Nançay-Radioteleskop

Nançay-Radioteleskop
Der fahrbare Empfänger vor dem Primärspiegel
Der große Sekundärspiegel

Das Nançay-Radioteleskop (NRT) nahe Nançay in Frankreich ist Außenstelle des Pariser Observatoriums und eines der größten Radioteleskope für Wellenlängen im Dezimeterbereich.

Im Institut Nançay werden verschiedene Radioteleskope mit unterschiedlichen Aufgabenbereichen betrieben.

  • Das große NRT ist bezüglich der Kollektorfläche eines der weltweit größten Radioteleskope.
  • Der Radioheliograph misst die Radiostrahlung der Sonne.
  • Das Dekameter-Netzwerk besteht aus Einzelantennen, die die niederfrequente Radiostrahlung von Jupiter und Sonne untersuchen.
  • Nançay beherbergt die französische Außenstation des europäischen Verbund-Radiointerferometers LOFAR, des größten Radioteleskops der Welt. Die offizielle Einweihung fand am 20. Mai 2011 in Nançay statt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte des Instituts

Das Institut für Radioastronomie in Nançay wurde 1953 gegründet. Die ersten installierten Instrumente dienten zur Beobachtung der Sonne. Als dann im Verlauf der 50er-Jahre Radiostrahlung von anderen Sternen entdeckt wurde, hat man in Nançay zwei – heute nicht mehr verwendete – Empfangsantennen aufgestellt, um auch diese Strahlung zu untersuchen.

Da diese Radiostrahlung oft sehr schwach ist, hat man sich für den Bau des Dezimeter-Radioteleskops entschlossen. In einem ersten Bauabschnitt wurde nur 1961 der mittlere Bereich errichtet. Er umfasste nur ein Fünftel der späteren Anlage, die zwischen 1962 und 1964 vervollständigt wurde. Offizielle Einweihung erfolgte 1965 in Anwesenheit des französischen Staatspräsidenten. 1984 wurde die elektronische Steuerungs- und Kontrolltechnik vollständig erneuert.

Zwischen 1995 und 2000 wurde die Anlage mit einem Kostenaufwand von rund 14 Millionen Franc erneut renoviert. Das neue System ist 2,5-mal empfindlicher als vor dem Umbau.

Das Dezimeter-Radioteleskop

Das NRT wurde zwischen 1961 und 1965 am Nançay-Radioobservatorium etwa 200 km südlich von Paris errichtet, das bereits über einige kleinere Radioteleskope verfügte. Um kostengünstig eine große Sammelfläche zu erreichen hat es einen ungewöhnlichen Bauplan, der auf einen Vorschlag des amerikanischen Physikers John D. Kraus zurückgeht: Ein nur um eine horizontale Achse drehbarer flacher Reflektor von 200 × 40 m Größe lenkt die Radiowellen auf einen 460 m entfernten festen Reflektor von 300 × 35 m Größe. Dieser ist kugelförmig mit einem Radius von 560 m und fokussiert die Radiostrahlung auf den Empfänger im Brennpunkt. Mit diesem Konzept können Quellen nahe dem Meridian beobachtet werden, dazu muss der Empfänger im Brennpunkt mit einem auf Schienen bewegten Hubwagen nachgeführt werden. Durch Neigen des aus zehn Segmenten bestehenden ersten flachen Spiegels können Quellen bis zu einer Deklination von -39 Grad beobachtet werden.

NRT hat die früheren Empfänger für Frequenzen um 1,4 GHz (21 cm Wellenlänge), 1,66 GHz (18 cm) und 3,33 GHz (9 cm) inzwischen durch Empfänger für die Frequenzbereiche 1,0 bis 1,7 GHz und 1,6 bis 3,5 GHz ersetzt, die wichtigsten damit beobachtbaren Spektrallinien sind die des atomaren Wasserstoffs und der Radikale OH und CH.

Radioheliograph

Kette von Parabolantennen als Teil des Radioheliographen

Auf zwei zueinander senkrecht stehenden Achsen von 3200 beziehungsweise 1300 Meter Länge sind etwa 30 Parabolantennen zur Beobachtung der Radiostrahlung der Sonne angeordnet.

Dekameter-Netzwerk

Ende der 1970er-Jahre wurde aus 144 Einzelantennen von jeweils mehr als neun Metern Höhe ein Netzwerk geschaffen, mit dem die niederfrequente elektromagnetische Strahlung von Sonne und Jupiter aufgefangen wird.

Station LOFAR

Das LOFAR-Einrichtung von Nançay besteht im Augenblick aus 1 600 Antennen und 96 Empfängermodulen.

Weblink

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