Nabelschau

Nabelschau

Der Begriff Nabelschau ist eine Lehnübersetzung des griechischen Ausdrucks omphaloskepsis und bezeichnet übertragen eine zu starke Konzentration auf sich selbst.

Ab dem 13. Jahrhundert entstand in den verbliebenen Restgebieten des Oströmischen Reiches die Gebets- und Meditationsbewegung des Hesychasmus in der Tradition des Simeon des Neuen Theologen. Eine der Gebetsformen dieser Bewegung beinhaltete, den Blick auf den eigenen Bauchnabel zu richten, während man das Jesusgebet oder andere kontemplative Gebete sprach. [1] Die Aussage der Hesychasten, während ihrer Meditation das Taborlicht, eine ungeschaffene Kraft Gottes, die auch die Verklärung Christi begleitet hatte, zu sehen, löste heftige theologische Kontroversen aus.

Nachdem Gregor Palamas, einer der Köpfe der Bewegung, auf zwei Synoden 1341 und 1351 deren Anerkennung durch die Orthodoxe Kirche durchgesetzt hatte, trat Gregors Hauptgegner Barlaam von Kalabrien zur Römisch-Katholischen Kirche über und brachte so die negative Einstellung gegenüber der hier fast unbekannten Bewegung mit in den Westen. Thomas von Aquin und andere Scholastiker vertraten wie Barlaam die Ansicht, eine solche Behauptung sei Blasphemie.

Daher wird heute im Deutschen allgemein eine sinnlose Selbstbeobachtung als „Nabelschau“ bezeichnet; meist impliziert dies die Aufforderung, der so Bezichtigte möge aufhören, um sich selbst zu kreisen, und sich aktiv seiner Umwelt zuwenden.

Als Nabelschau wird in Europa manchmal auch abwertend die sitzende Meditationsmethode des Zen-Buddhismus (genannt Zazen) bezeichnet, die gewisse Ähnlichkeiten zum Hesychasmus hat.

Siehe auch

Quellen

  1. Vgl. Horst Leps: Was ist kontemplatives Beten?, 2000, Seite 6.

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