Kollektiver Akteur

Kollektiver Akteur

Als kollektiven Akteur bezeichnet man in der Soziologie den Zusammenschluss mehrerer Akteure, um gemeinsam ein Ziel zu erreichen oder etwas zu produzieren. Anders als der korporative Akteur ist der kollektive Akteur von den Präferenzen und Interessen der Mitglieder abhängig; die Entscheidungen können nicht von oben diktiert werden.

Kollektive Akteure können in vier Typen von Akteuren unterteilt werden: Verbände, Koalitionen, Soziale Bewegungen und Clubs.

Ein Unterscheidungsmerkmal kollektiver Akteure ist das Ausmaß, in dem Verfügungsrechte über die Handlungsressourcen im Besitz der einzelnen Mitglieder sind oder "kollektiviert" wurden und der Verfügungsgewalt des kollektiven Akteurs unterliegen. In letzterem Fall braucht es interne bürokratische Strukturen und definierte Hierarchien.

Verbände und Clubs zeichnen sich durch eine solche Kollektivierung der Handlungsressourcen aus, während soziale Bewegungen oder Koalitionen auf die freiwillige Kooperation all ihrer Mitglieder angewiesen sind. Entscheidungen können bei letzteren nur durch Verhandeln (Koalitionen) und per Konsens (Soziale Bewegung) getroffen werden, während in Verbänden und Clubs Mehrheitsentscheide möglich sind.

Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist, ob die Mitglieder eines kollektiven Akteurs gemeinsame oder separate Ziele verfolgen. Im Prinzip gilt für alle kollektiven Akteure, dass deren Ziele von den Präferenzen der Mitglieder abhängig sind. Diese können sich aber entweder auf die separaten Absichten der Mitglieder beziehen (Clubs oder Koalitionen) oder auf Ziele, die nur auf der Ebene des Kollektivs definiert werden (Soziale Bewegungen und Verbände).

Literatur

  • Fritz W. Scharpf: Interaktionsformen. Akteurzentrierter Institutionalismus in der Politikforschung, Leske + Budrich, Opladen 2000, S. 100 ff.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Sozialer Akteur — Ein Akteur ist der Urheber einer Handlung. Inhaltsverzeichnis 1 Umgangssprache 2 Sozial und Wirtschaftswissenschaften 2.1 Soziologie 2.1.1 Individuelle und überindividuelle Akteure 2.1.2 …   Deutsch Wikipedia

  • Korporativer Akteur — Korporative Akteure sind Organisationen, die von einem Eigentümer oder einer hierarchischen Führung kontrolliert werden (Top down Organisationen). Die Aktivitäten werden von Arbeitnehmern ausgeführt, deren eigene Interessen durch Arbeitsverträge… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste soziologischer Artikel — Diese Themenliste umfasst eine alphabetisierte Reihe von Wikipedia Artikeln zu Themen, welcher sich die Soziologie ganz oder teilweise (tlw.) annimmt. (Teilweise parallel dazu (jedoch nicht so gepflegt, weil neue Artikel nicht immer und nicht… …   Deutsch Wikipedia

  • Soziale Bewegung — Unter einer sozialen Bewegung, auch Bewegung, wird in den Sozialwissenschaften ein kollektiver Akteur verstanden, der unterschiedliche Organisationsformen umfasst, und mit unterschiedlichen Mobilisierungs und Handlungsstrategien versucht,… …   Deutsch Wikipedia

  • Religionen — Als Religion bezeichnet man eine Vielzahl unterschiedlicher kultureller Phänomene, die menschliches Verhalten, Handeln und Denken prägen und Wertvorstellungen normativ beeinflussen. Es gibt keine wissenschaftlich allgemein anerkannte Definition… …   Deutsch Wikipedia

  • Gewalt — Unter den Begriff Gewalt (von althochdeutsch waltan – stark sein, beherrschen) fallen Handlungen, Vorgänge und Szenarien, in denen bzw. durch die auf Menschen, Tiere oder Gegenstände beeinflussend, verändernd und/oder schädigend eingewirkt wird.… …   Deutsch Wikipedia

  • Governanceethik — Die von Josef Wieland entwickelte Governanceethik ist ein Konzept der Wirtschaftsethik, das an die Systemtheorie von Niklas Luhmann und den Ansatz der Neuen Institutionenökonomik in Hinblick auf die Transaktionskosten anknüpft. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • menschliches Verhalten: Zwischen Kooperation und Konkurrenz —   Das Verhältnis von Natur und Kultur beschreibt der Biologe Hubert Markl so: »Jede funktionierende Kultur ist eine vollwertige und gleichwertige Manifestation unserer Natur. Natur ist nicht das Erdgeschoss oder gar der Keller für das Gebäude der …   Universal-Lexikon

  • Religion — Christentum, Judentum, Hinduismus, Islam, Buddhismus, Shinto, Sikhismus, Bahai, Jainismus Als Religion (lat: religio, wörtlich: ‚die Rückbindung‘. Auch zurückgeführt auf religere, ‚immer wieder lesen‘, oder religare …   Deutsch Wikipedia

  • Diktatorspiel — Das Ultimatumspiel (manche nennen es auch das „Vertrauensspiel“) ist eine der praktischen Anwendungen der Spieltheorie für Wirtschafts und Verhaltensforschung. In verschiedenen Variationen des Spiels wird untersucht, in welchem Maß der Mensch nur …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”