. Er bereitete sich dann mit zwei Etappensiegen bei Tirreno–Adriatico auf seinen ersten Saisonhöhepunkt, den Giro, vor, bei dem er die 15. Etappe und die Punktewertung gewann. Nach seinem Sieg bei der Italienischen Straßenmeisterschaft legte er eine Regenerationspause ein, um sich während der Spanienrundfahrt auf seinen zweiten Saisonhöhepunkt, die Straßen-Radweltmeisterschaft 2006 in Salzburg vorzubereiten, bei der er als einer der Favoriten galt. Bettini, der vier Wochen zuvor eine Etappe der Spanienrundfahrt im Massensprint gewonnen und damit seine Form unter Beweis gestellt hatte, attackierte im Rennverlauf mehrmals, wurde jedoch immer wieder eingeholt. 500 Meter vor dem Ziel verschärfte der Spanier Samuel Sánchez das Tempo, um seinem Teamkollegen Alejandro Valverde, einem anderen Favoriten, den Sprint vorzubereiten. Durch die Tempoverschärfung entstand eine Lücke im Feld. Lediglich Bettini und Erik Zabel erkannten die Situation und schlossen zu den Spaniern auf. Bettini hielt sich am Hinterrad des Deutschen, der den Sprint eröffnete, und gewann aus dessen Windschatten kommend den Sprint auf den letzten Metern, womit er sich das Regenbogentrikot des Weltmeisters sicherte.

Tod des Bruders

Acht Tage nach dem Sieg bei der Weltmeisterschaft verunglückte Bettinis Bruder Sauro, zu dem er eine sehr enge Beziehung hatte, bei einem Autounfall tödlich. Bettini dachte ans Karriereende, doch seine Familie überredete ihn weiterzumachen. Zwei Wochen später startete Bettini bei der Lombardei-Rundfahrt und gewann den bedeutenden Herbstklassiker nach 2005 zum zweiten Mal. Bettini widmete diesen Sieg seinem Bruder.

Im Vorfeld der Straßenweltmeisterschaft 2007

Im Vorfeld der Straßen-Radweltmeisterschaft 2007 weigerte sich Paolo Bettini, die vom Radsport-Weltverband UCI geforderte Ehrenerklärung ohne Vorbehalte zu unterzeichnen. Es gab die Auffassung, dies sei Voraussetzung für den WM-Start, und die Vereinbarung zwischen UCI und der Stadt Stuttgart als WM Veranstalter sehe vor, Rennfahrer ohne eine unterzeichnete Ehrenerklärung nicht starten zu lassen. Dies war aber nicht Teil der UCI-Regularien und auch nicht Teil der Vereinbarung, daher wurde die Sicht der UCI vom Landgericht Stuttgart auch bestätigt.

Nachdem das Organisationskomitee der WM erfolglos eine einstweilige Verfügung gegen den Start von Paolo Bettini beim Landgericht Stuttgart beantragt hatte, konnte er schließlich starten.

Da die ursprünglich bereits im Juli von Bettini unterschriebene Version der Ehrenerklärung, in der er einzelne Passagen strich, nicht von der UCI anerkannt wurde, unterschrieb er am 7. September die Ehrenerklärung ohne Änderungen erneut, jedoch unter Vorbehalten, die er in einer zusätzlichen Erklärung niederlegte. Die Erklärung endet mit den Worten: „Es wird dementsprechend erklärt, die vorgenannte Ehrenerklärung vor dem Hintergrund der Bedenken und innerhalb der oben angeführten Grenzen unterzeichnet zu haben.“

Der zweite Sieg bei einer Weltmeisterschaft 2007

2007 schien Bettini sich zunächst auf die Sprintwertung bei zwei der großen Rundfahrten – dem Giro und der Vuelta a España – konzentriert zu haben. Immerhin schaffte er beim Giro den dritten Platz in der Sprintwertung und konnte sich auch bei der Vuelta zunächst das rote Trikot des Sprintbesten erobern. Doch seine Aufgabe nach der 17. Etappe der Vuelta zeigte, dass er im zweiten Teil der Saison alles auf die Weltmeisterschaft abgestellt hatte.

Nach den Querelen im Vorfeld lastete ein hoher Druck auf ihm. Nachdem die italienische Mannschaft vom Anfang des Rennens Druck gemacht hatte, konnte sie sich schließlich nach der entscheidenden Attacke von Fabian Wegmann am Herdweg mit drei Fahrern in der 15-köpfigen Spitze einfinden. Aus dieser taktisch günstigen Situation setzte Bettini dann die entscheidende Attacke, die lediglich die vier nächstplazierten Fahrer im Endklassement mitgehen konnten. Bettini gewann den Spurt mit einer Radlänge Vorsprung.

Erfolge

1998

1999

2000

2001

Sonstiges:

2002

Sonstiges:

2003

Sonstiges:

2004

Sonstiges:

2005

Sonstiges:

2006

Sonstiges:

2007

2008

Auszeichnungen

Weblinks

 Commons: Paolo Bettini – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Radsport-news.com: „Bettini neuer Coach von Italiens Straßenteam“

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