Lloyd deMause

Lloyd deMause
Lloyd deMause

Lloyd deMause (* 19. September 1931) ist ein US-amerikanischer Psychologe.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Er absolvierte ein Studium in Politischer Wissenschaft und Psychoanalyse an der Columbia University. Die dazugehörige praktische Ausbildung machte er in Columbia und New York. Später lehrte er Psychohistorie in New York und hielt Vorlesungen in vielen europäischen Staaten und anderen Teilen Amerikas. Er ist Autor zahlreicher Bücher über die Entwicklung der menschlichen Psyche als Ergebnis von Kindererziehungspraktiken im Laufe der Geschichte. Er ist Vater dreier Kinder.

Die Psychohistorie ist ein umstrittenes Forschungsgebiet. Mehrere Psychologen und Anthropologen behaupten, seine Theorien seien nicht durch glaubwürdige Forschungsarbeit untermauert. Im Gegensatz zu vielen anderen Historikern geht er davon aus, dass die technologischen und ökonomischen Veränderungen nicht die zentrale Antriebskraft des historischen Wandels sei, sondern lediglich die psychogenen Veränderung der Persönlichkeits- und Charakterstruktur, die durch Interaktionen von Generation zu Generation weiter gegeben wird. Somit findet eine Evolution statt, in der die Beziehung zwischen Eltern und Kindern immer enger wird und es den Kindern immer besser geht. Das Gegenteil behauptet Philippe Ariès.

Er ist Herausgeber seines The Journal of Psychohistory und Gründer des Institute for Psychohistory.

Periodisierung der Formen der Eltern-Kind-Beziehungen

Bei dieser Charakterisierung der Eltern-Kind-Beziehung betrachtet deMause jeweils den psychogenetisch fortschrittlichsten Teil der Bevölkerung in den fortschrittlichsten Ländern. Korrespondierend zu seiner Ansicht, dass die Eltern-Kind-Beziehung eine psychogenetische Evolution darstellt, sind die sechs Formen aufeinander chronologisch folgend, aufgebaut. Dass die früheren Umgangsformen heute auch noch existieren, erklärt deMause damit, dass die Evolution in diesen Familienbahnen langsamer vorangeschritten ist, sie sozusagen zurückgeblieben sind. Seine Einteilung sieht wie folgt aus:

Drei Reaktionen der Erwachsenen:

1. projektive Reaktion: Der Erwachsene kann das Kind als Vehikel für die Projektion von Inhalten seines eigenen Unbewussten benutzen

2. Umkehr-Reaktion: Der Erwachsene kann das Kind als Substitut (Ersatz) für eine Erwachsenenfigur benutzen, die in seiner eigenen Kindheit wichtig war.

3. Emphatische Reaktion: Der Erwachsene kann sich in die Bedürfnisse des Kindes einfühlen und sie zu befriedigen versuchen. Dies verlangt die Fähigkeit, auf die Stufe der kindlichen Bedürfnisse zurückzugehen und sie richtig einzuschätzen, ohne ihnen eigenen Projektionen beizumischen.

1. Form: Kindesmord (Antike-4. Jhr. n. Chr.)

Die Eltern befreiten sich von ihren Ängsten bezüglich der Fürsorge um das Kind, indem sie es umbrachten. Außerdem war ein sexueller Gebrauch von Kindern sehr weit verbreitet, was bedeutet, dass sowohl die projektive sowie die Umkehrreaktion bei den Erwachsenen vorherrschte.

2. Form: Weggabe (4. - 13. Jhr.)

Die Eltern erkannten an, dass die Kinder eine Seele haben. Deswegen konnten sie es nicht mehr umbringen, sondern befreiten sich von ihren Ängsten durch die Weggabe der Kinder. Eine andere Variante ist die emotionale Vereinsamung. Die Projektion der Eltern auf das Kind war immer noch sehr stark, so wurde das Kind z.B. als böse angesehen und musste somit geschlagen werden. Den Rückgang des sexuellen Missbrauchs erklärt deMause mit der Abnahme der Umkehrreaktion.

3. Form: Ambivalenz (14. - 17. Jhr.)

Die Eltern empfanden für das Kind nun emotionale Gefühle und Fürsorge, allerdings war es immer noch ein Vehikel für gefährliche Projektionen. Zu dieser Zeit bestand die Ansicht, dass ein Kind körperlich, emotional, geistig und moralisch geformt werden müsse (Vgl: John Locke). Diese "Formung" bzw. Erziehung der Kinder war nun Aufgabe der Eltern bzw. Schulen und Erzieher.

4. Form: Intrusion (Eindringen) (18. Jhr.)

Diese Phase bezeichnet deMause als großen Wandel in der Eltern-Kind-Beziehung, da die Projektionen stark zurückgingen und die Umkehrreaktion sogar ganz verschwand. Das Kind wurde nicht mehr als Bedrohung angesehen, sodass Empathie möglich war. Dadurch und wegen der Erfindung der Kinderheilkunde, reduzierte sich die Kindersterblichkeit. In dieser Periode, versuchten die Eltern, den Willen der Kinder zu bestimmen, in dem sie ihm z.B. mit Strafen drohten oder sie schlugen.

5. Form: Sozialisation (19. - Mitte des 20. Jhr.)

Die elterlichen Projektionen reduzierten sich weiterhin. Das Erziehungsziel bestand nun darin, das Kind zu sozialisieren, anzupassen und auszubilden. Die väterliche Fürsorge für das Kind wurde größer.

6. Form: Unterstützung (ab Mitte des 20. Jhr.)

Diese Form beruht auf der Auffassung, dass das Kind am besten weiß, was es braucht. Beide Elternteile sind lediglich dazu da, es zu unterstützen anstatt es zu disziplinieren. Diese Umgangsform fordert von den Eltern sehr viel Energie, Zeit und Diskussionsbereitschaft, da sie sich immer in das Kind hineinversetzen und versuchen müssen, dessen Bedürfnisse zu befriedigen.

Schriften

Literatur

Einzelnachweise

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Weblinks


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