Greifensee ZH

Greifensee ZH
ZH ist das Kürzel für den Kanton Zürich in der Schweiz und wird verwendet, um Verwechslungen mit anderen Einträgen des Namens Greifensee zu vermeiden.
Greifensee
Wappen von Greifensee
Basisdaten
Staat: Schweiz
Kanton: Zürich
Bezirk: Usterw
Gemeindenummer: 0194i1f3f4
Postleitzahl: 8606
Koordinaten: (693682 / 246912)47.3663878.678887439Koordinaten: 47° 21′ 59″ N, 8° 40′ 44″ O; CH1903: (693682 / 246912)
Höhe: 439 m ü. M.
Fläche: 2.30 km²
Einwohner: 5094 (31. Dezember 2010)[1]
Website: www.greifensee.ch
Das historische Zentrum von Greifensee

Das historische Zentrum von Greifensee

Karte
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Über dieses Bild
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Greifensee ist eine politische Gemeinde im Bezirk Uster des Kantons Zürich in der Schweiz.

Inhaltsverzeichnis

Wappen

Blasonierung

In Gold ein steigender roter Greif

Geographie

Greifensee liegt im Zürcher Oberland. Als einziger Ort am Greifensee liegt die alte Stadt direkt am Ufer. An die Gemeinde grenzen die Orte Niederuster im Süden, Nänikon (Uster) im Südosten, Volketswil im Nordosten, Schwerzenbach im Nordwesten, sowie am gegenüberliegenden Ufer des Greifensees im Westen Fällanden und Maur im Südwesten.

Geschichte

Frühzeit

Die Umgebung der heutigen Gemeinde Greifensee ist nachweislich seit der Jungsteinzeit (Keramikfunde um 4000 v. Chr.) besiedelt, und auf Gemeindegebiet sind vier Fundstellen früherer Pfahlbausiedlungen bekannt. Das spätbronzezeitliche Pfahlbaudorf am Nordufer des Greifensees im Ortsteil Böschen wurde 1975 entdeckt. Sporttaucher fanden zunächst Keramik, die von aufwändig verzierten Töpfen und Schalen bis hin zu einfachen, grossen Vorratsbehältern reichte. Bei den wissenschaftlichen Tauchgängen wurden die Strukturen eines Dorfes mit 24 Hütten aufgedeckt. Der Zustand der Hölzer erlaubte eine präzise dendrochonologische Datierung auf das Jahr 1051 v. Chr. Die Baugeschichte und Konstruktionsweise konnten detailliert erforscht werden. Merkmal der Gebäude war ein Rahmen, der auf Schwellen auf dem Untergrund ruhte. Eine Plattform, die über den Rahmen hinausragte und von Pfählen gestützt wurde, trug die Hütten. Die Wände bestanden aus Brettern oder Rutengeflecht, das mit Lehm verstrichen war. Auch Webgewichte, Spinnwirtel aus Ton, Werkzeuge, Nadeln und Angelhaken aus Bronze sowie verkohlte Wildäpfel und Getreide wurden geborgen. Die Feuchtbodensiedlung wurde zehn Jahre nach Baubeginn durch ein Feuer zerstört und nicht wieder aufgebaut.

Aus den nachfolgenden Jahrtausenden konnte die Kantonsarchäologie Zürich verschiedene Funde, wie schwere bronzene Armreife, dicke Glasreife und vor allem bronzene Fibeln sicherstellen, vereinzelt Dolche mit vermutlich aus dem Mittelmeerraum und Frankreich stammenden Feuersteinklingen. Funde aus römischer Zeit wurden in Nachbargemeinden gemacht, in Riedikon am Greifensee und im rund neun Kilometer entfernten Pfäffikon beim Kastell Irgenhausen. Aufgrund der hohen Besiedlungsdichte der Region sind aber die eingangs erwähnten zusammenhängenden Fundstellen, im Gegensatz zu zufälligen Einzelfunden, eher seltene Glücksfälle.

Mittelalter

Eine der ältesten Ansichten von Greifensee. Stich von M. Merian (1593–1650)
Der Hafen von Greifensee mit dem Schloss und dem Landenberghaus
Westliche Fassade des Landenberghauses, vor der Landenberg-Gasse der ehemalige Burggraben
Gallus-Kapelle und Gemeindehaus
Wildberg östlich der historischen Altstadt

Der Ort selber ist rund um das Schloss Greifensee entstanden, dessen Vorgängerbau vermutlich bereits im 12. Jahrhundert durch einen Grafen von Rapperswil errichtet wurde. Der Name Greifensee erscheint als «R. et H. minstri de Grifense» erstmals in einer Urkunde vom 29. April 1260, in der zwei adlige Ritter die Schlichtung eines Streites bezeugen. Nach einer anderen Quelle wurde Greifensee im Jahre 1261 erstmals urkundlich erwähnt. Seit dieser Zeit ist die Bezeichnung Greifensee für Burg, Städtchen und den anliegenden See gleichermassen gebräuchlich, auch wenn der See um 1300 zuweilen weiterhin Glattsee nach seinem Abfluss genannt wurde. Am 7. Januar 1300 verpfändete Gräfin Elisabeth von Rapperswil, verheiratet mit Graf Rudolf von Habsburg-Laufenburg, Greifensee an den Ritter Hermann II. von Landenberg: «Wir Elizabethe greuenne von Habsburch unt frowe ze Raprechtswile künden allen ... dc wir mit graue Ruodolfs von Habsburch ünsers wirtes hant ... gesezzet han ze rechtem phande Grifense die burg unt die stat mit dem sewe, dem man sprichet Glatse». Zum Pfand gehörten nicht nur Burg, Städtchen und der See, sondern eine grössere Zahl von Höfen samt dazugehörigen Aeckern, Wiesen, Wäldern und gar auch die Hofleute selbst. Mitverpändet wurden ebenfalls dazugehörige niedere und mittlere Gerichtsrechte und das Recht (Kirchensatz), den Pfarrer in Uster zu ernennen.[2]

Das Zwergstädtli vermochte sich aber wirtschaftlich nie richtig zu entwickeln, da es kein Marktrecht besass und verkehrstechnisch schlecht erschlossen blieb. Infolge Überschuldung verkauften die Landenberger 1369 Burg und Herrschaft Greifensee an die Grafen Friedrich Donat und Diethelm von Toggenburg für 7'219 rheinische Gulden. Bereits 1402 gelangte Greifensee von Friedrich VII., dem letzten Grafen von Toggenburg, für 6'000 Gulden als Pfand an die Stadt Zürich. 1419 kam Zürich in den definitiven Besitz der Herrschaft, und so wurde die einstige Herrschaft Greifensee – de facto war Heinrich Biberli bereits ab 1403 Landvogt der Herrschaft – zur ersten Landvogtei der Stadt Zürich. Berühmt ist der Landvogt Salomon Landolt (Gottfried Kellers Landvogt von Greifensee), der von 1781 bis 1786 hier herrschte. Das Schloss Greifensee wurde im Alten Zürichkrieg 1444 zerstört: Von den 64 Verteidigern überlebten nur zwei, 62 Männer wurden von den Eidgenossen enthauptet (siehe Mord von Greifensee).

Neuzeit

Erst 1520 beschloss der Zürcher Rat den Wiederaufbau, wobei der angesehene Zürcher Chronist und Landvogt (1504–1506) Gerold Edlibach eine tragende Rolle spielte «Anno domi 1520 jar um sant michelstag da wurdent min herren von Zürich zu ratt dz schloss griffensee wider zu erbuwen unn fienge man die hoffstatt zuo rumen von stunden an jm jar wie obstat.» 1831 wurde der Bezirk Uster geschaffen, wodurch Greifensee seine politische Bedeutung als Verwaltungszentrum verlor.

Das historische Städtchen Greifensee

Greifensee hat noch heute einen sehenswerten historischen Ortskern, den es den Freiherren von Landenberg zu verdanken hat: Hermann II. von Landenberg nannte sich ab 1300 von Landenberg-Greifensee und erlebte in den Diensten von König Albrecht I. als Secretarius (Verwaltungssekretär) und Marschall einen bemerkenswerten gesellschaftlichen und politischen Aufstieg. Urkundlich erwähnt wird sein Name in Herzog Albrechts Diensten in der sogenannten «Güssinger Fehde» um 1281, bevor Hermann II. meist ausserhalb seiner Heimat 1306 in Böhmen als treuer Gefolgsmann von Habsburg-Österreich verstarb.

Sein Sohn, Hermann IV. (der jüngere Marschall) – Hofmeister von Herzog Otto – baute das Städtchen mit einem Festungsgürtel aus. Für sein und das Seelenheil seiner Gemahlin stiftete er die noch weitgehend in der originalen Bausubstanz von 1330/40 erhaltene Gallus-Kapelle.[3] Sie gilt als das älteste intakte gotische Baudenkmal des Städtchens: Ursprünglich in den östlichen Winkel der dreiecksförmigen Wehrmauer des Städtchens integriert, wiederholt die in den inneren Mauerring einbezogene Wehrkirche in ihrem Grundriss ungefähr den Stadtgrundriss mitte des 14. Jahrhunderts. Im Schloss Greifensee wurde eine kleine, der heiligen Katharina geweihte Burgkapelle errichtet.

Gar in die Gründungszeit von Greifensee fällt wohl das Landenberghaus – eines der seltenen sogenannt profanen romanischen Bauwerke im Kanton Zürich. Durch die Landenberg-Gasse und den einstigen Burggraben vom Schloss getrennt, wurde der Wohn- bzw. Saalbau für die Burgherrschaft rund 10 Meter entfernt vermutlich bereits um 1250 erbaut.[4] Das südliche und westliche Mauerwerk ist weitgehend im Originalzustand erhalten. Das mit dem Landenberghaus zusammengebaute Pfarrhaus – der Kern des Gebäudes könnte ebenfalls auf die Gründungszeit des Städtchens zurückgehen – bildete mit seiner seeseitigen Fassade einen Teil der 1444 zerstörten Ringmauer.[5]

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Die Bahnhaltestelle Nänikon-Greifensee liegt knapp 2 km nordöstlich des Stadtkerns an der Gemeindegrenze Greifensee/Uster. Sie liegt an der Glatthalbahn der SBB und wird von den Linien S 9 und S 14 der S-Bahn Zürich bedient.

Der Anschluss Uster West der Autobahn A53 liegt knapp 2.5 Kilometer nördlich Greifensees. Der Anfahrtsweg verläuft meist über Nebenstrassen, da die Hauptstrasse zwischen Volketswil und Uster - welche auch den Anschluss Uster West bedient - Greifensee östlich umfährt.

Wirtschaft

In Greifensee befindet sich der Sitz des weltweit operierenden Präzisionswaagenherstellers Mettler-Toledo sowie zahlreichen kleineren und mittleren Unternehmen. Gleichzeitig ist der M-Fitnesspark "Milandia" in Greifensee zu finden.

Politik

Gemeindepräsident ist Beat Brand (Stand 2010).

Sport

Fussball

Der FC Greifensee wurde am 14. Januar 1976 gegründet. Das Grossriet ist der Heimatort des FCG's und beinhaltet neben dem Hauptplatz, einen Nebenplatz und einen Kunstrasen, sowie ein älteres und neueres Klubhaus.

Das Fanionteam des FCG spielt in der 3. Liga und ist in der Winterpause Leader und somit Wintermeister (Stand Saison 2010/2011).

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung
Jahr Einwohner
1634 133
1799 278
1836 406
1900 289
1950 279
1960 421
1970 2674
1980 5440
1990 5300
1995 5038
2000 5202
2001 5256
2002 5219
2003 5210
2004 5198
2005 5111
2006 5049
2007 4816
2008 4976
2009 4968

Persönlichkeiten

Literatur

Monographien der Kantonsarchäologie Zürich 38: Das spätbronzezeitliche Dorf von Greifensee-Böschen. 2007. ISBN 978-3-905681-27-7

Weblinks

 Commons: Greifensee – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Commons: Gallus-Kapelle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Statistisches Amt des Kantons Zürich – Bevölkerung in den Gemeinden und Regionen des Kantons Zürich, 2010
  2. Webseite der Gemeinde Greifensee: Geschichte
  3. Gallus-Kapelle auf der Website von Greifensee
  4. Landenberghaus auf der Website von Greifensee
  5. Pfarrhaus auf der Website von Greifensee

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