Frittenporzellan

Frittenporzellan
İznik Keramik, Stiel: „saz and rosette
Sammlung: Britisches Museum
Beispiel: für Frittenporzellan

Frittenporzellan (französisch porcelaine tendre, englisch fritware) gilt als Halb- oder unechtes Porzellan, das im 18. Jahrhundert vorwiegend in Frankreich hergestellt wurde.

Spezifikation gemäß Klassifikation keramischer Massen
Klasse:

Irdengut

Unterklasse:

Sonstiges Irdengut

Gruppe:

Tonware

Untergruppe:

glasiert

Frittenporzellan auch Frittenware

Es wird zu Unrecht öfter dem Weichporzellan zugerechnet, obwohl es chemisch und herstellungstechnisch nicht zur Klasse Sinterzeug und somit der Unterklasse Porzellan zugeordnet werden kann. Deshalb wird diese spezielle Keramik im englischen Sprachgebiet auch treffender als fritware bezeichnet und im Zusammenhang mit stonepaste, pottery bzw. fayance genannt, wodurch in praxi eine deutlichere Unterscheidung gegenüber Porzellan besteht. Eine Ursache für die leicht zweideutige Namensgebung liegt im Jahrhundertstreit, wo die Wiege des europäischen Porzellans stand und wer die ältesten Herstellungsrechte reklamieren kann. Hier besteht wohl kaum Aussicht auf eindeutige Klärung. So meiden Frittenporzellanhersteller regelmäßig Angaben, die im Widerspruch zu echtem Porzellan stehen. Wie dem auch sei, eine der wohl bekannteste Frittenporzellan-Manufaktur ist die Manufacture royale de porcelaine de Sèvres.

Herstellung

Die Herstellung von Frittenporzellan ist langwierig und kompliziert, daher war es erheblich teurer als das „echte“ Porzellan. Zunächst wurden Quarzsand, Salpeter, Kochsalz, Soda, Alaun und Calciumsulfat (in Form von Alabaster oder Gips) vermischt und gebrannt, bis ein glasiger Stoff – die Fritte – entstand. Dieser Stoff wurde zerbrochen und zermahlen, um dann mit kreide- oder gipshaltigem Mergel im 3:1-Verhältnis vermischt zu werden. Der Mischung wurde auch grüne Seife beigegeben, um die Formbarkeit der Masse zu erhöhen. Nach einem aufwändigen Freisetzen von Luftblasen durch Kneten und Walzen, wurde die Masse geformt, glasiert und zum Endprodukt gebrannt.

Besonderheit

Frittenporzellan ist empfindlicher für Temperaturschwankungen und stoßempfindlicher. Die Glasur ist zugleich weicher und kann beispielsweise mit Essbesteck beschädigt werden. Allerdings hat sie auch eine höhere Lichtbrechung, was die Leuchtkraft der Farben erhöht. Obendrein wird Frittenporzellan bei niedrigeren Temperaturen gebrannt, wodurch eine größere Farbpalette einsetzbar ist. Da es beim Brennen weicher, „flüssiger“ wird, konnten darin keine allzu komplizierten Figuren realisiert werden.

Frittenporzellan enthält in seiner klassische Zusammensetzung kein Kaolin, womit eine klare Unterscheidung zu Porzellan gegeben ist.

Manufakturen

Frittenporzellan fertigten beispielsweise folgende französische Manufakturen:

  • die Manufaktur von Louis und Michel Poterat in Rouen (ab 1673)
  • die Manufaktur von Pierre Chicaneau und seinen Erben in Saint-Cloud (1677–1766)
  • die Manufaktur von François Barbin in Paris, rue de Charonne (1720–1734), 1735 nach Mennecy verlegt
  • die Manufaktur von Chantilly (ab 1725)
  • die Manufaktur von Villeroy in Mennecy (1735–1775)
  • die Manufaktur von Vincennes (1738–1756), 1756 nach Sèvres verlegt
  • die Manufaktur von Sceaux (ab 1748)
  • die Manufaktur von Tournai (1751–1890)
  • die Manufacture royale de porcelaine de Sèvres (1756 aus der Manufaktur von Vincennes hervorgegangen)

Siehe auch

Literatur

  • Gustav Weiß: Ullstein Porzellanbuch. Eine Stilkunde und Technikgeschichte des Porzellans mit Markenverzeichnis. Ullstein, Frankfurt/M. 1964
  • Sven Frotscher: dtv – Atlas Keramik und Porzellan. dtv Verlag 2003. ISBN 3-423-03258-8

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