Kulturpädagogik

Kulturpädagogik

Kulturpädagogik und Kulturelle Bildung sind Begriffe, die erst seit den 70er Jahren auftauchen und z. B. im Kinder- und Jugendhilfegesetz (SGB VIII) den Begriff der „musischen Bildung“ ablösten.

  • Kulturpädagogik heißt: ästhetische Klischees brechen, Tabus hinterfragen, Normen überdenken, Gewohnheiten ändern
  • Kulturpädagogik fördert das Lernen kreativer Techniken – besonders in der Auseinandersetzung mit kulturellen, gesellschaftlichen und geschichtlichen Themen
  • Kulturpädagogik schafft Reibungspunkte zwischen Altem und Neuem, Fremdem und Gewohntem. Fantasie und Kreativität dienen der Erweiterung des Wahrnehmungsvermögens und der Möglichkeiten.
  • Kulturpädagogik ist Instrument, Experimentierfeld, anregungsreicher Raum, in dem sich Menschen neuen Ideen und Entwicklungen stellen können. Dem passiven Kulturkonsum wird bewusst das eigene aktive schöpferische Tun entgegengesetzt.
  • Kulturpädagogik fragt nach Geschichte, nicht um sie zu wiederholen, sondern um sie weiterzuführen und neue Spielräume zu schaffen.
  • Kulturpädagogik ist ein dynamischer Prozess, der auf Veränderung und Entwicklung gerichtet ist.

Inhaltsverzeichnis

Handlungsfelder

Kulturpädagogik lässt sich in drei Handlungsfelder aufsplitten:

  • „Kulturmanagement“
    d. h. das Organisieren und Vermarkten von Kultur
    (z. B. als Konzertveranstalter oder als Leiter eines Jugendzentrums, der eine Ausstellung plant.)
  • Erziehungsarbeit
    d. h. künstlerische und kulturelle Methoden sind Hilfsmittel in einem pädagogischen Prozess
    (z. B. Theaterspielen für deviante Jugendliche oder Spielübungen bei Jugendleiterschulungen.)
  • Künstlerisches Schaffen und kulturelle Bildung
    d. h. Kunst und Kultur stehen im Mittelpunkt, Grundlagen, Methoden und Techniken werden vermittelt und Anleitung zu künstlerischer Reflexion gegeben
    (z. B. Töpfern einer Jugendgruppe zum Thema „Inhalte“)

Die drei Handlungsfelder sind bei der pädagogischen Arbeit stets in irgendeiner Weise miteinander verknüpft und stehen nicht alleine für sich. Je nach beruflichen Anforderungen, Ausbildung und persönlichem Zugang des Pädagogen ist allerdings eine Schwerpunktbildung als „Manager“, „Erzieher“ oder „Künstler“ (bzw. dazwischen) möglich.

Ein Beispiel für kulturpädagogische Projektarbeit ist die Akki aus Düsseldorf mit ihrem Düsseldörfchen.[1]

Kulturpädagogische Richtungen

Kulturpädagogik ist der Überbegriff für eine Vielzahl von pädagogisch-methodischen Richtungen:

Ausbildung

Eine fundierte Ausbildung als Kulturpädagoge berücksichtigt alle drei Handlungsfelder, so dass künstlerische, pädagogische und organisatorische Aufgaben gleichermaßen erfüllt werden können.

Es gibt zwei Möglichkeiten zur Ausbildung als Kulturpädagoge:

  • Studium an einer Hochschule
    Einige Universitäten und Fachhochschulen bieten Schwerpunkt- und Aufbaustudiengänge im Bereich Kulturpädagogik, Kulturwissenschaften oder in einzelnen kulturpädagogischen Richtungen (z. B. Theaterpädagogik) an. Der Abschluss erfolgt dann z. B. als Diplom-Theaterpädagoge. Der Fachbereich Sozialwesen der Hochschule Niederrhein bietet seit einigen Semestern einen grundständigen Bachelor-Studiengang Kulturpädagogik mit dem Abschluss „Bachelor of Arts“ an. Ab dem Wintersemester 2008/09 wird dort auch ein Masterstudium, das konsekutiv auf den Bachelor aufbaut, angeboten.
  • Zusatzausbildungen
    Hochwertige und anerkannte Zusatzausbildungen als Kulturpädagoge gibt es zur Zeit u.a. an der Akademie Remscheid, am Institut für Jugendarbeit Gauting des Bayerischen Jugendringes und an der alanus-Kunsthochschule (Institut für Kunst im Dialog im alanus Werkhaus) in Alfter. Hier wird man als Kulturpädagoge ausgebildet und kann Schwerpunkte wählen. Der Abschluss erfolgt dann als „Qualifizierter Kulturpädagoge“. Ebenso bildet das Institut für moderne Arbeitstechniken zum Kulturpädagogen aus, nachdem einige Semester Pädagogik an der Universität nachgewiesen werden müssen. Leistungsnachweise (Scheine) werden für das Aufbaustudium zum Diplom-Kultur-Pädagogen u.U. angerechnet. Auch andere Institute konzentrieren sich auf Kulturpädagogik, die Studienbetreuungen werden in der Regel von Professoren der Erziehungswissenschaft (Pädagogik) und Soziologie vorgenommen. Bedeutende Kulturpädagogen und -Soziologen: Prof. Winfred Kaminski, Prof. Rainer K. Wick, Prof. Bazon Brock, Prof. Jürgen Raschert und Prof. Achim Schröder.

Hinweis: Die Berufsbezeichnung „Kulturpädagoge“ ist nicht geschützt. Deshalb ist eine Ausbildung, die mit Diplom oder Zertifikat abschließt, zum Nachweis der Qualifikation nötig. I. d. R. bleibt ein universitäres Grundstudium und die Fortsetzung an einem entsprechenden Institut Voraussetzung für den Abschluss als Kulturpädagoge.

Einzelnachweise

  1. Birgit Mandel: Kulturvermittlung - zwischen kultureller Bildung und Kulturmarketing: eine Profession mit Zukunf. transcript Verlag, 2005, ISBN 3899423992, ISBN 9783899423990, S. 232 ff.

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