Friedrich Zundel

Friedrich Zundel
Der Maler Georg Friedrich Zundel

Georg Friedrich Zundel (* 13. Oktober 1875 in Iptingen nahe Wiernsheim; † 7. Juni 1948 in Stuttgart) war Maler, Bauer und Mäzen. Als Maler erlangte er insbesondere für seine Portraitarbeiten eine gewisse Berühmtheit.

Werdegang

Zundel war der Sohn eines Weinbauern und Gastwirtes und verlor im Alter von 6 Jahren seine Mutter. Da er sich mit der zweiten Frau seines Vaters sehr schlecht verstand, verließ er mit 14 Jahren sein Elternhaus und begann eine Lehre bei einem Malermeister in Pforzheim, die er 1891 als Geselle beendete. Anschließend arbeitete er sechs Jahre in Frankfurt in einer Dekorations-Malerei und lernte dort die Verhältnisse der einfachen Arbeiterwelt kennen. 1897 entschloss sich Zundel zum Kunststudium zunächst an der Kunstgewerbeschule in Karlsruhe, später an der Kunstschule Stuttgart, die 1901 den Status einer Akademie erhielt. Die Studien Zundels fanden jedoch bereits 1898 ein vorzeitiges Ende, als er wegen Beteiligung an der Organisation eines Streiks von Kunststudenten von der Schule relegiert wurde.

Zundel war in den Jahren des Studiums mit sozialistischen Ideen in Kontakt gekommen und begann sich zunehmend mit dem „Kampf gegen Unterdrückung und Ausbeutung“ zu identifizieren. Dies kam zunächst in seiner Beziehung zur 18 Jahre älteren sozialistischen Politikerin und Frauenrechtlerin Clara Zetkin zum Ausdruck, die zu dieser Zeit in Stuttgart als Redakteurin der SPD-Frauenzeitung „Die Gleichheit“ arbeitete. Sie heirateten 1899 und lebten von 1903 bis zu ihrer Trennung im Jahre 1928 in einem Landhaus in Sillenbuch bei Stuttgart, das zu einem beliebten Aufenthaltsort für die internationalen Führer sozialistischer Organisationen wurde. Auch Lenin machte dort 1907 Station.

Zundels ideologische Überzeugung spiegelte sich in Arbeiterportraits wider, die in diesen Jahren entstanden. Hauptaugenmerk legte Zundel auf die Fokussierung von Menschen durch die Herausnahme aus deren Umfeld (kaum Bezugnahme auf Milieu oder übertriebener Symbolismus) und fast lebensgroße Darstellungen.

Kunstmäzene, unter anderem auch Graf Casanova in Italien am Lago Maggiore, der ihm ein Atelier zur Verfügung stellte, sorgten für ein gutes Auskommen, mit dem er auch das oben erwähnte Landhaus finanzieren und sich ein Auto leisten konnte. Da er auch Kontakte zu Karl Kautsky hatte, der im gleichen Haus wohnte wie Robert Bosch, kam es 1907 zu Aufträgen, Boschs Töchter Paula und Margarete zu portraitieren. Gleichzeitig engagierte sich Zundel auch parteipolitisch durch Plakatentwürfe sowie die Ausgestaltung von Heimen, insbesondere durch die Diskussion über die Rolle künstlerischen Schaffens in der sozialistischen Bewegung.

In den Jahren vor und nach dem ersten Weltkrieg wandte sich Zundel von der ausdrucksstarken realistischen Malerei ab und entdeckte mythische und religiöse Motive, bei denen insbesondere der Erlösungsgedanke im Mittelpunkt stand. In diesen Jahren entfremdete er sich zunehmend von Clara Zetkin.

Grabstein von Friedrich und Paula Zundel auf dem Tübinger Stadtfriedhof

Nach der Scheidung von Zetkin heiratete Zundel 1927 Paula Bosch, die er schon gemalt hatte, als sie noch ein Kind gewesen war. Mit ihr zog sich Zundel auf einen von ihm 1921 selbst entworfenen und von Robert Bosch für seine Töchter gebauten Gutshof, den „Berghof“ bei Tübingen, zurück, wo er sich neben der künstlerischen Tätigkeit auch der bäuerlichen Arbeit zuwandte. In seinem Spätwerk wandte er sich abermals idealistischen Motiven zu, wobei nun aber christliche Elemente zunehmend eine Rolle spielten. Aus der Ehe mit Paula Bosch ging als einziges Kind der Sohn Georg Zundel hervor. Georg Friedrich Zundel erhielt ein Ehrengrab auf dem Tübinger Stadtfriedhof.

1971 stifteten Paula Zundel und ihre Schwester Margarete Fischer-Bosch die Kunsthalle Tübingen, um eine dauerhafte Bleibe für Zundels Werke zu schaffen. Für ihre Verdienste um die Stadt Tübingen wurde Paula Zundel, wie auch ihre Mutter Anna Bosch, zur Ehrenbürgerin der Stadt Tübingen ernannt.

Schriften

  • Georg Zundel „Es muss viel geschehen!“ – Erinnerungen eines friedenspolitisch engagierten Naturwissenschaftlers. Verlag für Wissenschafts- und Regionalgeschichte Dr. Michael Engel, Berlin, 2006, mit einem Vorwort von Hans-Peter Dürr, ISBN 3-929134-50-0

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Ernst Christof Friedrich Zündel — Ernst Zündel (Ernst Christof Friedrich Zündel; auch Zundel geschrieben; * 24. April 1939 in Calmbach, Baden Württemberg) gehört zu der Gruppe der Revisionisten, die den Holocaust leugnen. Er veröffentlichte auch Schriften unter dem Pseudonym… …   Deutsch Wikipedia

  • Ernst Christof Friedrich Zündel — Ernst Zündel Pour les articles homonymes, voir Zundel. Ernst Christof Friedrich Zündel (né le 24 avril 1939 à Bad Wildbad Bade Wurtemberg) est un pamphlétaire néonazi. Au Canada, il est surtout connu pour la propagande haineuse envers… …   Wikipédia en Français

  • Zundel — ist der Familienname folgender Personen: Elisabeth Zundel (1874 1957), deutsche Gewerkschafterin, Frauenrechtlerin und Politikerin der SPD. Friedrich Zundel (1875–1948), deutscher Maler, Bauer und Mäzen Georg Zundel (1931–2007), deutscher… …   Deutsch Wikipedia

  • Zündel — Ernst Zündel (Ernst Christof Friedrich Zündel; auch Zundel geschrieben; * 24. April 1939 in Calmbach, Baden Württemberg) gehört zu der Gruppe der Revisionisten, die den Holocaust leugnen. Er veröffentlichte auch Schriften unter dem Pseudonym… …   Deutsch Wikipedia

  • Zundel — Zụndel,   Georg Friedrich, * Wiernsheim (bei Pforzheim) 13. 10. 1875, ✝ Stuttgart 7. 6. 1948; Meisterschüler an der Stuttgarter Kunstschule, wegen Beteiligung an Streiks der Studierenden 1896 entlassen, 1899 1928 Ȋ mit Clara Zetkin. Seine klar… …   Universal-Lexikon

  • Ernst Zündel — Born April 24, 1939 (1939 04 24) (age 72) Bad Wildbad, Germany …   Wikipedia

  • Fritz Zundel — Der Maler Georg Friedrich Zundel Georg Friedrich Zundel (* 13. Oktober 1875 in Iptingen nahe Wiernsheim; † 7. Juni 1948 in Stuttgart) war Maler, Bauer und Mäzen. Als Maler erlangte er insbesondere für seine Portraitarbeiten eine gewisse… …   Deutsch Wikipedia

  • Christof Friedrich — Ernst Zündel (Ernst Christof Friedrich Zündel; auch Zundel geschrieben; * 24. April 1939 in Calmbach, Baden Württemberg) gehört zu der Gruppe der Revisionisten, die den Holocaust leugnen. Er veröffentlichte auch Schriften unter dem Pseudonym… …   Deutsch Wikipedia

  • Ernst Zündel — Pour les articles homonymes, voir Zundel. Ernst Christof Friedrich Zündel (né le 24 avril 1939 à Bad Wildbad Bade Wurtemberg) est un éditeur néonazi allemand. Il a vécu durant plusieurs décennies au Canada, où il a publié des pamphlets… …   Wikipédia en Français

  • Georg Zundel — an seinem 75. Geburtstag Georg Zundel (* 17. Mai 1931 in Tübingen; † 11. März 2007 in Salzburg) war deutscher Physiker, Unternehmer und friedenspolitisch engagierter Philanthrop. Er wurde 1931 als einziger Sohn des Kunstmalers Georg …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”