Indische Legion

Indische Legion
Fahne der Indischen Legion (Azad Hind = „Freies Indien“)
Rommel inspiziert die Indische Legion im besetzten Frankreich, Biskaya Februar 1944
Rommel inspiziert eine Einheit der Indischen Legion, Lacanau Océan (Biscaya), Februar 1944
Vorbereitete, aber nicht mehr ausgegebene Briefmarke des „Nationalen Indien“ mit der Flagge der Indischen Legion
Indische Artilleristen beim Scharfschießen auf Seeziele, Februar 1944
Oben: Sikh-Brückenwache; unten: deutscher Unteroffizier demonstriert indischen Freiwilligen Gewehrgriff

Die Indische Legion war im Zweiten Weltkrieg eine militärische Truppeneinheit der Wehrmacht, die aus gefangenen Indern der Streitkräfte des Commonwealth aufgestellt wurde. Sie wurde im August 1944 der Waffen-SS unterstellt.

Uniformabzeichen der Indischen Legion

Als der Rechtsanwalt und bekannte indische Nationalistenführer Subhash Chandra Bose im Jahr 1941 nach Berlin kam, war er gerade einem britischen Hausarrest in Indien entflohen. Mit dem Segen der deutschen Militärführung begann er rasch, mit zumeist in Nordafrika gefangengenommenen indischen Soldaten, die für die britische Armee kämpften, eine militärische Einheit aufzubauen. Bose beabsichtigte, seine Truppen zusammen mit deutschen Kräften im Kaukasus einzusetzen. Von dort sollten sie durch Persien in vorderster Reihe bis nach Indien marschieren und dort die britische Kolonialherrschaft beenden.

Im Lager Annaburg, in dem sich etwa zehntausend indische Kriegsgefangene befanden, gelang es Bose bald, einen Truppenverband zusammenzustellen, so dass das deutsche Heer in der Lage war, das aus indischen Soldaten bestehende Infanterieregiment 950, umgangssprachlich auch als „Indische Legion“ oder „Azad Hind Legion“ bezeichnet, aufzustellen.

Das erste Freiwilligen-Kontingent, das sowohl aus kriegsgefangenen Indern als auch aus einigen indischen Zivilisten bestand, die in Deutschland lebten, verließ Berlin am Weihnachtstag 1941 mit dem Ziel Frankenberg bei Chemnitz. Die Hauptaufgabe dieses Kontingents bestand zunächst darin, weitere entlassene Kriegsgefangene zu übernehmen und diese von der „gerechten“ Sache ihres Vorgehens zu überzeugen. Im Lager Frankenberg sollten deutsche Offiziere die Ausbildung der Legion übernehmen. Schon bald erwies sich diese Stätte jedoch als ungeeignet und die Legion wurde zum Truppenübungsplatz Königsbrück bei Dresden überstellt.

Im Dezember 1942 wurde die Legion schließlich mit 3500 einsatzfähigen Soldaten in vier Bataillone aufgeteilt. Die Legion bestand zu zwei Dritteln aus Moslems [1] und zu einem Drittel aus Hindus und Sikhs. Die indischen Soldaten trugen von Anfang an Wehrmachtsuniform und die Sikhs dazu auch Turban. Ihren Fahneneid legten sie sowohl auf Hitler als auch auf Bose ab. Ab 1944 wurden sie der Waffen-SS unterstellt.

Da sich die Lage an der Ostfront Ende 1942 zu Ungunsten der deutschen Seite entwickelt hatte, wurde die Legion zunächst nach Holland geschickt, wo sie fünf Monate lang ihren Dienst verrichtete. Danach stationierte man sie in Lacanau, nahe Bordeaux, wo sie mit verschiedenen Aufgaben zum Schutz des „Atlantikwalls“ beauftragt wurde. Dort wurde sie auch einer Inspektion des inzwischen für die dortige Verteidigung abkommandierten Generalfeldmarschalls Erwin Rommel unterzogen.

Zwei Monate nach der alliierten Invasion in der Normandie schickte man die Indische Legion zurück nach Deutschland und am 15. August 1944 schließlich nach Poitiers in Frankreich, wo sie erste Verwundete durch französische Résistance-Verbände hinnehmen musste. Im September 1944 hatte die Legion ihren ersten Toten, Leutnant Ali Khan, zu beklagen, der durch Gefechte mit regulären französischen Truppen im Kampfe fiel. Der Offizier wurde mit militärischen Ehren in Sancoins beigesetzt.

Auf Rückzugsgefechten nach Osten musste die Indische Legion weitere Verluste beklagen, bis sie Ende des Jahres 1944 erst in Oberhofen nahe Hagenau, und schließlich in einem leerstehenden Militärgelände auf der Schwäbischen Alb (Lager Heuberg) eintraf. Dort blieb sie bis zum März 1945, als die Truppenverbände versuchten, längs des Bodensees bis in die neutrale Schweiz zu gelangen. Bei diesem Versuch wurden sie jedoch von alliierten amerikanischen und französischen Truppen gefangengenommen. Schließlich bewacht von britischen und britischtreuen indischen Einheiten wurden die Soldaten der Indischen Legion zurück nach Indien gebracht und dort im Gefängnis des Roten Forts in Delhi bis zu ihrer Verurteilung als Hochverräter gefangengehalten. Alle Angehörigen der Indischen Legion wurden jedoch bereits im Jahre 1946 wieder freigelassen, da auf Grund von Protesten der indischen Bevölkerung eine Verurteilung durch britische Gerichte unmöglich schien.

Literatur

  • Jan Kuhlmann: Subhas Chandra Bose und die Indienpolitik der Achsenmächte. Schiler, Berlin 2003, ISBN 3-89930-064-5
  • Lothar Günther: Von Indien nach Annaburg. Indische Legion und Kriegsgefangene in Deutschland. Verlag am Park, Berlin 2003, ISBN 3-89793-065-X
  • Brian L. Davis, Malcolm McGregor: Flags of the Third Reich. Vol. 2: Waffen-SS. Osprey, London 1994, ISBN 1-85532-431-8 (Men-at-Arms-Series 274)
  • Rudolf Hartog: Im Zeichen des Tigers. Die indische Legion auf deutscher Seite 1941-1945. Busse und Seewald, Herford 1991, ISBN 3-512-03034-3
  • Eugen Rose: Azad Hind. Ein europäisches Inder-Märchen oder Die 1299 Tage der Indischen Legion in Europa. Bhaiband, Wuppertal 1989

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Diese Zahl findet sich bei Jonathan Trigg: Hitler's Jihadis. Stroud. 2008. S. 183. Andere Quellen geben für Anfang 1943 dagegen unterschiedliche Zahlen an. Demnach verteilten sich die religiösen Bekenntnisse der 2.593 Legionsangehörigen wie folgt: 1.503 Hindus, 516 Sikhs, 497 Muslime und 77 andere. Vgl.: Werner Neulen: An deutscher Seite. München. 1985. S. 357.

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