KZ Hohnstein

KZ Hohnstein
Die Burg Hohnstein

Das Konzentrationslager Hohnstein (KZ Hohnstein) war ein sogenanntes „frühes Konzentrationslager“ in Hohnstein in der Sächsischen Schweiz/Sachsen von März 1933 bis August 1934.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Am 8. März 1933 besetzten SA-Leute des Sturmes 5/100 die Jugendburg Hohnstein und funktionierten sie in ein Konzentrationslager um.[1] Ab dem 14. März kamen die ersten Gefangenen in das Lager.[2] Bei den Inhaftierten handelte es sich meist um NS-Gegner – größtenteils Kommunisten, Sozialdemokraten, Gewerkschafter – und andere dem Nationalsozialismus Missliebige aus dem Großraum Dresden. Es waren aber auch etwa 400 Jugendliche auf der Burg inhaftiert.

Bis August 1934 wurden ungefähr 5.600 Menschen nach Hohnstein verschleppt. Die Bewachung erfolgte durch Angehörige des Pirnaer SA-Sturmes 177. Die Gefangenen wurden im Steinbruch Heeselicht (bei Stolpen) zu schwerster Zwangsarbeit eingesetzt. Hier starben mehrere Häftlinge an den Folgen der Peinigung durch SA-Angehörige, einige nahmen sich das Leben. Ab dem 30. Juni 1934 übernahmen Angehörige der SS unter Leitung des SS-Hauptsturmführers Karl Otto Koch die Bewachung.

Das Lager wurde am 25. August 1934 aufgelöst. Viele der Haftlinge wurden in das KZ Sachsenburg verlagert.

Prozesse

1935 nahmen einzelne Staatsanwälte und Richter ihre Strafverfolgungspflichten noch wahr: 1935 standen die SA-Wachen vor Gericht und wurden am 15. Mai 1935 in Dresden wegen „gemeinschaftlicher Körperverletzung im Amt" verurteilt. Wegen „Körperverletzung im Amte in Tateinheit mit deren Duldung" kam es zu teils 6-jährigen Gefängnisstrafen. Jedoch Hitler persönlich begnadigte sie daraufhin.

Nach Kriegsende fanden die sogenannten Hohnstein-Prozesse statt.[3]

Bekannte Häftlinge

  • Emerich Ambros (1896–1933), ungarisch-deutscher Antifaschist, 1933 im KZ Hohnstein ermordet
  • Willy Anker (1885–1960), Politiker und Widerstandskämpfer
  • Peter Blachstein (1911–1977), Politiker (SPD), Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Jugoslawien (1968–1969)
  • Karl Friedemann (1906–2000), Widerstandskämpfer und Arbeiterfunktionär, Ehrenbürger von Dresden
  • Eugen Fritsch (1884–1933), SPD-Politiker, Widerstandskämpfer, 1933 im KZ Hohnstein ermordet [4]
  • Hermann Liebmann (1882–1935), Politiker (SPD)
  • Paul Rumpelt (1909–1961), Abteilungsleiter des Ministeriums für Staatssicherheit (Sicherung Haftanstalten)
  • Ernst Heinrich Prinz von Sachsen (1896–1971), jüngster Sohn des späteren sächsischen Königs Friedrich August III.
  • Eva Schulze-Knabe (1907–1976), Malerin und Grafikerin
  • Fritz Schulze (1903–1942), Maler und Widerstandskämpfer
  • Georg Schwarz (1896–1945), Politiker und Widerstandskämpfer
  • Arthur Weineck (1900–1944), Dresdner Arbeiterfunktionär und Widerstandskämpfer

Gedenken

  • In Hohnstein befindet sich heute eine Gedenkstätte, die an das KZ erinnert und es dokumentiert.
  • In Dresden wurde eine Straße nach Emerich Ambros benannt (Emerich-Ambros-Ufer). Am Haus Nummer 50 befindet sich eine Gedenktafel.
  • In Dresden erinnert eine Gedenkstele an der Ecke Pillnitzer Straße/Gerichtsstraße an die Haftanstalt Mathildenstraße, von der aus Gefangene in das KZ Hohnstein gebracht wurden.
  • In Pirna erinnert eine Gedenktafel von 1984 am alten Pirnaer Stadtgefängnis, der Fronfeste in der Schmiedestraße 8, an die Verfolgung politischer Systemgegner, die von dort aus in das KZ Hohnstein deportiert wurden.
  • In Struppen (Hauptstraße 32) erinnert eine Gedenktafel an den 1933 im KZ Hohnstein ermordeten kommunistischen Hitlergegner Martin Hering.
  • In Weinböhla (Dresdner Straße) erinnert eine Tafel an Hellmut Türk, der 1933 im KZ Hohnstein ermordet wurde.

Siehe auch

Literatur

  • Carina Baganz, Erziehung zur "Volksgemeinschaft"? Die frühen Konzentrationslager in Sachsen 1933/34-37, Berlin 2005
  • Norbert Haase, Mike Schmeitzner (Hrsg.): Peter Blachstein. „In uns lebt die Fahne der Freiheit“: Zeugnisse zum frühen Konzentrationslager Burg Hohnstein. Stiftung Sächsische Gedenkstätte, Dresden 2005, ISBN 3-934382-16-9.
  • C. F. Rüter (Hrsg., unter Mitwirkung von L. Hekelaar Gombert und D. W. de Mildt), DDR-Justiz und NS-Verbrechen. Sammlung ostdeutscher Strafurteile wegen nationalsozialistischer Tötungsverbrechen. Bd. VIII: Die Verfahren Nr. 1393–1455 des Jahres 1949, Amsterdam-München, 2006.
  • Lothar Gruchmann: Justiz im Dritten Reich 1933-1940, München 1988.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. www.stiftung-bg.de - Konzentrationslager Hohnstein
  2. www.keom.de - Frühes Konzentrationslager Hohnstein (Link nicht mehr abrufbar)
  3. geschichte-pirna.de Hugo Jensch: Die Entnazifizierung in Stadt und Kreis Pirna.
  4. Sächsische Biografie: Eugen Fritsch (1884-1933)
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