Johann Wilhelm Lombard

Johann Wilhelm Lombard

Johann Wilhelm Lombard (* 1. April 1767 in Berlin; † 28. April 1812 in Nizza) war Mitglied des preußischen Kabinetts. Er hatte in außenpolitischen Fragen großen Einfluss auf Friedrich Wilhelm III. von Preußen.

Leben

Er stammte aus einer Hugenottenfamilie. Sein Vater war Friseur. Er selbst trat nach dem Abschluss der Schule 1786 als Kanzlist in den preußischen Staatsdienst ein. Bereits im selben Jahr wurde er Kabinettssekretär. Am 26. Februar 1790 heiratete er Dorothe Gilly, die Tochter des berühmten Baumeisters David Gilly.

Er wurde Vertrauter von Friedrich Wilhelm II. und begleitete ihn 1789 nach Schlesien, 1790 auf den Reichenbacher Kongress und 1792 auf den Feldzug gegen Frankreich. Nach der Kanonade von Valmy geriet er zeitweise in französische Gefangenschaft. Im Jahr 1800 wurde er zum geheimen Kabinettsrat ernannt und mit der preußischen Außenpolitik betraut. Obwohl ab 1802 Christian von Haugwitz als preußischer Außenminister fungierte, gilt der pro-französische Lombard als der eigentliche Gestalter der Außenpolitik dieser Zeit. Im Jahr 1803 verhandelte er mit Napoleon in Brüssel. Wegen seiner franzosenfreundlichen Haltung wurde er unter anderem von Karl August von Hardenberg und vom Freiherrn vom Stein scharf angegriffen.

Lombard hat seine politische Haltung verändert und verfasste 1806 das Kriegsmanifest. Gleichwohl wurde er für die Niederlage in der Schlacht bei Jena und Auerstedt verantwortlich gemacht. Auf Befehl von Königin Luise wurde er festgenommen. Der König veranlasste später seine Freilassung. Auf Druck von Zar Alexander I. wurde er entlassen.

Neben seiner politischen Tätigkeit war Lombard als Autor zahlreicher Gedichte und Prosatexte tätig. Außerdem hat er als Übersetzer gearbeitet. Bis 1809 behielt er das Amt eines Sekretärs der preußischen Akademie der Wissenschaften.

Werke

  • Johann Wilhelm Lombard: Materialien zur Geschichte der Jahre 1805, 1800, und 1807. Seinen Landsleuten zugeeignet von einem Preußen, Frankfurt, Nicolai, 1808.

Literatur

  • Hermann Hueffer: Die Kabinetsregierung in Preussen und Johann Wilhelm Lombard, Untertitel Ein Beitrag zu Geschichte des preussischen Staates, vornehmlich in den Jahren 1797 bis 1810, mit zwei Portraits im Lichtdruck, Leipzig, Verlag von Ducker und Humblot, 1891. XXVIII u. 579 S.
  • Hermann Hüffer: Lombard, Johann Wilhelm. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 19, Duncker & Humblot, Leipzig 1884, S. 141–149.
  • Christa Mack: Johann Wilhelm Lombard. In: Gerhard Taddey (Hrsg.), Lexikon der Deutschen Geschichte. 2. überarb. Aufl. Stuttgart, 1982, ISBN 3-520-80002-0 S.752

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