Gaußturm

Gaußturm
Blick vom Gaußturm auf dem Hohen Hagen in Richtung Nordost über Göttingen zum Harz
Der Gaußturm

Der Gaußturm ist ein Aussichtsturm auf dem Hohen Hagen (heute noch 480 m ü. NN) im Dransfelder Stadtwald im Landkreis Göttingen in Niedersachsen.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Der Gaußturm befindet sich auf dem Hohen Hagen etwa auf halber Luftlinie zwischen Göttingen im Nordosten und Hann. Münden im Südwesten. Nur etwas südlich von Dransfeld stehend ist er mit dem Auto oder per Fahrrad zum Beispiel von der Bundesstraße 3 oder zu Fuß über den Studentenpfad oder während einer Wanderung im Dransfelder Stadtwald zu erreichen.

Namensursprung

Der Name des Turms bezieht sich auf Carl Friedrich Gauß, der das große Dreieck Hoher Hagen–BrockenGroßer Inselsberg zu einer Grundlage der Landesvermessung des Königreichs Hannover machte.

Turmbeschreibung

Alter Gaußturm

Der Alte Gaußturm
Der Alte Gaußturm und der Basaltsteinbruch

Der Alte Gaußturm wurde nach einem Entwurf der Kasseler Architekten Ludloff und Stieger zwischen 1909 und 1911 unter anderen aus Basaltgestein erbaut. Er war 32,3 m hoch und trug eine überdachte Aussichtsplattform bei 22,17 m Höhe bzw. auf 528 m ü. NN. Die Baukosten betrugen 51.000 Goldmark. Das Grundstück stellte die Stadt zur Verfügung. Kaiser Wilhelm II. überwies 4000 Mark aus der Staatskasse. Der Göttinger Professor Eberlein stiftete für das Gaußzimmer eine aus weißem Marmor gefertigte Gaußbüste.

Der Turm stand allerdings auf dem Hohen Hagen direkt oberhalb bzw. nördlich des Basaltsteinbruchs auf knapp 506 m Höhe. Das Basaltwerk hatte sich aber im Pachtvertrag von 1924 verpflichtet, „die Betriebseinrichtungen so anzulegen, dass eine Störung des Fremdenverkehrs nach dem Gaußturm vermieden wird.“ Mit den Jahren rückte die Abbaugrenze jedoch immer näher an den Turm heran. Die Bezirksregierung hatte während des Zweiten Weltkriegs eine weitere Ausdehnung des Steinbruchs in Richtung Turm verboten. Damals wurde die Erhaltung des Turmes höher wertgeschätzt als der kriegswichtige Basalt. In den 1950er bis 1970er Jahren wurden Bauwerke und Denkmäler der Zeit um 1850 bis 1918 gering geschätzt. Das Basaltwerk war der größte Arbeitgeber der Stadt Dransfeld. So war das wirtschaftliche Interesse an dem Basalt unter dem Turm größer als sein Erhalt. Bereits in den 50er Jahren traten Risse am Turm auf. Die Sprengungen wurden trotzdem fortgesetzt und der Turm stürzte 1963 aufgrund der Lockerung des Bodens ein. Vor dem Oberverwaltungsgericht Celle kam es zu einem Vergleich, wonach die Kosten für einen Neubau das Basaltwerk zu tragen hatte.

Neuer Gaußturm

Der neue Gaußturm wurde nach einem Entwurf des Kasseler Architekten Mathern von der Braunschweiger Firma Lucks & Co. errichtet und 1964 fertiggestellt. Er ist 51 Meter hoch und wurde auf der anderen bzw. östlichen Seite des Tagebaus aus Stahlbeton mit einem 5 m dicken Turmschaft auf 478 m Höhe über dem Meeresspiegel errichtet. Aufgrund von Baumängeln riss der Beton über die ganze Höhe.

Bei 14,5 m Turmhöhe befindet sich die erste (untere) Plattform, die 13 m Durchmesser aufweist und ein Panorama-Restaurant enthält. Dieses wird erst seit Ende der 1980er Jahre durchgehend betrieben, zuvor war dieser Raum Ausstellungsfläche. Nach der Nutzungsänderung und dem Umbau zum Restaurant erhielt die untere Plattform auch aus feuerpolizeilichen Gründen einen separaten Ausseneingang von der Westseite, der über einen hierfür künstlich errichteten Hügel und eine Treppenkonstruktion zu erreichen ist. Die Zugangsmöglichkeit über den alten Haupteingang mittels des Aufzugs besteht aber weiterhin, lediglich der Karten- und Kioskverkauf findet dort nicht mehr statt.

Die gleich große, zweite (obere) Plattform, die sich in 45 m Höhe befindet, ist eine offene Aussichtsplattform auf 528 m ü. NN. Das Fundament des Turms reicht 6 m tief in den felsigen Untergrund und weist ebenfalls 13 m Durchmesser auf.

Neben dem Turm wurde ein kleines Nebengebäude errichtet, das ursprünglich das Gaußzimmer beherbergen sollte. Die Gauß-Gesellschaft Göttingen richtete es im September 1977 ein, erwies sich jedoch aufgrund von Baumängeln und zu hoher Luftfeuchtigkeit als völlig ungeeignet. Die Exponate wurden daher in das Heimatmuseum der Stadt Dransfeld überführt. Der Turm bekam zu dieser Zeit den Beinamen „widerliche Koch-Röhre“, benannt nach dem Betriebsleiter des Basaltwerks Klaus Koch. Sie zeigte bereits nach wenigen Jahren Risse. Der neue Turm hat nie die touristische Bedeutung des Vorgängerbaus erreicht.

Komplettsanierung 2008

Eine erforderliche Grundsanierung des Gaußturmes wurde vom Rat der Stadt Dransfeld am 7. Februar 2007 beschlossen. Im Juni 2008 wurde die komplette Fassade des Turms saniert und Ende September 2008 abgeschlossen. Die Kosten beliefen sich auf rund 450.000 Euro brutto.

Nunmehr ist der Turm auch in den Abendstunden beleuchtet. Das Lichtkonzept stammt von der Mündener Lichttechnikerin Uta von Schenck.

Beleuchteter Gaußturm in den Abendstunden

Im Frühjahr 2009 wurde aus Gründen der Standsicherheit der Funkmast entfernt und im Herbst darauf durch eine Neukonstruktion ersetzt.

Daten

Daten des (neuen) Gaußturms:

  • Bauzeit: 11 Monate
  • Fertigstellung: September 1964
  • Standorthöhe: 478 m ü. NN
  • Turmhöhe: 51 m
  • Fundament: 6 m tief mit 13 m Durchmesser
  • Turmschaft: 5 m Durchmesser
  • 1. (geschlossene) Plattform (mit Panorama-Restaurant auf 14,5 m Höhe): 18 m Durchmesser
  • 2. (offene) Plattform (Aussichtsplattform; 528 m ü. NN auf 45 m Höhe): 13 m Durchmesser
  • Aufzug für maximal 8 Personen (Fahrzeit: 55 Sekunden)
  • Nottreppe: Sie führt mit 225 Stufen vom Erdgeschoss über die erste zur zweiten Plattform

Aussichtsmöglichkeit

Von der 2. Plattform (Aussichtsplattform) sind vor allem bei klarem Wetter unter anderem diese Ziele zu erkennen (im Uhrzeigersinn, beginnend etwa im Norden):

Literatur

  • Gaußturm-Verwaltung (Hrsg.): Der Hohe Hagen bei Dransfeld in Südhannover. (ohne Jahr) um 1920.
  • 1881-1981. 100 Jahre Verkehrs- und Verschönerungsverein Dransfeld, e.V. [Stadt Dransfeld 1981]. Enthält: Horst Michling: Carl Friedrich Gauß und der Hohe Hagen. S.170-187.
  • Fridel Rehkop: Stadt Dransfeld. Ein geschichtlicher Rückblick vom 19. Jahrhundert bis zur Frühzeit. Band 1. Horb am Neckar: Geiger-Verlag, 1999. S.196-200, 352-360, 387-397, ISBN 3-89570-561-6.

Weblinks

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