Kunstschmied

Kunstschmied
Drei Schmiede bei der Arbeit am Amboss
Geschmiedeter Drachenkopf

Der Kunstschmied, dessen Berufsbezeichnung in Deutschland in Metallbauer Fachbereich Metallgestaltung umbenannt wurde, fertigt Produkte für alle möglichen Bereiche. Es werden sowohl Fenstergitter, Tore, Treppengeländer, Vordächer usw. (also Arbeiten im Baugewerbe) als auch Dekorationsartikel, Leuchten, Kerzenständer usw. mit Hilfe der verschiedenen Schmiedetechniken gefertigt.

Geschichte

Die Schmiedekunst ist ein uraltes Kunsthandwerk, bei dem Metalle, zuerst Kupfer, dann Bronze und Eisen sowie verschiedene Edelmetalle durch Hämmern, Pressen oder Verdrehen geformt werden. Neben der primären Formung von Bedarfsgut kommt im Kultbereich schnell die kunsthandwerkliche Formgebung auf. Folgerichtig schmiedet der griechische Gott der Schmiedekunst Hephaistos den Halsschmuck der Göttin Harmonia, der Gattin von Kadmos, dem Gründer von Theben.

Einen Höhepunkt erreicht die schon in der Bronzezeit verbreitet einsetzende Schmiedekunst in der Eisenzeit. Erhaltene Belege sind jedoch in erster Linie kunsthandwerkliche Utensilien (z. B. Gefäße und Gewandspangen) aus anderen Metallen. Dass die Fibel ausschließlich Zierrat war, kann aus der Tatsache abgeleitet werden, dass es Knöpfe, die die gleiche Funktion erfüllten, bereits seit der Steinzeit gab. Vor allem der Bügel wurde regional und zeitlich sehr unterschiedlich ausgestaltet. Dadurch sind Fibelformen für Archäologen als eine Art „Leitfossil“ ein wichtiger Anhaltspunkt bei der Datierung von Funden. Die große Menge von Fundstücken mit zeitlich und regional typischem Dekor ermöglichte die Aufstellung einer kompletten Typologie aufeinander folgender Fibelformen.

Die Schmiedekunst der Antike ist hauptsächlich aus Schriftquellen und bildlichen Darstellungen (Vasen) bekannt. Waffenfunde (Schwerter) vervollständigen das Bild. Das geschmiedete Hufeisen kam erst im 9. Jahrhundert in Gebrauch. Aus dem 11. und 12. Jahrhundert stammen Beschläge, Gitter, Kaminböcke und Leuchter. Seit dem 14. Jahrhundert wurden besonders in Florenz Fackelhalter und Laternen gearbeitet. Im 16. Jahrhundert war Deutschland in der Schmiedekunst führend, besonders bei Waffen. Die von ihr ausgehenden Verfahren des Eisenschnitts, der Gravierung, Ätzung, Bläuung und Vergoldung wurden zum Teil auch auf andere Schmiedearbeiten angewandt. Im Barock und Rokoko entstanden Gittertüren, Chorgitter, Balkon- und Treppengeländer, Brunnenlauben und Wirtshausschilder. Im frühen 19. Jahrhundert wurde die Schmiedekunst vielfach durch den Eisenguss verdrängt. Erst im 20. Jahrhundert brachte sie wieder hochwertige Leistungen hervor.

Die Hauptwerkzeuge des Kunstschmieds sind neben dem Amboss, Feuer und Wasser die verschiedensten Schmiedehämmer sowie Schmiedezangen. Viele Werkzeuge, die ein Schmied benutzt, fertigt er selber an. So werden Biegevorrichtungen z. B. oft für besonders häufig gebogene Formen gefertigt, um eine schnelle Reproduzierbarkeit zu ermöglichen.

Den Kunstschmied gibt es als Berufsrichtung nicht. Beinahe jeder Schmied, der das Freiformschmieden beherrscht, ist ein Künstler. Fast jeder Schmied kann Kunstschmiedearbeiten herstellen.

In Österreich gehört der Kunstschmied mittlerweile zum Beruf Metalltechnik-Schmiedetechnik mit 3½ Jahren Lehrzeit.

Metaller, die sich in Gestaltung beruflich weiterqualifizieren wollen, können sich zum „Gestalter im Handwerk“ weiterbilden z. B. in München an der Akademie für Gestaltung.

Literatur

  • Wolfgang Pöttinger: Geformtes Schmiedeeisen, Oberösterreichischer Landesverlag, Linz 1977, ISBN 3-85214-183-4
  • K.-D. Lietzmann & J. Schlegel: Schmiedeeisen. Geschichte, Kunst, Technik, Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (1992), ISBN 3-342-00437-1
  • Kristina von Wieland: Vom Zauber alten Schmiedeeisens. Bibliothek Rombach, Freiburg im Breisgau 1981, ISBN 3-7930-0729-4.

Weblinks


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