Kit Car

Kit Car
Sehr beliebt waren in den 1970er Jahren Buggy-Bausätze auf Käferbasis
Burton Kit Car auf Entenbasis
Bugatti (Kit Car)
Bugatti (Kit Car)

Bei einem Kit Car (zu deutsch Bausatzauto) handelt es sich um ein mit einem Bausatz umgewandeltes Serienfahrzeug, sowie um Fahrzeuge, die komplett aus einem Bausatz entstanden sind (also inkl. Fahrgestell/Rahmen; i. A. exkl. Motor, Getriebe, Achsen). Die daraus entstandenen Fahrzeuge werden im Normalfall nicht als Neufahrzeuge, sondern als Umbau des Ursprungsfahrzeugs und dessen Baujahr zugelassen. Eine TÜV-Vollabnahme ist für eine Zulassung in Deutschland erforderlich. Fahrzeuge dieser Art sind insbesondere in Großbritannien sehr beliebt.

Ziel ist meist, entweder ein seltenes, teures Fahrzeug optisch nachzubauen (v. a. teure Oldtimer oder Supersportwagen), oder ein gänzlich individuelles Fahrzeug zu erschaffen.

Basisfahrzeug in Deutschland war meist der VW Käfer, da die Karosserie von der Bodenplatte getrennt war und ausgetauscht werden konnte. Außerdem war er in großer Zahl vorhanden und aufgrund einfacher Technik bei Bastlern sehr beliebt. In den 1970er Jahren war der auf dem Käfer basierende VW Buggy sehr beliebt – ein Bausatz, meist aus Kunststoff zu einem offenen Spaßfahrzeug. Daneben gab es viele so genannte Replikas, also Nachbauten, beispielsweise des Porsche 356, auf Käfer- oder anderer Basis.

Weiterhin dient auch der Citroën 2CV („Ente“) bis heute als Basis für Kitcars (Beispiel: Hoffmann 2CV Cabrio). Besonders häufig sind hier kleine Roadster wie der Lomax anzutreffen.

In den 1980er Jahren wurde der Pontiac Fiero eine sehr beliebte Basis für den Aufbau moderner Kit Cars. Dieses Fahrzeug eignet sich durch sein Mittelmotorkonzept und seinen Stahlrohrrahmen (mit aufgesetzter Kunststoffkarosserie) für den Aufbau von Nachbauten italienischer Sportwagen. Es wurde sogar von dem amerikanischen Pontiac-Händlernetz ein Fiero mit einer Karosserie vertrieben, die sehr dem Ferrari 308 GTB angelehnt war. Heute gibt es auf Pontiac-Fiero-Basis ein breites Angebot an Kit-Car-Bausätzen, die mit einfachen handwerklichen Fähigkeiten realisierbar sind.

Moderne PKW mit selbsttragender Karosserie eignen sich für Kit Cars nur noch schlecht. Heutige Umbauten erstrecken sich meist auf optisches Fahrzeugtuning. Ebenfalls als Bausatz erhältlich sind viele Trikes, deren Heck auf dem VW-Käfer basiert und das Vorderteil aus einer Motorradgabel.

Geschichte

Wie der englische Begriff schon zeigt, ist die Masse der Kit Cars und deren Ursprung im rennsportbegeisterten Großbritannien Mitte des 20. Jahrhunderts zu suchen. Neben dem Reiz, dass ein KitCar billiger zu erwerben war als ein fertig aufgebautes, ergab sich durch ein Kit Car die Möglichkeit zur maximalen Individualisierung des Fahrzeuges.

Zusätzlich förderlich für die KitCar-Kultur in Großbritannien war eine spezielle Steuergesetzgebung, die "Eigenbauten" steuerlich günstiger stellte als fertig gekaufte. Das KitCar löst auch das Problem der Erteilung einer Betriebserlaubnis für selbstgebaute Fahrzeuge. Diese ist als Vorlage für die Erteilung einer Betriebserlaubnis bei der Zulassungsbehörde unabdingbar. Völlig frei gebaute Fahrzeuge verursachen nämlich einen enormen Kostenaufwand für die Erteilung einer allgemeinen Betriebserlaubnis. Weicht der Käufer eines Kit Cars nicht vom Plan ab, wird eine nationale Musterzulassung, die der Kit-Car-Hersteller erwirkt hat und mitliefert, von den Zulassungsbehörden anerkannt. Die Konformität des Fahrzeuges mit der Musterzulassung muss lediglich einmalig beim TÜV geprüft werden und verursacht nur geringe Kosten.

Das wohl berühmteste, weil verbreitetste Kit Car dürfte der Lotus Super 7 aus dem Hause Lotus sein, dessen Fertigungslizenz heute bei der Firma Caterham Cars in Surrey (GB) liegt. Die Idee zu diesem Fahrzeug stammt von Colin Chapman und hat seinen Ursprung im Rennsport und seinen Anfang 1957 (Seven S1). Damit zeigt sich, welcher historisch gewachsene Stellenwert den Kit Cars zukommt. Von diesem Fahrzeug, welches heute schon als „Kultfahrzeug“ gilt, gibt es von unterschiedlichen Herstellern die verschiedensten Derivate unter verschiedenen Bezeichnungen.

Heute sind die Preisunterschiede zwischen den Bausätzen von Kit Cars und deren fertigen Varianten nur mehr gering. Die Einsparungen werden durch die Kosten des Zusammenbaus um ein vielfaches übertroffen. Das Motiv, heute ein Kit Car zu bauen, entspringt mehr der Freude am „Schrauben“ und der Möglichkeit, ein Unikat als Fahrzeug zu besitzen. Waren früher Kit Cars in der Tat eine ökonomische Alternative, sind sie heute ein teurer Spleen einer eingeschworenen Fangemeinde. Erschwerend kommt heute hinzu, dass eine Reihe von sicherheits- und umweltrelevanten Zulassungsbedingungen die Entwicklung und den Vertrieb von Kit Cars erheblich verteuern.

Schon in den Anfängen der Automobilindustrie gab es für einen speziellen Interessentenkreis die Möglichkeit, ein „Traumfahrzeug“ in Eigenregie zu fertigen. Exemplarisch hierfür sei ein 1896 von dem Engländer Thomas Hyler White [1] entwickeltes (Bausatz-) Kraftfahrzeug (engl. Kit Car) genannt, das ebenso wie die Folgemodelle von den jeweiligen Käufern der Bauteile selbst montiert wurde (veröffentlicht wurden u.a. technische Zeichnungen für den Selbstbau in dem Magazin English Mechanic).

Gegenwärtige Bausatzkraftfahrzeuge sind meist Repliken von bekannten und teuren Oldtimern im Maßstab 1:1, die fast jeder handwerklich begabte Mensch eigenständig zu Hause erstellen kann, um nach Vollendung des Projektes öffentliche Straßen mit diesem Automobil zu benutzen. [2] Diese Nachbauten verschiedener bekannter, älterer Autotypen werden in der Regel als nicht komplettierter Bausatz, d. h. mit getrenntem Chassis (Fahrgestell) und Karosserie, erworben. [3] Sie erscheinen äußerlich wie das Original. Anstelle des sonst üblichen „Blechkleides“ für die Karosserie werden vom Hersteller in der Regel polyesterharzgetränkte Glasfasermatten [4] zur Fertigung verwendet.

Auf der technischen Seite kann der Interessent an derartigen Fahrzeugen ebenfalls eine deutliche Abweichung vom Original vernehmen. Die Komponenten wie Motor, Getriebe, Achsen etc. werden aktuellen, meist gebrauchten Kraftfahrzeugen entnommen und vor dem Umbau oftmals technisch aufgearbeitet, d. h. verschlissene Teile werden ausgewechselt. Dem Oldtimer-Enthusiasten ermöglichen die Kit Cars somit den Besitz von Fahrzeugen, die für sie im Original ansonsten finanziell unerschwinglich wären. Abgesehen davon sind echte Oldtimer häufig nur begrenzt alltagstauglich.

Fußnoten

  1. Alan Sutton, Mr. White and his motor cars, in: The Automobile, June 1986, S. 29ff
  2. Gemäß einer vom Autor Dr. Dr. Ingo Stüben ausgewerteten Umfrage von fast 600 Kit-Car-Eigentümern in den USA, England und Deutschland liegt der Zeitaufwand für die Montage je nach Modell und Status des erworbenen Halbfertigproduktes zwischen 100 und 1500 Stunden. Veröffentlicht in: Bausatzkraftfahrzeuge (Kit Cars) als ein Beispiel technischer Freizeit- und Mobilitätsinnovation, Tectum Verlag, Marburg 2000
  3. Ein explizit dargestelltes Beispiel findet sich in der Publikation: Ingo Stüben (übersetzt von Claudio Tillinger), Mallory. Die Entwicklung eines Kit Cars, editiononline.de, Hamburg 2004
  4. Für die polyesterharzgetränkte Glasfaser wird meist die Kurzbezeichnung GFK verwendet. Dieses GFK findet große Anwendung im Bootsbau. Rümpfe von Sportbooten oder Kanus werden aufgrund der einfachen Verarbeitungsmöglichkeit fast ausschließlich aus diesem Material gefertigt. Als kalthärtendes Medium mittels Zusatz (Härter) bietet GFK dem Anwender die Möglichkeit, Bauteile mit relativ geringem Aufwand in einer Form frei zu gestalten.

Weblinks

 Commons: Kit cars – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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