Johann Schweikhard von Kronberg

Johann Schweikhard von Kronberg
Johann Schweikhard von Kronberg, Kupferstich aus dem Theatrum Europaeum, 1662
Bischof Schweikhard von Kronberg
Wappen als Fensterbild im Mainzer Dom
Wappenmauer mit Kronbergs Wappen am Schloss Johannisburg in Aschaffenburg

Johann Schweikhard von Kronberg (* 15. Juli 1553; † 17. September 1626, in Aschaffenburg) war von 1604 bis 1626 Erzbischof und Kurfürst von Mainz und damit Erzkanzler des Heiligen Römischen Reiches. Sein Name wird manchmal auch Schweikard geschrieben, ebenso taucht die Abwandlung von Kronenberg auf.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Jugend

Die Familie des Kurfürsten war die alteingessene Adelsfamilie Kronberg des Erzstiftes Mainz. Johann Schweikhard war der dritte Sohn des Kurmainzer Marschalls, Großhofmeisters und Oberamtmanns zu Höchst und Hofheim Hartmut XIII. (1517–1591) und seiner ersten Frau Barbara von Sickingen (1522–1577).

Schon seit frühester Jugend für den geistlichen Stand bestimmt, seine älteren Brüder übernahmen weltliche Posten im Erzstift, wurde er durch den Einfluss seines Vaters in das Mainzer Domkapitel aufgenommen, 1564 Domvikar und 1566 Stiftsherr von St. Alban in Mainz. Anschließend wurde er zur Ausbildung in das Collegium Germanicum nach Rom geschickt, wo er sich mit dem später an der Universität Mainz als Theologen lehrenden Jesuiten Johann Busaeus (1543–1611) anfreundete.

Nach seiner Rückkehr nach Mainz wurde er im Jahre 1576 durch den päpstlichen Legaten Kardinal Morone zum Propst des Stiftes St. Peter vor Mainz ernannt. 1582 wurde er Domkapitular und am 3. März des gleichen Jahres wählte man ihn zum Scholaster. Kurz darauf wurde er Dechant. Den Posten des Propstes von St. Peter legte er 1589 wieder nieder. Bereits 1588 war er Propst von St. Alban geworden und 1599 Propst des Marienstiftes. Ebenfalls 1599 wurde er Kämmerer des weltlichen Gerichtes des Erzstiftes.

Kurfürst

Nach dem Tod seines Vorgängers Johann Adam von Bicken wurde er mit nur wenigen Gegenstimmen am 17. Februar 1604 zum neuen Erzbischof von Mainz gewählt. Für seine Wahl sprach einerseits, dass sich Kaiser Rudolf II. für ihn einsetzte, sein hohes Ansehen, dass er sich erworben hatte und dass er der gemäßigten katholischen Richtung hinsichtlich der Reformation angehörte. Andererseits fürchtete man beim Gegenkandidaten, dem Würzburger Bischof Julius Echter von Mespelbrunn, dessen Restaurationseifer, der ihn bei den Protestanten verhasst machte. Außerdem erschien die Zusammenführung zweier Bistümer in der Hand des Mainzer Kurfürsten unpassend. Nach der päpstlichen Bestätigung seiner Wahl erhielt er im November 1604 die Bischofsweihe und am 19. Juli 1605 belehnte ihn Rudolf II. mit dem Erzstift.

Sein Amtsantritt wurde von vielen katholischen Reichsständen mit Misstrauen begegnet, wohingegen die protestantischen Reichsstände die Wahl eines als friedfertig und versöhnlich bekannten Menschen begrüßten. Die Haltung Johann Schweikhards rührte sicherlich auch daher, dass sein Großvater Hartmut X. ein eifriger Anhänger der Lehre Martin Luthers war, was ihm den Vorwurf einbrachte, er stünde unter dem Einfluss seiner protestantischen Verwandten.

Auch wenn er nicht den Wünschen der eifrigsten Verfechter der wahren Lehre entsprach, so führte er dennoch die unter seinen Vorgängern begonnene Gegenreformation fort und beendete sie auch im Erzstift. So förderte er massiv die beiden geistlichen Orden der Kapuziner und der Jesuiten, die die Gegenreformation vorantrieben und gewährte ihnen mehrfach das Recht, Klöster und Kollegs zu errichten, so 1612 in Augsburg und 1620 in Aschaffenburg, wo das ehemalige Jesuitenkolleg noch heute als Kronberg-Gymnasium besteht. Schroffe Maßregelungen der Protestanten vermied er jedoch, so gewährte er beispielsweise der Stadt Erfurt 1618 die freie Glaubensausübung.

Reichspolitisch wollte er den Status der katholischen Kirche voll gewahrt sehen. Andererseits hoffte Johann Schweikhard aber durch persönlichen Umgang, Vermeidung provozierender Maßnahmen gegen die Protestanten und diplomatisches Geschick den Zwiespalt der beiden Konfessionen zu überbrücken.

Trotz seiner Enttäuschung über die Annahme der böhmischen Krone durch den pfälzischen Kurfürsten Friedrich V., die von der katholischen Seite als Rechtsbruch der Reichsverfassung angesehen wurde, und des beginnenden Dreißigjährigen Krieges versuchte er weiterhin ein gutes Verhältnis zu den protestantischen Reichsständen zu unterhalten und Maßnahmen, die eine Wiedererlangung des Friedens erschweren konnten, zu vermeiden.

Dementsprechend wandte er sich gegen die Einmischung des französischen Königs Heinrich IV. in den Erbstreit um die Grafschaft Jülich-Kleve und gegen den Einmarsch der Spanier in die Pfalz nach der Niederlage Friedrichs V. in der Schlacht am Weißen Berg. Auch war er mit der Wahl Matthias', der seinen Bruder Rudolf II. vom Thron verdrängt hatte, erst nach langem Widerstreben einverstanden und blieb ihm gegenüber während seiner gesamten Regierungszeit reserviert.

Die Wahl und die Herrschaft Ferdinands II. erachtete er als höchst wichtig für den Fortbestand des Reiches und unterstützte diesen nach Kräften.

Die Stadt Mainz ließ er durch eine Schanze befestigen, die lange Zeit seinen Namen trug und brachte 1623 die Bergstraße zurück in das Erzstift, nachdem sie von seinem Vorgänger an den Kurfürsten der Pfalz verpfändet worden war. Außerdem ließ er in Aschaffenburg ein prächtiges Schloss errichten.

Hexenprozesse

Unter Johann Adam von Bicken und Johann Schweikhard von Kronberg gab es eine hysterische Steigerung der Hexenangst. In Schweikhards Diensten war zeitweise Heinrich Schultheiss, später berüchtigter Hexenrichter in Westfalen.

Johann Schweikhard von Kronberg brachte System in die Hexenprozesse. Er befahl, eine Untersuchungsordnung mit 18 General- und 98 Spezialfragen allen Gerichten zuzustellen.

Aus den Jahren 1600 bis 1630 sind für das Erzstift Mainz Dokumente zum Tod von 1879 Menschen als Opfer der Hexenverfolgungen erhalten geblieben. Die Hexenprozesse im Erzstift erreichten eine Sozialdisziplinierung größeren Stils, die mit anderen Mitteln in diesem Umfang und in dieser kurzen Zeit nicht durchführbar gewesen wäre. Hexenprozesse wurden auch als Mittel der Gegenreformation eingesetzt, aber ebenso als Mittel zum Füllen der Kasse, da das Vermögen der Schuldigen eingezogen wurde. Dieses Geld kam sehr gelegen für den Bau des neuen Schlosses Johannisburg in Aschaffenburg.

Ähnliche massive Verfolgungen lassen sich in Süddeutschland nur in den Hexenprozessserien der Hochstifte Bamberg und Eichstätt sowie in Würzburg und Ellwangen nachweisen.

1611 wurden in Kleinwallstadt 84 Hexen hingerichtet. Auch im kurmainzischen Lohr begannen Hexenverfolgungen, denen über 170 Menschen zum Opfer fielen.

Tod des Bischofs

Bischof Schweikhard von Kronberg starb in Aschaffenburg. So vermeldet es die von seinem Beichtvater Pater Johann Reinhard Ziegler 1626 verfasste Trauerpredigt "Klag-Lob- und Trostpredigt" anläßlich "Christseligem, den 17. Septembris Anno 1626, zu Aschaffenburg vorgangenem Ableiben deß Herrn Johann Schweickhardten, Ertzbischoffens zu Meyntz", welche auch im Druck erschien.[1]

Literatur

  • Horst Heinrich Gebhard: Hexenprozesse im Kurfürstentum Mainz des 17. Jahrhunderts. Aschaffenburg, 1989
  • Soldan-Heppe, Geschichte der Hexenprozesse, Reprint München, 1911, Bd. II, S. 45 ff
  • J. B. Aliski: Johann Schweikard von Kronenberg, in: JbBistumMainz 1, 1946, Seite 103–113
  • Felix Stieve: Johann Schweikard von Cronberg. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 14, Duncker & Humblot, Leipzig 1881, S. 236–239.

Einzelnachweise

  1. Pater Zieglers Trauerpredigt auf Kurfürst Johann Schweikhard von Kronberg


Vorgänger Amt Nachfolger
Johann Adam von Bicken Erzbischof von Mainz
1604–1626
Georg Friedrich von Greiffenclau

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