Marktkirche zum Heiligen Geist (Clausthal)

Marktkirche zum Heiligen Geist (Clausthal)
Türme von Nordosten
Kanzel

Die evangelisch-lutherische Marktkirche zum Heiligen Geist ist die historische Hauptkirche von Clausthal. Sie ist die größte Holzkirche Deutschlands und gehört durch ihre Architektur und Innenausstattung zu den bedeutendsten Baudenkmälern des norddeutschen Barock.

Inhaltsverzeichnis

Baubeschreibung

Die Clausthaler Marktkirche ist eine 57 m lange Hallenkirche mit drei nördlichen und zwei südlichen Treppenhäusern. Abgesehen von der Bleibedachung ist sie vollständig aus Holz errichtet und in hellem Grau gestrichen. Weithin sichtbar ist das Laternenpaar des Dachreiters auf dem westlichen Dachabschluss und des im Westen vorgestellten gleich hohen quadratischen Glockenturms mit Welscher Haube.

Das Innere ist von einem flachen, schmucklosen Tonnengewölbe und mehreren umlaufenden Emporen geprägt. In diesem Rahmen ziehen die hervorragenden barocken Schnitzwerke von Andreas GröberAltar mit Orgel, Kanzel und Taufbrunnen – alle Aufmerksamkeit auf sich.

Die Kanzel besteht aus dem Kanzelkorb, der von Moses getragen wird. Auf den Gesetzestafeln, die Moses hält, sind nicht die Zehn Gebote wiedergegeben, sondern Verse 37-39 aus dem Matthäusevangelium (22): DV SOLT LIEBEN GOTT DEINEN HERRN VON GANTZEM HERTZEN VON GANTZER SEELEN VON GANTZEM GEMVTHE; VND DEINEN NECHSTEN ALS DICH SELBST

Geschichte

Im Jahr 1634 vernichtete ein Großbrand weite Teile der Bergbaustadt Clausthal, darunter den erst 1610 fertiggestellten Vorgängerbau der heutigen Marktkirche.

Trotz der dadurch entstandenen Not und des noch andauernden, Wirtschaft und Handel lähmenden Dreißigjährigen Krieges wurde fast unmittelbar mit der Planung des Kirchenneubaus begonnen, der noch größer und prachtvoller werden sollte als der vernichtete. Dank großzügiger Spenden und Stiftungen konnte schon am Pfingstfest 1642 die neue Heilig-Geist-Kirche mit ihren bedeutenden Kunstwerken und fast 2000 Sitzplätzen eingeweiht werden.

In den folgenden Jahrhunderten gab es Erweiterungen und Umbauten, die den Gesamteindruck jedoch wenig veränderten.

Seit 2001 erfuhr die zuvor bestandsgefährdete Marktkirche eine umfassende Restaurierung, die im September 2008 mit der Rekonstruktion des Turms abgeschlossen wurde. Die Finanzierung geschieht mit öffentlichen Geldern sowie durch Privatspenden. Die Holzkirche wurde im Dreißigjährigen Krieg nach Archivunterlagen mit Mondphasenholz gebaut. Für die weitere Restaurierung wurden Anfang 2009 50 „Mondfichten“ gefällt.[1]

Orgel

Altar und Orgel

Die erste Orgel der Marktkirche wurde 1642 von Andreas Weiß (Meiningen) erbaut. Für eine neue Orgel schuf Johann Albrecht Unger aus Nordhausen den bis heute erhaltenen Rokoko-Prospekt auf der Westempore, in dem sich seit 1976 die Orgel der Orgelbaufirma Paul Ott (Göttingen) befindet. In der Tier- und Pflanzenornamentik, den singenden bzw. musizierenden Engeln kommt das „Motto“ für die Gestaltung des Prospekts, „Alles, was Odem hat, lobe den Herren“ zum Ausdruck. Das Instrument selbst hat 41 Register auf Schleifladen. Die Spieltrakturen sind mechanisch, die Registersteuerung elektrisch.[2]

I Brustwerk C–g3
1. Holzflöte 8′
2. Praestant 4′
3. Rohrflöte 4′
4. Waldflöte 2′
5. Oktave 1′
6. Scharff III-IV
7. Krummhorn 8′
Tremulant
II Hauptwerk C–g3
8. Pommer 16′
9. Prinzipal 8′
10. Gemshorn 8′
11. Oktave 4′
12. Gedacktflöte 4′
13. Quinte 22/3
14. Oktave 2′
15. Mixtur V-VII
16. Trompete 16′
17. Trompete 8′
III Schwellwerk C–g3
18. Rohrflöte 8′
19. Spitzgambe 8′
20. Schwebung 8′
21. Prinzipal 4′
22. Spillflöte 4′
23. Nasat 22/3
24. Schwiegel 2′
25. Terz 13/5
26. Quinte 11/3
27. Mixtur IV-V
28. Fagott 16′
29. Schalmey 8′
Tremulant
Pedal C–f1
30. Prinzipal 16′
31. Subbass 16′
32. Quintbass 102/3
33. Oktave 8′
34. Rohrgedackt 8′
35. Oktave 4′
36. Holzflöte 4′
37. Nachthorn 2′
38. Hintersatz VI
39. Posaune 16′
40. Trompete 8′
41. Clarine 4′
  • Koppeln: I/II, III/II, III/I, I/P, II/P, III/P

Literatur

  • Kirchenvorstand Clausthal (Hrsg.): Marktkirche zum Heiligen Geist in Clausthal. 2. Auflage. Clausthal-Zellerfeld 2007.
  • Heinrich Lücke: Die Marktkirche in Clausthal. Kleine Kunstführer für Niedersachsen, 21. Musterschmidt, Göttingen 1962.

Weblinks

 Commons: Marktkirche zum Heiligen Geist (Clausthal) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Richtfest: Uhrenturm der Marktkirche bekommt seine Haube wieder. Goslarsche Zeitung, 23. Juni 2006, abgerufen am 22. Mai 2011.
  2. Die Orgel. Marktkirchengemeinde Clausthal, abgerufen am 22. Mai 2011.
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