Handstoppung

Handstoppung

Unter Handstoppung versteht man im Sport die händische Zeitmessung mit einer Stoppuhr durch Kampfrichter, was aber wegen der menschlichen Reaktionszeit relativ ungenau ist.

Inhaltsverzeichnis

Verfahren

Jeder der Kampfrichter, die üblicherweise am Zielort postiert sind, hat eine oft mechanische Stoppuhr in der Hand. Er löst durch Tastendruck den Lauf der Stoppuhr aus, sobald er mit seinem Seh- und/oder Hörsinn das verabredete Start-Kommando erfasst. Erreicht der Sportler das Ziel, löst er durch Tastendruck das Stopp-Signal aus, wenn er den optischen Eindruck hat, dass der Athlet die Ziellinie erreicht hat.

Dieses Verfahren ist allerdings wegen der Reaktionszeit des Menschen relativ ungenau. Deshalb werden bei der Handstoppung in der Regel maximal die Zehntelsekunden erfasst. Da die Reaktionszeit von Mensch zu Mensch abweicht, ist es vielfach üblich, dass mindestens drei Kampfrichter die Zeit des Siegers per Handstoppung ermitteln. Aus den drei Zeiten wird ein Endwert, die offizielle Siegerzeit, bestimmt.

Beispiel aus der Leichtathletik:
Die Zeit des Olympiasiegers 1960 über 100 Meter in der Leichtathletik, Armin Hary, wurde mit 10,2 Sekunden mittels Handstoppung ermittelt. Nicht alle Kampfrichter, die für die Zeitmessung des Erstplatzierten verantwortlich waren, müssen 10,2 Sekunden gestoppt haben. Möglich ist auch, dass einer 10,1 Sekunden und zwei andere 10,2 Sekunden gestoppt haben.

In der Regel werden die einzeln gemessenen Zeiten nicht publik gemacht. Für die nächstplatzierten Athleten ermittelt üblicherweise jeweils ein Kampfrichter pro Athlet die Zeit.

Abgrenzung zur elektronischen Zeitmessung

Bei der elektronischen Zeitmessung werden Start und Stopp der Uhr nicht durch Menschen ausgelöst, sondern beispielsweise durch Lichtschranken. Dies ermöglicht eine exakte Messung, die nicht durch die Reaktionszeit beeinflusst wird. Versuche bei der Zeitmessung in der Leichtathletik und in anderen Sportarten haben ergeben, dass Handstoppung im Durchschnitt zu einer Verzögerung der Zeitmessung von zwei bis drei Zehntelsekunden im Vergleich zu einer elektronischen Zeitmessung führt. Das heißt, die per Handstoppung gemessenen Zeiten sind zwei bis drei Zehntelsekunden geringer (besser) als bei einer elektronischen Zeitmessung.

Beispiel: Läuft ein 100-Meter-Sprinter eine handgestoppte Zeit von 10,0 Sekunden, so entspricht dies einer vergleichbaren elektronisch gemessenen Zeit von 10,2 bis 10,3 Sekunden.

In der Leichtathletik ist es üblich, eine handgestoppte Zeit bei Läufen bis einschließlich 300 Meter um 0,24 Sekunden zu erhöhen und bei 400-Meter-Läufen um 0,14 Sekunden, um sie mit einer elektronisch gemessenen Zeit halbwegs vergleichbar zu machen [1]

Vergleich erzielter Zeiten

Bei Zeit- und Rekordvergleichen zwischen historischen und aktuell erzielten Leistungen müsste eigentlich für die Einschätzung der Leistung berücksichtigt werden, ob die erzielte Zeit per Handstoppung oder per elektronischer Zeitmessung erreicht wurde. Die von Armin Hary erzielte Siegerzeit in Rom 1960 (Beispiel oben) von 10,2 Sekunden entspricht einer angenommenen elektronischen Zeit von 10,44 Sekunden. Sie wurde allerdings auf einer Aschenbahn erzielt und ist daher mit späteren Leistungen über 100 Meter, die auf einer Kunststoffbahn erzielt wurden, nicht zu vergleichen. Ebenso ist sie nicht mit Zeiten zu vergleichen, die in expliziter Höhenlage erzielt wurden. Zum Beispiel mit den Zeiten, die 1968 bei den Olympischen Spielen in Mexiko-Stadt erreicht wurden.

Einzelnachweise

  1. http://www.leichtathletik.de/dokumente/ergebnisse/uploads/faq.htm

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