Hinterlandbahn

Hinterlandbahn
Eisfeld–Sonneberg
Strecke der Hinterlandbahn
Kursbuchstrecke (DB): 569
Streckennummer (DB): 6692, 6693
Streckenlänge: 32,89 km
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Maximale Neigung: 27,8 
Minimaler Radius: 225 m
Legende
Bahnhof, Station
0,0 Eisfeld 438,66 m
   
nach Coburg
   
4,87 Katzberg 505,41 m
Haltepunkt, Haltestelle
9,10 Bachfeld 410,00 m
Bahnübergang
Bundesstraße 89
Haltepunkt, Haltestelle
10,63 Schalkau 403,47 m
Haltepunkt, Haltestelle
Schalkau Mitte (seit 2004)
   
Grümpentalbrücke NBS
   
13,65 Grümpen 427,55 m
   
15,91 Rauenstein 448,33 m
Haltepunkt, Haltestelle
20,23 Seltendorf 410,66 m
Haltepunkt, Haltestelle
21,57 Effelder 405,20 m
Bahnhof, Station
25,41 Mengersgereuth-Hämmern 487,70 m
Brücke (groß)
Viadukt Mengersgereuth (97,4 m)
Haltepunkt, Haltestelle
26,87 Mengersgereuth-Hämmern Ost 490,50 m
Brücke (groß)
Viadukt Sonneberg West (171 m)
Haltepunkt, Haltestelle
30,53 Sonneberg West 399,00 m
Bahnübergang
Bundesstraße 89
Abzweig – in Gegenrichtung: nach links
von Coburg
Bahnhof, Station
32,89 Sonneberg Hbf 387,25 m
Strecke – geradeaus
nach Probstzella
Viadukt Mengersgereuth-Hämmern
Viadukt Sonneberg

Die Hinterlandbahn ist eine Nebenbahnstrecke von Eisfeld nach Sonneberg in Thüringen, die das Sonneberger Hinterland durchquert. Die eingleisige Eisenbahnstrecke der Spurweite 1435 mm (Normalspur) ist nicht elektrifiziert. Sie hat die Streckennummer 6692 zwischen Eisfeld und Rauenstein sowie 6693 zwischen Rauenstein und Sonneberg.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1897 wurde in Sonneberg vom damaligen Landrat Götting das „Comitee zur Herstellung einer Eisenbahnverbindung Eisfeld–Schalkau–Sonneberg“ gegründet, mit dem Ziel, das „Hinterland“ durch eine normalspurige Nebenbahn zu erschließen und mit der Hauptbahn Werrabahn zu verbinden. In seiner Denkschrift vom 27. Januar 1898 an die Herzogliche Staatsregierung in Meiningen gab das Comitee unter anderem einer Streckenführung mit einer Kurve und einem Viadukt bei Grümpen sowie einer Stichbahn nach Rauenstein den Vorzug. Die fehlende Zusage von Zuschüssen zum Bahnbau durch die Landesregierung in Meiningen verzögerte allerdings die Umsetzung des Projektes. Erst am 11. Januar 1906 stimmte des Meininger Landtag dem Bahnbau zu, der nun auch eine Erschließung Rauensteins mit einer Spitzkehre umfasste. Da Projektierung und Bau durch die Königlich-Preußische Eisenbahnverwaltung ausgeführt werden sollte, folgte am 1. Februar 1906 der Abschluss eines Staatsvertrages zwischen dem Königreich Preußen und dem Herzogtum Sachsen-Meiningen mit Baukosten von 4,4 Millionen Mark. Grund und Boden hatten die Gemeinden unentgeltlich und lastenfrei abzugeben. Die Grunderwerbskosten betrugen für die Gemeinden insgesamt 360.000 Mark. Zuschüsse gab es durch die Stadt Schalkau in Höhe von 40.000 Mark und die Porzellanmanufaktur Rauenstein mit 50.000 Mark. Die erzwungene Sparsamkeit und das schwierige Gelände hatte einige bautechnische Kompromisse zur Folge. Dies betraf unter anderem die Umfahrung des Sommerberges bei Bachfeld und die Spitzkehre von Rauenstein. Mehrkosten entstanden insbesondere durch den bereichsweise schlechten Baugrund. Am 14. September 1909 fand die Inbetriebnahme der ersten 21,5 km von Eisfeld nach Effelder statt, die gesamte 32,9 km lange Strecke wurde am 31. März 1910 eingeweiht. Die Baukosten betrugen schließlich 4,9 Millionen Mark.[1]

Diente die Strecke bis 1945 hauptsächlich der Erschließung des Sonneberger Hinterlandes, so wurde sie durch die Zonengrenze, welche die Strecke Sonneberg–Coburg unterbrach, über 40 Jahre zur Lebensader der Stadt Sonneberg. Fast der gesamte Güterverkehr lief darüber nach Eisfeld. Nach der Wende und dem Lückenschluss zwischen Coburg und Sonneberg verlor die Strecke an Bedeutung und drastisch an Reisenden. Am 22. Januar 1997 erfolgte durch die Deutsche Bahn aufgrund hoher Betriebskosten und fehlendem Streckenunterhalt die Betriebseinstellung. 1999 wurde schließlich durch den Freistaat Thüringen die Erfurter Industriebahn mit dem Betrieb des Schienenpersonennahverkehrs beauftragt, wozu die Unternehmen Thüringer Eisenbahn GmbH (Tochter der Erfurter Gleisbau GmbH) als Schieneninfrastrukturbetreiber und Süd-Thüringen-Bahn GmbH (Tochter eines Konsortiums der Erfurter Industriebahn und der Hessischen Landesbahn) als Verkehrsbetreiber gegründet wurden. Die Strecke wurde von der DB Netz AG gepachtet und nach einer umfangreichen Streckensanierung konnte der Betrieb am 3. Oktober 2002 wieder aufgenommen werden.

Verkehr

Zu Zeiten der Deutschen Reichsbahn benötigten die Personenzüge mindestens 62 min für die 32,9 km lange Strecke, allein das Umsetzen der Lokomotive im Kopfbahnhof Rauenstein kostete 12 Minuten Zeit. Heute dauert die schnellste Fahrt mit den Triebwagen der Süd-Thüringen-Bahn 42 Minuten. Die Strecke mit einer Streckenhöchstgeschwindigkeit von 60 km/h wird im Zugleitbetrieb betrieben. Der Zugleiter, der auch Fahrdienstleiter im Stellwerk Sonneberg ist, bestimmt dabei über Funk, wer wann und wo auf der Strecke unterwegs ist. Die Triebfahrzeugführer melden sich vor Abfahrt und nach Ankunft auf den Bahnhöfen Eisfeld, Rauenstein, Mengersgereuth-Hämmern und Sonneberg beim Fahrdienstleiter, die Weiterfahrt erfolgt nach mündlichem Auftrag. 2004 wurde zusätzlich eine neuartige Sicherungstechnik eingebaut. Das überwacht automatisch die Handlungen des Fahrdienstleiters und der Triebfahrzeugführer. Durch selbständige Auswertung von Achszählkreisen wird die Belegung eines Streckenabschnittes bestimmt und mit Hilfe der dadurch gesteuerten PZB-Magneten am Anfang eines jeden Streckenabschnittes durch Zwangsbremsung die unzulässige Einfahrt eines Zuges in diesen Abschnitt verhindert. Personal wird auf den Streckenbahnhöfen Rauenstein und Mengersgereuth-Hämmern, wo Zugkreuzungen möglich sind, nicht eingesetzt, da dort Rückfallweichen eingebaut sind.

Überlegungen, die Strecke bei Rauenstein über mehrere Tunnel mit der Neubaustrecke Ebensfeld–Erfurt zu verknüpfen, stufte ein Gutachten Anfang 2009 als nicht finanzierbar ein.[2]

Merkmale

Die größte Steigung der 32,9 km langen eingleisigen Nebenbahn beträgt bei Sonneberg 1:36, der kleinste Kurvenradius 225 m. Von den Kunstbauten sind die Viadukte von Mengersgereuth-Hämmern und von Sonneberg-West mit einer Länge von 171 m und einer Höhe von 23 m zu nennen. Eine betriebliche Besonderheit ist der Spitzkehrenbahnhof in Rauenstein, wo die Züge die Fahrtrichtung wechseln.

Umbenennungen

Der Bahnhof Forschengereuth erhielt 1935 den Namen Mengersgereuth-Hämmern Ost und ebenfalls 1935 der Haltepunkt Bettelhecken den Namen Sonneberg West.

Literatur

Wolfgang Beyer: Eisenbahn im Sonneberger Land. Eisenbahn-Fachbuch-Verlag Neustadt/Coburg, 2004. ISBN 3-9807748-5-6

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Beyer: Eisenbahn im Sonneberger Land, S.125-127
  2. ICE von Thüringen nach Coburg kostet 100 Millionen. In: Nürnberger Nachrichten (Onlineausgabe), 2. April 2009

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Bahnstrecke Eisfeld–Sonneberg — Hinterlandbahn Eisfeld–Sonneberg Kursbuchstrecke (DB): 569 Streckennummer: 6692, 6693 Streckenlänge: 32,89 km Legende …   Deutsch Wikipedia

  • Obere Lahntalbahn — Marburg–Erndtebrück Kursbuchstrecke (DB): 623 Streckennummer (DB): 2870 Streckenlänge: 59,7 km Spurweite …   Deutsch Wikipedia

  • Sonneberg Hauptbahnhof — Hauptbahnhof Sonneberg Blick auf den Bahnhof Bahnhofsdaten Kategorie Nahverkehrssystemhalt …   Deutsch Wikipedia

  • Sonneberg Hbf — Hauptbahnhof Sonneberg Blick auf den Bahnhof Bahnhofsdaten Kategorie Nahverkehrssystemhalt …   Deutsch Wikipedia

  • Bahnstrecke Probstzella-Sonneberg — Die Bahnstrecke Sonneberg–Probstzella ist eine 49 km lange eingleisige Nebenbahn, die von Sonneberg über den Thüringer Wald nach Probstzella führt. Bahnstrecke Sonneberg–Probstzella Kursbuchstrecke (DB) …   Deutsch Wikipedia

  • Bahnstrecke Sonneberg-Probstzella — Die Bahnstrecke Sonneberg–Probstzella ist eine 49 km lange eingleisige Nebenbahn, die von Sonneberg über den Thüringer Wald nach Probstzella führt. Bahnstrecke Sonneberg–Probstzella Kursbuchstrecke (DB) …   Deutsch Wikipedia

  • Hessisches Hinterland — (ohne die Exklave Vöhl und Itter) 1815–1866 Das Gebiet des Hessischen Hinterlandes liegt in der Region Mittelhessen und konzentriert sich um den Altkreis Biedenkopf, also den westlichen Teil des heutigen Landkreises Marburg Biedenkopf, wozu auch… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Bahnhöfe in Thüringen — Diese Liste enthält alle 318 Bahnhöfe in Thüringen, die aktuell vom SPNV bedient werden. Inhaltsverzeichnis 1 Kategorie 2 bis 5 2 Kategorie 6 3 Bahnhöfe, die nicht der DB gehören 4 Eisenbahnknoten …   Deutsch Wikipedia

  • Sonneberg (Thüringen) Hauptbahnhof — Sonneberg (Thür) Hbf Empfangsgebäude Daten Kategorie 4 Betriebsart …   Deutsch Wikipedia

  • ABS/NBS Nürnberg-Erfurt — Neubaustrecke Ebensfeld–Erfurt Streckennummer: 5919 Streckenlänge: NBS: 107 km Stromsystem: 15 kV 16,7 Hz  Maximale Neigung …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”