Lutherkirche (Köln)

Lutherkirche (Köln)
Lutherkirche in Köln
Innenansicht

Die Lutherkirche ist eine evangelische Kirche in der Kölner-Südstadt. Die Gemeinde gehört zum Evangelischen Kirchenverband Köln und Region.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Um die Jahrhundertwende belief sich die Zahl der Evangelischen innerhalb der Stadtumwallung – trotz Ausgliederung der Vorortgemeinden – auf fast 50.000 Seelen. Das Presbyterium entschloss sich, neben der Antoniterkirche, Trinitatiskirche und Christuskirche eine vierte Kirche im Süden des stadtkölnischen Gebietes zu errichten. Zu diesem Zweck schrieb es im Jahr 1902 einen Architektenwettbewerb aus.Zur Ausführung kam der mit dem 1. Preis ausgezeichnete Entwurf von Professor J. Vollmer in Berlin. Mit den Fundamentierungsarbeiten wurde im Januar 1904 begonnen. Am 8. Mai 1904 fand die feierliche Grundsteinlegung statt.

Am 20. Mai 1906 erfolgte unter großer Anteilnahme der Gemeinde und in Anwesenheit des rheinischen Präses D. Hackenberg und vieler hoher Vertreter von Staat und Stadt die Einweihung.

Diese erste Kirche auf dem Martin-Luther-Platz war im Renaissancestil gebaut. Die Sitzreihen waren konzentrisch um den Altar angeordnet. Etwa 800 Gemeindemitglieder fanden im Kirchenschiff und auf der Empore Platz. Die Mittelachse der Kirche war einerseits durch Kanzel und Altar, die organisch miteinander verbunden waren, und andererseits durch die Orgel, die sich auf der gegenüberliegenden Empore befand, wirkungsvoll zur Darstellung gebracht.

Einen besonderen Schmuck der Kirche bildeten die beiden großen Fenster im Querschiff. Sie stellten – getreu dem Namen der Kirche – den „Reichstag zu Worms“ und die „Bibelübersetzung“ dar.

Der monumentale Turm – 65 m hoch – war seitlich an der Kirche angebracht und bot für alle auf den Platz mündenden Straßen einen günstigen Blickfang. Das Material für die Außenflächen von Kirche und Turm bestand aus rheinischem Tuffstein und Pfälzer Sandstein.

Die Baukosten beliefen sich auf RM 600.000.

Am 15. Oktober 1944 wurde die alte Lutherkirche von mehreren Bomben getroffen. Der Kirchbau wurde bis auf die Grundmauern zerstört. Nur der Turm stand noch, allerdings stark mitgenommen und seines Turmhelmes beraubt.

1964 erfolgte der Wiederaufbau unter Leitung des Architekten Baurat H.O. Vogel. In geschickter Ausnutzung der noch freien und der schon wieder bebauten Flächen gruppiert sich eine U-förmige Gemeindezentrum um einen kleinen Kirchplatz in Form eines Atriums. Der Wiederaufbau der Lutherkirche konnte nicht mehr in der alten Größe und Pracht erfolgen. Der Kirchbau entstand in schlichtem, fast zurückhaltendem Handstrich-Ziegel. Die Altarrückwand wurde von dem Mainzer Glaskünstler Alois Plum gemalt.[1]

Glocken

Turm

Das Geläut der Lutherkirche besteht aus drei Gussstahlglocken, die im Jahre 1923 vom Bochumer Verein gegossen wurden. Alle Glocken tragen neben mehreren Zierstegen eine kleine Inschrift auf der Schulter:

GEG.V.BOCHUMER VEREIN I.BOCHUM 1923

Auf der vorderen Flanke ist jeweils einen Vers aus Martin Luthers bekanntem Choral Ein feste Burg ist unser Gott angebracht:

  • Glocke 3:
AUGSBURG
EIN’ FESTE BURG IST UNSER GOTT
EIN’ GUTE WEHR UND WAFFEN.
  • Glocke 2:
SPEIER[sic!]
DAS WORT SIE SOLLEN LASSEN STAHN
UND KEINEN DANK DAZU HABEN.
  • Glocke 1:
WORMS
UND WENN DIE WELT VOLL TEUFEL WÄR
UND WOLLT UNS GAR VERSCHLINGEN
SO FÜRCHTEN WIR UNS NICHT SO SEHR
ES MUSS UNS DOCH GELINGEN.

Die große Glocke trägt neben der Inschrift auf der gegenüberliegenden Seite der Flanke ein Wappen. Es ist das Familienwappen des Stifters des Vorgängergeläuts. Dies dürfte kunsthistorisch betrachtet nahezu einzigartig für Zierrat auf Stahlglocken sein. Unterhalb des Wappens ist folgende Inschrift angebracht:

WAPPEN DER FAMILIE WILHELM VON RECKLINGHAUSEN
STIFTER DES FRÜHEREN BRONZEGELÄUTS UNSERER KIRCHE.

Mittags um 11:57 Uhr (außer sonntags) und abends um 18:57 Uhr mahnt die kleine Glocke ans Gebet; sie wird auch als Vaterunserglocke verwendet. Samstags wird von 18:56 bis 19:00 Uhr mit dem Vollgeläut der Sonntag eingeläutet. Eine halbe Stunde vor Gottesdienstbeginn geben alle Glocken ein Vorläuten für drei Minuten. Vier Minuten vor Beginn des Gottesdienstes läuten ebenfalls alle drei Glocken.

Datenübersicht

Nr.
 
Bezeichnung
 
Durchmesser
(mm)
Masse
(kg, ca.)
Schlagton
(HT-1/16)
1 Große Glocke 1780 2340 h0 +4
2 Mittlere Glocke 1490 1340 d1 ±0
3 Kleine Glocke 1330 920 f1 −5

Einzelnachweise

  1. Paul Georg Custodis: Der Mainzer Künstler Alois Plum. In: Das Münster. 61, Nr. 2, 2008, S. 111-114. Abgerufen am 22. Juni 2009.

Weblinks

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