Georg Iggers

Georg Iggers

Georg Gerson Iggers (* 7. Dezember 1926 in Hamburg) ist ein deutsch-amerikanischer Historiker. Iggers ist Spezialist für die Geschichte der Geschichtsschreibung und Geschichtstheorie, insbesondere der deutschen Geschichtswissenschaft, des Historismus und der interkulturellen Historiographie.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Georg G. Iggers entstammt einem jüdischen Elternhaus, emigrierte 1938 mit seinen Eltern in die Vereinigten Staaten, wo er die Universitäten Richmond (VA) und Chicago besuchte und sich früh politisch engagierte. Dort erwarb er 1951 den Ph.D., war von 1950 bis 1963 Dozent an afroamerikanischen Colleges in Little Rock und New Orleans, wobei er sich als Hochschullehrer wie als Bürgerrechtler gegen die Rassenpolitik engagierte. Er ist emeritierter Professor der Universität Buffalo (New York), an der er von 1965 bis 1997 lehrte. Seit 1961 lebte er mit seiner Frau Wilma teilweise auch in Göttingen, von wo aus er enge Verbindungen zu BRD- und DDR-Historikern knüpfen konnte, darunter Hans-Ulrich Wehler, Jürgen Kocka, Walter Markov und Hartmut Zwahr. Die Partnerschaft zwischen den Universitäten Buffalo und Darmstadt hat sich aus den Kontakten zwischen dem Historiker Helmut Böhme, damals Präsident der Technischen Universität, und Iggers entwickelt.

Internationale Aufmerksamkeit erregte Iggers’ 1968 veröffentlichtes Buch The German Conception of history. The national tradition of historical thought from Herder to the present (Deutsche Geschichtswissenschaft. Eine Kritik der traditionellen Geschichtsauffassung von Herder bis zur Gegenwart, zuerst 1971, zuletzt 1997). Es gilt als klassischer Text der Historismus-Kritik.[1] Geschichtswissenschaft im 20. Jahrhundert und die Autobiographie des Ehepaares Iggers sind zuerst in deutscher Sprache veröffentlicht worden, die englischen Ausgaben und Übersetzungen in weitere Sprachen folgten einige Jahre danach.

2007 erhielt Iggers das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse.[2] Außerdem ist er Träger des Forschungspreises der Alexander von Humboldt-Stiftung, Ehrendoktor der Universitäten Darmstadt (seit 2006)[3] und Richmond[4] sowie des Philander Smith College in Little Rock. Gastprofessuren hat er an Universitäten in den USA, in Europa, Australien und China wahrgenommen. Iggers ist einer der Herausgeber der Zeitschrift für Geschichtswissenschaft.

Werke

Autobiographie
  • Georg G. Iggers/Wilma A. Iggers: Zwei Seiten der Geschichte. Lebensbericht aus unruhigen Zeiten. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2002 ISBN 978-3-525-36265-5 (Verlagsinformation).
    Englische Ausgabe: Two lives in uncertain times. Facing the challenges of the 20th century as scholars and citizens. Berghahn, New York/Oxford 2006, ISBN 1-8454-5138-4.
Monographien
  • The cult of authority. The political philosophy of the saint-simonians. A chapter in the intellectual history of totalitarianism. Martinus Nijhoff, The Hague 1958.
  • The German conception of history. The national tradition of historical thought from Herder to the present. Wesleyan University Press, Middletown, Connecticut 1968.
    Deutsche Ausgabe: Deutsche Geschichtswissenschaft. Eine Kritik der traditionellen Geschichtsauffassung von Herder bis zur Gegenwart. Übersetzt von Christian M. Barth. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1971.
  • New directions in European historiography. With a contribution by Norman Baker. Wesleyan University Press, Middletown, Connecticut 1975.
    Deutsche Ausgabe: Neue Geschichtswissenschaft. Vom Historismus zur historischen Sozialwissenschaft. Ein internationaler Vergleich. Mit Beiträgen von Norman Baker und Michael Frisch. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1978.
  • Marxismus und Geschichtswissenschaft heute. Becker, Velten 1996, ISBN 3-89597-271-1 (Sitzungsberichte der Leibniz-Sozietät 8, 1995, Heft 8/9).
  • Geschichtswissenschaft im 20. Jahrhundert. Ein kritischer Überblick im internationalen Zusammenhang. Mit einem Nachwort. 2. Aufl., Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1996 [zuerst 1993], ISBN 3-525-33587-3.
    Englische Ausgabe: Historiography in the twentieth century. From scientific objectivity to the postmodern challenge. Wesleyan University Press, Hanover, NH [u. a.] 1997, ISBN 0-8195-5302-6.
  • A Global History of Modern Histoiography, 2008, mit Q. Edward Wang und Supriya Mukherjee als Koautoren
Herausgeberschaften
  • The Doctrine of Saint-Simon. An exposition. First year, 1828–1829. Translated with notes and an introduction by Georg G. Iggers. Beacon Press, Boston [u. a.] 1958.
  • Georg G. Iggers/Harold T. Parker (Hrsg.): International handbook of historical studies. Contemporary research and theory. Methuen, London 1980, ISBN 0-416-73870-2.
  • Georg G. Iggers/James M. Powell (Hrsg.): Leopold von Ranke and the shaping of the historical discipline. Syracuse University Press, Syracuse, N.Y. 1990, ISBN 0-8156-2469-7.
  • Georg Iggers (Hrsg.): Ein anderer historischer Blick. Beispiele ostdeutscher Sozialgeschichte. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 1991, ISBN 3-596-10834-9. Englische Ausgabe: Marxist historiography in transformation. East German social history in the 1980s. Translated by Bruce Little. Berg, New York 1991, ISBN 0-85496-228-X.
  • Georg G. Iggers (Hrsg.): Die DDR-Geschichtswissenschaft als Forschungsproblem. Oldenbourg, München 1998, ISBN 3-486-64426-2 (Internationale Tagung über Geschichtswissenschaft in der DDR, Göttingen, 30. Mai bis 1. Juni 1996; Historische Zeitschrift. Beihefte. Neue Folge, 27).
  • Georg G. Iggers u. a. (Hrsg.): Hochschule –Geschichte – Stadt. Festschrift für Helmut Böhme. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2004, ISBN 3-534-18616-8.
Festschriften für Iggers
  • Konrad H. Jarausch u. a. (Hrsg.): Geschichtswissenschaft vor 2000. Perspektiven der Historiographiegeschichte, Geschichtstheorie, Sozial- und Kulturgeschichte. Festschrift für Georg G. Iggers zum 65. Geburtstag. MRM, Hagen 1991, ISBN 3-926862-27-0 (Beiträge zur Geschichtskultur 5).
  • Gerald Diesener (Hrsg.): Historiographischer Rückspiegel. Georg G. Iggers zum 70. Geburtstag. Leipziger Universitäts-Verlag, Leipzig 1997, ISBN 3-933240-08-5 (Arbeitsberichte des Instituts für Kultur- und Universalgeschichte Leipzig 1).
  • Larry Jones (Hrsg.): Crossing Boundaries: the Exclusion and Inclusion of Minorities in Germany and the United States. Berghahn, New York 2001, ISBN 1-571812-85-7.
  • Q. Edward Wang und Franz Fillafer (Hrsgg.). The Many Faces of Clio: Cross-Cultural Approaches to Historiography. Essays in Honor of Georg G. Iggers. Berghahn, New York 2007. ISBN 1-845452-70-4.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Stefan Berger: Stefan Berger responds to Ulrich Muhlack. In: Bulletin of the German Historical Institute London 23, Nr. 1, Mai 2001, S. 21–33, hier S. 24.
  2. Bericht bei Vandenhoeck & Rupprecht.
  3. Pressemitteilung der TUD, 2006.
  4. Pressemitteilung der Universität Richmond, 2001.

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