Schloss Wilhelmshöhe

Schloss Wilhelmshöhe
Schloss Wilhelmshöhe
(Mittelteil; Blick aus der Richtung Park)

Das Schloss Wilhelmshöhe befindet sich im Bergpark Wilhelmshöhe in Kassel (Nordhessen, Deutschland).

International bekannt ist es für seine heutige Nutzung als Museum, das unter anderen die Antikensammlung und die Gemäldegalerie Alte Meister enthält. Sehr bedeutend ist zudem das Museum im Weißensteinflügel mit den einzig authentisch verbliebenen Räumen der Landgrafen.

Gegenwärtig gibt es Bestrebungen des Landes Hessen, das Schloss in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufnehmen zu lassen. [1]

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Das Schloss steht im Gebiet des Kasseler Stadtteils Bad Wilhelmshöhe im unteren Teil des Bergparks Wilhelmshöhe auf 285 m Höhe. Am unteren Karlsberghang befindet es sich oberhalb des Westendes der Wilhelmshöher Allee. Das Herkulesmonument sowie das Schloss bilden eine Sichtachse. Diese Sichtachse die zugleich die Mittelachse des gesamten Bergparks bildet, findet ihre Verlängerung in der Wilhelmshöher Allee die bis in die Kasseler Innenstadt führt.

Geschichte

Blick zum Schloss Wilhelmshöhe, gemalt von Johann Erdmann Hummel um 1800
Schloss Wilhelmshöhe um 1860, Sammlung Alexander Duncker

An der Stelle des heutigen Schlosses bestand seit dem 12. Jahrhundert das Augustiner-Chorherren-Stift und spätere Augustinerinnen-Kloster Weißenstein. Unter Landgraf Philipp von Hessen wurde das Kloster säkularisiert und danach gelegentlich als Jagdschloss benutzt. Philipps Enkel, Landgraf Moritz, ließ von 1606 bis 1610 an gleicher Stelle ein neues Jagdschloss erbauen. Dies wurde unter seinen Nachfolgern zu beachtlicher Größe ausgebaut. Die ursprüngliche Klosteranlage fiel dem Neubau zum Opfer.

Das heutige Schloss entstand 1786–1798 nach Entwürfen der Architekten Simon Louis du Ry (Weißensteinflügel und Kirchflügel) und Heinrich Christoph Jussow (Mittelteil), unter Landgraf Wilhelm IX., dem späteren Kurfürst Wilhelm I.. Als Vorbilder gelten Schloss Wanstead und Prior Park in England. Geplant und ausgeführt wurde das Schloss als zum Park geöffnete, weit ausgreifende Dreiflügelanlage. Die Seitenflügel sind langgestreckte, schmale Bauwerke mit halbrunden Ausbauten an den Schmalseiten. Die Mitte der Langseiten werden durch Risalite mit je acht frei vorgestellten Säulen betont, die beide Obergeschosse umfassen; abgeschlossen durch vasengekrönte Attiken.

Während der napoleonischen Besatzung von 1806 bis 1813 wurde die Anlage in Napoléonshöhe umbenannt. Das Schloss diente dem König von Westphalen, Jérôme Bonaparte, nachdem das von Jérôme und seinem Hofstaat bewohnte Kasseler Stadtschloss abgebrannt war, zeitweise als Residenz. In dieser Zeit besuchte auch Charles-Louis-Napoléon Bonaparte, der Neffe Jérômes, das Schloss, der später hier als Napoléon III. gefangengehalten werden sollte. Die drei ehemals freistehenden Gebäudeteile wurden durch eingeschossige Verbinderbauten verschmolzen. Diese Verbinderbauten wurden unter Kurfürst Wilhelm II. zu ihrer heutigen Höhe aufgestockt. Dadurch und durch das Fehlen der ursprünglichen weißen Fassung geht dem klassizistischen Bauwerk einiges an Filigranität verloren. In der dazugehörenden Schlosskapelle wurde unter anderem 1828 Wilhelms Tochter Louise von Bose konfirmiert.

Nachdem er bei der Schlacht von Sedan im Deutsch-französischen Krieg (1870–1871) gefangengenommen worden war, wurde Napoléon III. im Schloss unter Arrest gestellt. Am 5. September 1870 traf er im Schloss ein und blieb hier bis zum 19. März 1871, als er ins Exil nach England ging. Am 30. Oktober 1870 besuchte ihn die Kaiserin Eugénie im Schloss.

Das Schloss war 1891 bis 1918 regelmäßig Sommerresidenz der Kaiserfamilie. Es war jedoch auch Rückzugsort für Kaiser Wilhelm II. während persönlicher oder politischer Krisen. Im Jahr 1916 wurde das Schloss Hauptquartier der Obersten Heeresleitung.

Zwischen 1944 und 1945 flog die Royal Air Force mehrere Angriffe auf Kassel. Im Februar 1945 wurde Wilhelmshöhe bombardiert. Dabei wurde der kuppelbekrönte Mittelbau des Schlosses durch Bomben stark beschädigt, auf der Parkseite blieben jedoch voll ausgestattete Räume, bis in das zweite Obergeschoss hinein, intakt. Die Sicherung der Anlage seit dem Ende des Kriegs durch die Bauverwaltung war jedoch auffällig nachlässig. Unter der Vorgabe, Enttrümmerungen vornehmen zu wollen, wurde der Mittelteil schließlich Zug um Zug um die verbliebene historische Innenausstattung gebracht. Teile des Schlossmobiliars finden sich heute in der Villa Hammerschmidt in Bonn. Ab 1961 betreute der funktionalistische Architekt Paul Friedrich Posenenske den Wiederaufbau, dieser erfolgte zum Teil in vereinfachter Ausführung und unter dem Aspekt einer vornehmlichen Nutzung als Kunstmuseum. Dabei ist auch der Wiederaufbau der Kuppel entfallen.

Während des deutsch-deutschen Gipfeltreffens am 21. Mai 1970 war im Schloss das Pressezentrum untergebracht.

Heutige Nutzung

Albrecht Altdorfer, Kreuzigung

Seit dem Umbau des Schlosses nach 1945 ist nur noch die historische Einrichtung des Weißensteinflügels vorhanden, welcher unter die Betreuung der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen kam und dessen original landgräflich eingerichtete Räume besichtigt werden können. Hier befand sich von 1948 bis 1976 das Tapetenmuseum. Der Kirchflügel wurde für die Nutzung als Verwaltungsort der Staatlichen Museen Kassel weitgehend entkernt. Der stark beschädigte Mittelbau wurde ohne Kuppel und ohne Fensterkreuze sowie Fensterläden wieder instandgesetzt und wirkt im Ensemble heute als Fremdkörper. Auch die ursprüngliche Raumaufteilung wurde nicht wiederhergestellt. Anstatt der Kuppel setzte man auf das Gebäude ein Glasdach zur Belichtung der Gemälde, das noch vom Herkules aus ins Auge fällt. Die Staatlichen Museen präsentieren im Mittelbau heute:

Literatur

  • Horst Becker, Michael Karkosch: Park Wilhelmshöhe, Parkpflegewerk, Bad Homburg und Regensburg, 2007, ISBN 978-3-7954-1901-1.
  • Bernd Modrow, Claudia Gröschel: Fürstliches Vergnügen, 400 Jahre Gartenkultur in Hessen, Verlag Schnell und Steiner, Bad Homburg und Regensburg 2002, ISBN 3-7954-1487-3.
  • Schlösser, Burgen, alte Mauern. Herausgegeben vom Hessendienst der Staatskanzlei, Wiesbaden 1990 ISBN 3-89214-017-0, S. 207-209.

Weblinks

 Commons: Schloss Wilhelmshöhe – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Commons: Gemäldegalerie Alte Meister – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bürger für das UNESCO-Weltkulturerbe Kassel Internetauftritt des unterstützenden Bürgervereins
51.3159.4161111111111

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Schloss Wilhelmshöhe — is a palace near the city of Kassel in Germany. As King of Westphalia, Jérôme Bonaparte renamed it Napoleonshöhe and appointed his Head Chamberlain Heinrich von Blumenthal as its governor, with instructions to supervise extensive… …   Wikipedia

  • Schloss Wilhelmshöhe — Château Wilhelmshöhe Château Wilhelmshöhe. Le château Wilhelmshöhe est un château allemand près de Cassel. Napoléon III y a passé sa captivité après la bataille de Sedan, Guillaume II, alors adolescent et étudiant à Cassel, y logea pendant ses… …   Wikipédia en Français

  • Schloss (Gebäude) — Schloss Sanssouci, Potsdam Schloss Moritzburg Ein Schloss ist ein zumeist künstlerisch gestaltetes, stattliches …   Deutsch Wikipedia

  • Schloss (Architektur) — Schloss Charlottenburg, Berlin …   Deutsch Wikipedia

  • Schloss Wilhelmsthal (Calden) — Schloss Wilhelmsthal, die Gartenfassade Das Schloss Wilhelmsthal ist ein Schloss nahe der Großstadt Kassel bei Calden im nordhessischen Landkreis Kassel (Deutschland). Die Anlage wurde von 1743 bis 1761 erbaut und zählt zu den bedeutendsten… …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelmshöhe — bezeichnet unscharf ein Stadtgebiet von Kassel: den ursprünglich Wilhelmhöhe genannten Stadtteil, heute Bad Wilhelmshöhe den Bergpark Wilhelmshöhe das im Bergpark gelegene Schloss Wilhelmshöhe. den Kasseler Fernbahnhof in Wilhelmshöhe, siehe… …   Deutsch Wikipedia

  • Schloss Abbadie — Schloss Abbadie, Nordseite Das Schloss Abbadie steht, umgeben von einer weitläufigen Parkanlage, in der französischen Stadt Hendaye, im Département Pyrénées Atlantiques. Den Namen erhielt es durch seinen Bauherrn, den französischen Kartographen… …   Deutsch Wikipedia

  • Schloss Weißenstein — ist der Name folgender Schlösser: Schloss Weißenstein (Pommersfelden) in Pommersfelden, Landkreis Bamberg, Bayern Schloss Weißenstein (Württemberg) bei Weißenstein, Stadtteil von Lauterstein, Landkreis Göppingen, Baden Württemberg Schloss… …   Deutsch Wikipedia

  • Schloss Schönfeld (Kassel) — Das Schloss Schönfeld in Kassel wurde 1777 als private Sommerresidenz erbaut. Zu seinen zahlreichen Besitzern zählten unter anderem die Landgrafen von Hessen Kassel, das Königreich Preußen, die Stadt Kassel, sowie einige Privatpersonen. Heute ist …   Deutsch Wikipedia

  • Schloß Wilhelmshöhe — Schloss Wilhelmshöhe (Mittelteil; Blick aus der Richtung Park) Das Schloss Wilhelmshöhe befindet sich im Bergpark Wilhelmshöhe in Kassel (Nordhessen, Deutschland). International bekannt ist es für seine heutige Nutzung als Museum, das unter… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”