- Johann Wenzel Wratislaw von Mitrowitz
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Johann Wenzel Wratislaw von Mitrowitz (* um 1670; † 21. Dezember 1712) war Oberster Böhmischer Kanzler.
Graf Johann Wenzel Wratislaw von Mitrowitz stammte aus einer böhmischen Adelsfamilie, wurde Jurist und unternahm eine Reise durch Europa. Er wurde, gefördert von seinem Onkel Graf Franz Ulrich Kinsky, 1695 Mitglied der österreichischen Hofkanzlei. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts war er als Diplomat in London und Den Haag tätig, wo er an dem Zustandekommen der Allianz gegen Frankreich mitwirkte. So unterschrieb er am 7. September 1701 den Haager Pakt, nachdem er sich in den vorhergehenden Verhandlungen als Realist erwiesen hatte, der einsah, das Österreich nicht das gesamte spanische Erbe bekommen konnte. Zu dieser Zeit wurde er außenpolitischer Partner, Ratgeber und Freund des Feldherrn Eugen von Savoyen, mit dem er seine Aktionen künftig abstimmte. Er unterstützte Eugen vor der Schlacht bei Höchstädt, indem er den englischen Feldherrn Marlborough dazu bewegte, nach Süddeutschland zu ziehen und anschließend die Aktionen der beiden koordinieren half. Doch nach der Eroberung Bayerns wurde nicht er, wie Eugen vorgeschlagen hatte, sondern der am Hof beliebtere Graf Löwenstein als Statthalter eingesetzt.
Als Kaiser Leopold I. 1705 starb, wurde Wratislaw von Joseph I. zum böhmischen Kanzler und außenpolitischen Berater des Kaisers ernannt. Allerdings fand er in dem Erzieher Josephs, dem Obristhofmeister Karl Theodor von Salm, einen Konkurrenten, der ihm Steine in den Weg zu legen suchte. In der Folgezeit riet Wratislaw Eugen davon ab, den Oberbefehl an der spanischen Front zu übernehmen, da sich seiner Meinung nach Italien und Österreich, nicht aber Spanien und Österreich gemeinsam regieren ließen und somit eine militärische Aktion, selbst wenn sie erfolgreich wäre, dort wenig Sinn ergeben würde. Beim Tod des Kaisers wurde Wratislaw als Minister Mitglied im Beirat der Regentin Eleonore Magdalena. Dieser bewog den Bruder Josephs, Karl, zur Rückkehr aus Katalonien. Karl bestätigte als Kaiser Wratislaw in seinen Ämtern und dieser verblieb in der Folgezeit in Wien. Der korpulente Wratislaw starb am 21. Dezember 1712 an der Wassersucht.
Literatur
- Alfred Ritter von Arneth: Wratislaw, Johann Wenzel Graf. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 44, Duncker & Humblot, Leipzig 1898, S. 234–243.
- Franz Herre: Eugen von Savoyen Europas heimlicher Herrscher
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