Friedrich Stadler

Friedrich Stadler

Friedrich Stadler (* 17. Juli 1951 in Zeltweg, Steiermark) ist ein österreichischer Wissenschaftshistoriker, Wissenschaftsphilosoph und Universitätsprofessor an der Universität Wien.

Stadler studierte Philosophie, Psychologie, Pädagogik und Geschichte an der Universitäten Graz und an der Universität Salzburg, wo er 1977 den Mag.phil. und 1982 den Dr.phil. erwarb (Geschichte und Philosophie). Nach Lehrtätigkeit an Mittelschulen und Arbeit an Forschungsprojekten (u.a. am Institut für Wissenschaft und Kunst und am Ludwig-Boltzmann-Institut für Geschichte und Gesellschaft) seit 1989 Lehrtätigkeit an der Universität Wien. Im Jahre 1991 gründete Stadler das Institut Wiener Kreis als Verein zur Förderung wissenschaftlicher Weltauffassung, das er seitdem leitet und das seit Mai 2011 auch als universitäres Institut an der Fakultät für Philosophie und Bildungswissenschaft der Universität Wien eingerichtet wurde. 1994 habilitierte er sich für Wissenschaftsgeschichte und Wissenschaftstheorie an der Geistes- und Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien, wo er 1997 zum außerordentlichen Professor ernannt wurde. Seit Oktober 2008 ist Stadler Professor für History and Philosophy of Science (Wissenschaftsgeschichte, Wissenschaftsphilosophie, Wissenschaftstheorie) an der Universität Wien, ein Joint Appointment an der Historisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät (Institut für Zeitgeschichte) und an der Fakultät für Philosophie und Bildungswissenschaft, Institut für Philosophie. Seit 2001 leitet er die von ihm initiierte, jährlich stattfindende „Vienna International Summer University/Scientific World Conceptions“ (VISU/SWC). Er ist Initiator des im WS 2010 eingerichteten Master Studiums „History and Philosophy of Science“ und Faculty Mitglied des vom Österreichischen Forschungsfonds (FWF) finanzierten Dokoratsprogrammes „The Sciences in Historical, Philosophical, and Cultural Contexts“ an der Universität Wien. Seit 2006 ist Stadler Projektleiter des „Forum Zeitgeschichte der Universität Wien“ im Auftrag des Rektorats. Im Oktober 2009 wurde er zum Präsidenten der in Wien gegründeten und beheimateten „European Philosophy of Science Association“ (EPSA) gewählt. Von 2007 fungiert er als Assessor und Advisor der International Union for History and Philosophy of Science/Division of Logic, Methodology and Philosophy of Science (DLMPS) und ist im Herausgeber Board der Zeitschriften Journal for General Philosophy of Science, European Journal of Philosophy of Science, und Journal for the History of Philosophy of Science.

Stadler war Gastprofessor an der Humboldt-Universität zu Berlin, Visiting Professor und Fulbright Research Fellow an der University of Minnesota und Fellow am Helsinki Collegium for Advanced Studies der Universität Helsinki. Er ist im Beirat der Österreichischen Ludwig Wittgenstein Gesellschaft und Leiter des Beirats der Österreichischen Gesellschaft für Exilforschung.

Zu Stadlers Forschungsschwerpunkten zählen die moderne Wissenschaftsgeschichte als historische Wissenschaftsforschung, die Wissenschaftsphilosophie und Wissenschaftstheorie (in Form einer interdisziplinären History and Philosophy of Science), die Geschichte, Theorie und Methodologie der Kulturwissenschaften, sowie die Kultur- und Geistesgeschichte mit einem Fokus auf die deutschsprachige Wissenschaftsmigration im 20. Jahrhundert. Seine besondere Expertise liegt in der Erforschung des Wiener Kreises und Logischen Empirismus (inkl. Ludwig Wittgenstein und Karl Popper) samt Wirkungsgeschichte bis zur Gegenwart sowie in der kritischen Weiterentwicklung von dessen Grundideen im Kontext heutiger philosophischer Grundlagenforschung zwischen analytischer und kontinentaler Tradition. Auf diesem Gebiet fand er durch seine zwei Bücher über Ernst Mach und über den Wiener Kreis (in Deutsch, Englisch und Spanisch) sowie durch seine Herausgeberschaft von 5 Buchreihen (u.a. mit Editionen über Ernst Mach und Moritz Schlick) internationale Anerkennung.

Publikationen (Auswahl)

Autor:

  • Vom Positivismus zur 'Wissenschaftlichen Weltauffassung'. Am Beispiel der Wirkungsgeschichte von Ernst Mach in Österreich von 1895 bis 1934. Löcker, Wien/München 1982. ISBN 3-85409-038-2
  • Studien zum Wiener Kreis. Ursprung, Entwicklung und Wirkung des Logischen Empirismus im Kontext. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1997. ISBN 3-518-58207-0
  • The Vienna Circle. Studies in the Origins, Development, and Influence of Logical Empiricism. Springer, Wien and New York 2001. ISBN 3-211-83243-2
  • El Círculo de Viena. Empirismo lógico, ciencia, cultura y politica. Fondo de cultura Económica. Chile 2001. ISBN 9789562890854

Serien:

  • (Hrsg.): Institute Vienna Circle Yearbook. Springer Dordrecht 1993ff.
  • (Hrsg.): Ernst Mach Studienausgabe. Xenomoi Verlag, Berlin 2008ff. ISBN 978-3-936532-91-3
  • (Hrsg.): Emigration – Exil – Kontinuität. Schriften zur zeitgeschichtlichen Kultur- und Wissenschaftsforschung. LIT Verlag 2004ff.
  • (Hrsg. mit Hans-Jürgen Wendel): Moritz Schlick. Kritische Gesamtausgabe. Springer, Wien und New York, 2006ff. ISBN 978-3211297896

Herausgeber (Auswahl):

  • (Hrsg.): Kontinuität und Bruch 1938 - 1945 - 1955. Beiträge zur österreichischen Kultur- und Wissenschaftsgeschichte. LIT-Verlag, Münster 2004. ISBN 3-8258-7489-3
  • (Hrsg.): Vertriebene Vernunft. Emigration und Exil österreichischer Wissenschaft. 2 Volumes. Jugend und Volk, Wien/München 1987/88. New Edition: LIT-Verlag 2004. ISBN 3-8258-7373-0
  • (Hrsg.): Vertreibung, Transformation und Rückkehr der Wissenschaftstheorie am Beispiel von Rudolf Carnap und Wolfgang Stegmüller. LIT-Verlag, Wien 2010. ISBN 978-3-643-50165-3
  • (Hrsg. mit Kurt R. Fischer): Paul Feyerabend. Ein Philosoph aus Wien. Springer, Wien/New York: 2006. ISBN 3-211-29759-6
  • (Hrsg. mit Eric Kandel, Walter Kohn, Fritz Stern und Anton Zeilinger): Österreichs Umgang mit dem Nationalsozialismus. Die Folgen für die naturwissenschaftliche und humanistische Lehre. Springer, Wien/New York 2004. ISBN 3-211-21537-9

Weblinks


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