Henryk Jankowski

Henryk Jankowski
Henryk Jankowski

Henryk Jankowski (* 18. Dezember 1936 in Starogard Gdański/Preußisch Stargard; † 12. Juli 2010 in Danzig) war ein polnischer katholischer Priester, Kanoniker, seit 1990 Prälat und Päpstlicher Ehrenkaplan in Danzig.

Jahrelang war Jankowski Pfarrer der Kościół św. Brygidy (Brigitten-Kirche) in Danzig, bis er 2004 von der Wahrnehmung dieser Funktion entbunden wurde. Jankowski war der Solidarność-Bewegung und der antikommunistischen Opposition in der Volksrepublik Polen eng verbunden.

Inhaltsverzeichnis

Die Jahre bis 1989

Jankowski wurde als eines von acht Kindern einer Kaufmannsfamilie in Starogard Gdański geboren und hat eine Zwillingsschwester. Er war Ministrant unter anderem in der Kościół św. Wojciecha und der Kościół św. Mateusza (Kirchen des hl. Adalbert und des hl. Matthäus) in Starogard. Er schloss das Gymnasium für Berufstätige ab und arbeitete sodann im Finanzamt in der Vollstreckungsabteilung.

1958 trat er ins Priesterseminar ein. Die Priesterweihe erhielt er am 21. Juni 1964 aus der Hand von Bischof Edmund Nowicki. Er trat seine Vikarstelle an der Pfarrei Heilig Geist in Danzig an, bis 1967, sodann war er bis 1969 im Pfarrbezirk hl. Barbara tätig. Am 17. März 1970 legte er die verpflichtenden Gelübde vor der zuständigen Bekenntnis-Abteilung in Danzig ab und erhielt formell die Stelle des Pfarrers der Hl.-Brygida-Gemeinde (die Kirche war im März 1945 durch die Rote Armee in Brand gesetzt worden, sie wurde 1973 wiederaufgebaut und 1975 wieder geweiht).

Kaplan der Solidarność

Am 17. August 1980 hielt er eine Messe für die streikenden Arbeiter der Danziger Leninwerft. Von da an war er mit der späteren Solidarność verbunden und mit dem Umfeld ihres Vorsitzenden Lech Wałęsa. 2007 deckte Peter Raina in seinem Buch „Teczka Ks. Henryka Jankowskiego Agenci SB w Kurii Gdańskiej – Die Akte Henryk Jankowski des Geheimdienstes SB in der Danziger Kurie“ auf, dass der Priester Jankowski unablässig von der Służba Bezpieczeństwa (SB) überwacht wurde, die unter den Geistlichen seiner Umgebung viele heimliche Mitarbeiter angeworben hatte. Seine Person war Gegenstand des Interesses des ZK der PVAP, in dessen Auftrag Mitte September 1983 in der Głos Wybrzeża (Stimme der Küste) der Jankowski verleumdende Artikel „Rotes Radieschen“ erschien. Dies war Teil auf breiter Front geplanter Provokationen gegen den Priester. Nicht viel später druckte die Zeitung eine Liste ab von 20 Mitarbeitern der „Selbstständigen Gruppe D“ der Abteilung IV des Innenministeriums, die sich als Leserbriefstimmen an die Redaktion ausgegeben hatten, um die Aussage des Artikels zu unterstützen.

Wirken nach 1989

Nach 1989 begann Henryk Jankowski durch sein Wirken als kontroverse Gestalt wahrgenommen zu werden. Seine Ansichten in seinen Predigten, besonders in der Ausschmückung zum Grabe des Herrn anlässlich eines Osterfestes, enthielten eine große Dosis antisemitischer Elemente.

Im Verlauf einiger Jahre, die dem Beitritt Polens zur Europäischen Union vorausgingen, bezog Jankowski öffentlich eine Anti-Union-Position. Nach seinen öffentlichen Stellungnahmen wurde er mehrfach durch Vorgesetzte der Kirchenhierarchie ermahnt (beispielsweise erhielt er von Erzbischof Tadeusz Gocłowski ein Predigtverbot).

Seine Anhänglichkeit an Luxus, Reichtum und Ehrungen (dazu erhielt er vielerlei Orden) weckte die Kritik einiger Kreise der Gesellschaft. Auf der anderen Seite sammelte er eine zahlreiche Anhängerschaft unter Gläubigen. Am 15. Dezember 2000 erhielt er die Ehrenbürgerschaft Danzigs.

Am 10. Mai 2007 wurde ihm die Medaille der Kommission für Volkserziehung zuerkannt.

Die Affäre des Jahres 2004

In der Folge einer Verdächtigung der sexuellen Belästigung von Ministranten leitete die Staatsanwaltschaft im Juli/August 2004 ein Untersuchungsverfahren ein, das Unregelmäßigkeiten im Pfarrhaus offenlegte und ein unziemliches Verhalten des Kaplans gegenüber Ministranten, wiewohl sich keine Beweise für eine Belästigung ergaben. Effekt des Verfahrens war, wie auch bei früheren Problemen mit der Unterordnung, die Entbindung des Prälaten von der Funktion des Pfarrers am 17. November 2004 durch Erzbischof Tadeusz Gocłowski. Zur Verteidigung des Priesters gründete sich ein gesellschaftliches Komitee zur Verteidigung des Priesters Jankowski. Starker Druck dieser Gruppierung der Pfarrei bewegte den Danziger Metropoliten zu einer Verifikation seiner Entscheidung; kraft dessen wurde Jankowski das Recht auf Verbleib in den seinerzeit von ihm belegten Apartments zuerkannt. Der Prälat appellierte an die Pfarrgemeinde, die Entscheidung des Erzbischofs zu akzeptieren, womit am 15. Dezember 2004 die Protestaktionen aufhörten.

Prozess um üble Nachrede

Im Mai 2004 veröffentlichte der Schriftsteller Paweł Huelle in der Zeitung Rzeczpospolita einen Artikel zum Thema Jankowski, in dem er unter anderem schrieb: „Der Pfarrer der Kirche der hl. Brygida versteht das Evangelium überhaupt nicht und stellt sich ostentativ gegen die Lehren des Papstes (…) Er redet wie ein Gauleiter …, nicht wie ein Kaplan. Ich weiß nicht, wie viele Male ich in der Kirche der hl. Brygida noch hören werde, dass die Juden unser Land zerstörten und die Europäische Union ein Komplott ist im Zusammenhang mit dem Ziel der Zerstörung Polens. (…) Er ist eine Mutation eines polnischen ND-Mitarbeiters mit der Moczar’schen, kommunistischen Phobie, auf alles Fremde zu spucken: Juden, Schwule, Euroenthusiasten. Das ist ein kranker Mensch, unglücklich und klein; sein Polentum tauscht er zu jeder Gelegenheit in einen beliebigen Pass um – Volksdeutscher, Iraker oder Russe –, wenn nur das schöne Gewand ihm gefällt, neue Limousinen, Titel und Orden – angeheftet an seine im Stil an Oberst Gaddafi erinnernde Uniform, die der Priester Prälat so gerne anzieht.“

Jankowski strengte gegen Huelle einen Prozess an wegen Verstoßes gegen die Persönlichkeitsrechte. Am 12. September 2005 urteilte das Bezirksgericht in Danzig, dass Paweł Huelle die Grenzen erlaubter Kritik in der Presse überschritten und in dieser Angelegenheit die Rechte des Priesters Jankowskis verletzt habe; er müsse sich zudem auf den Seiten der Rzeczpospolita entschuldigen. Der Schriftsteller ging in die Berufung und gewann sie. Das Appellationsgericht belastete Jankowski mit den Kosten des Verfahrens. Er musste Huelle auch im Zusammenhang mit dem Verfahren entstandene Kosten in Höhe von 1000 Złoty erstatten.

Kontroverses

Nach 2004 machte sich Jankowski bekannt mit dem Verkauf von „Bausteinen“ in Form von australischem Wein mit den Namen „Monsignore“ und „Prälat“ zur Vollendung des Baus eines Altars aus Bernstein.

Im September 2006 dagegen stellte er, unter eigenem Namen, ein Mineralwasser vor. Der Gewinn aus dem Verkauf sollte der Herausgebertätigkeit des Instituts Henryk Jankowski zufließen.

Am 2. Dezember 2006 feierte Priester Jankowski seinen 70. Geburtstag und organisierte zu dieser Gelegenheit eine luxuriöse Feier, obwohl Erzbischof Tadeusz Gocłowski in einem Brief an den Prälaten davon abriet. Zur Feier erschien kein Regierungsmitglied. Zugesandt wurden lediglich briefliche Gratulationen.


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