Medien in der Schweiz

Medien in der Schweiz

Der folgende Artikel behandelt die Medien in der Schweiz in den Bereichen Printmedien (Presse), Radio und Fernsehen.

Erstausgabe der NZZ vom 12. Januar 1780

Inhaltsverzeichnis

Printmedien

Die Entstehung von Schweizer Tageszeitungen war auf kulturell, geographisch und politisch enge Räume begrenzt. Erst mit dem Blick 1959 erschien eine Zeitung für die gesamte Deutschschweiz.[1] Bis heute ist dieses Muster unverändert, obgleich es nun mehrere überregionale Zeitungen gibt. Einige der nationalen Tageszeitungen wie die Neue Zürcher Zeitung sind bekannt für ihre ausführliche und fundierte Berichterstattung, besonders von internationalen Ereignissen. Die am meisten gelesene Tageszeitung ist die kostenlose Pendler-Zeitung 20 Minuten mit inzwischen über 1 Million Lesern (März 2006). Es folgen die Boulevardzeitung Blick mit 736'000 Lesern und der Tages-Anzeiger mit 573'000 Lesern. Weitere bekannte Zeitungen sind: Basler Zeitung, Aargauer Zeitung, Der Bund, Berner Zeitung, Neue Luzerner Zeitung, St. Galler Tagblatt und Südostschweiz. In der Romandie ist Le Temps die überregionale Tageszeitung. Die auflagenstärksten Tageszeitungen der Westschweiz sind aber Le Matin, gefolgt von 24 Heures und La Liberté.

Bekannte Wochenmagazine bzw. -zeitungen sind die konservative Weltwoche und die linksgerichtete WoZ, von 1995 bis 2007 auch das inzwischen eingestellte Nachrichtenmagazin Facts. Für Wirtschaftsnachrichten gibt es Bilanz, Handelszeitung und Finanz und Wirtschaft, während die Wochenzeitung Cash (1989-2007) wie auch die Gratis-Tageszeitung Cash daily (2006-2009) inzwischen eingestellt wurden. Die bedeutendste landwirtschaftliche Publikation ist die zweimal wöchentlich erscheinende Zeitung Schweizer Bauer. Ein Kunst- und Kulturmagazin ist das du. Im Klatschbereich existieren u.a. Schweizer Familie, Schweizer Illustrierte und Glückspost. Andere Wochenmagazine sind das Migros-Magazin sowie die Coopzeitung, beide im Zeitungsformat und als solche jeweils die auflagenstärksten Presseorgane der ganzen Schweiz. Sie werden von den beiden grössten schweizerischen Einzelhandelsunternehmen kostenlos herausgegeben und an alle Mitglieder der Genossenschaften versandt. Des Weiteren gibt es zahlreiche Konsumentenmagazine, u.a. Der Schweizerische Beobachter, Saldo und K-Tipp.

Bekannte französischsprachige Zeitschriften sind Bilan (Wirtschaft), L'Hebdo und L'illustré (beides Wochenmagazine).

Politische Ausrichtung

Eine 2011 durchgeführte Untersuchung von Roger Blum am Institut für Medienwissenschaft der Universität Bern teilt die Standpunkte der Schweizer Presse wie folgt den politischen Lagern zu:[2]

Eine 2011 für eine Diplomarbeit durchgeführte Umfrage, auf die 350 von 1428 angeschriebenen Schweizer Journalisten aller Medien antworteten, ergab, dass sie sich von folgenden Parteien am meisten repräsentiert fühlten:[3][4]

  • SP: 37.1% (Wähleranteil 2011: 18.7%)
  • glp: 21.9% (Wähleranteil 2011: 5.4%)
  • FDP: 17.6% (Wähleranteil 2011: 15.1%)
  • CVP: 8.3% (Wähleranteil 2011: 12.3%)
  • SVP: 6.1% (Wähleranteil 2011: 26.6%)

Radio

Die staatliche SRG SSR idée suisse betreibt sechs deutschsprachige Sender: DRS 1, DRS 2 und DRS 3 (via UKW, Kabel, Satellit, Internet); DRS Virus, DRS 4 News und DRS Musikwelle (via Kabel, DAB, Satellit, Internet). Zusätzlich führt sie drei Spartensender: Radio Swiss Pop, Radio Swiss Jazz und Radio Swiss Classic (via Satellit, Kabel, DAB, Internet).

Es gibt vier französischsprachige Sender betrieben durch Radio Suisse Romande (La Première, Espace 2, Couleur 3 und OptionMusique), drei Italienischsprachige der Radiotelevisione svizzera di lingua italiana (Rete Uno, Rete Due und Rete Tre), sowie ein Rätoromanischsprachiger (Radio Rumantsch).

In jeder Region werden private Regionalsender betrieben, z. B.: Energy Zürich, Radio Zürisee und Radio 24 (Zürich); Radio Basel 1 und Radio Basilisk (Basel); Radio BeO und Capital FM (Bern); Radio Pilatus und Radio Sunshine (Luzern); Radio Top (Ostschweiz); Radio Argovia (Aargau); Radio 32 (Solothurn); Radio Rottu (Wallis); Radio Emme (Emmental).
Dazu kommen nichtkommerzielle Regionalsender, die vor allem ein breites Kultur- und Musikprogramm als Gegenpol zum eher einseitigen Inhalt der Privatsender bieten. In der UNIKOM (Union nicht-kommerzorientierter Lokalradios) zusammengeschlossen sind: Radio 3fach (Luzern), Fréquence Banane (Lausanne), Radio Blind Power (Zollikofen), Radio Cité (Genf), iischers Radio (Wallis), RadioIndustrie (Zug), Radio Kaiseregg (Schwarzsee), Kanal K (Aargau), Radio LoRa (Zürich), Radio RaBe (Bern), Radio RaSa (Schaffhausen), Radio Stadtfilter (Winterthur), toxic.fm (St. Gallen), Vibration 108 (Sion) und Radio X (Basel).

Fernsehen

Das nationale Fernsehen der SRG SSR idée suisse umfasst sechs Kanäle mit Vollprogramm, je zwei für die drei grossen Sprachregionen. Informationssendungen des Deutschschweizer Fernsehens werden auf dem Infokanal SF info wiederholt. Außerdem betreibt die SRG das Gemeinschschaftsprogramm HD suisse. Für die rätoromanische Sprache wird auf dem ersten Programm der Deutschschweiz täglich eine kurze Nachrichtensendung sowie einmal wöchentlich andere Informationssendungen ausgestrahlt (mit deutschsprachigen Untertiteln).

Private Sender sind meistens nur regional und nicht über Satellit zu empfangen. In grossen Teilen der Deutschschweiz werden die Kanäle Star TV und U1 TV (Spartenprogramme) ins Kabelnetz eingespeist (jedoch nicht überall, da das Kabelnetz privatisiert ist). In den Jahren 2000 und 2001 gab es mit Tele 24 und TV3 für kurze Zeit private sprachregionale Fernsehprogramme in der Deutschschweiz, die aber mangels Rentabilität wieder eingestellt werden mussten. Seit dem Jahr 2009 strahlt der Spartensender Schweizer Sportfernsehen (SFF) sein Programm über das analoge Kabelnetz der Cablecom aus.

Der wichtigste und erfolgreichste Lokalsender ist TeleZüri. Ebenfalls von Bedeutung sind Telebasel (Region Nordwestschweiz), TeleBärn (in Bern), TeleBielingue (Biel und Umgebung), Tele M1 (Mittelland), Tele 1 (Zentralschweiz), Teletop (Winterthur, Thurgau, Ostschweiz), TVO (Ostschweiz) und TSO (Telesüdostschweiz).

Beliebt sind auch Kanäle aus den Nachbarländern. Die deutschen Sender RTL, VOX, Sat.1, kabel eins und ProSieben senden ihr Programm in der deutschsprachigen Schweiz mit speziellen Werbefenstern und einigen wenigen speziell für die Schweiz produzierten Sendungen (z. B. Schweizer Fussball). Mit Ausnahme von regionalen und einzelnen "Dritten Programmen" empfängt man in der Schweiz fast alle deutschen und österreichischen Kanäle sowie mehrere französische und italienische Sender.

Einzelnachweise

  1. Hans-Bredow-Institut für Medienforschung (Hrsg.): Medien von A bis Z. Bonn 2006, S. 314.
  2. Christof Moser, Othmar von Matt:«Basler Zeitung», «Blick» und «Der Bund» rücken nach rechts. Analyse der politischen Positionierung zeigt: Mitte-rechts-Lager ist in den Medien gestärkt worden, in: Der Sonntag vom 23. Oktober 2011, S. 3
  3. Ronnie Grob, Zürcher Presseverein: Parteivorlieben Schweizer Journalisten, 16. September 2011, abgerufen am 25. Oktober 2011
  4. Thomas Schlittler: Politische Orientierung von Deutschschweizer Journalisten, Bachelor-Diplomarbeit am Institut für Angewandte Medienwissenschaft, Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, 5. August 2011

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