Fresko

Fresko
Kuppelfresko der WieskircheJohann Baptist Zimmermann (1745–1754)

Die Fresko- oder Frischmalerei (it.: al fresco, affresco „ins Frische“) ist eine Form der Wandmalerei, bei der die nur in Wasser gelösten Pigmente auf den frischen Putz aufgetragen werden. Beim Carbonatisierungsprozess des Kalkes werden dann die Pigmente sehr stabil in den Putz eingebunden, Fachleute nennen diesen Vorgang auch Einsinterung. Das fertige Wand- oder Deckenbild wird sächlich (das) Fresko oder weiblich (die) Freske genannt. Der ausführende Künstler wird als Freskenmaler oder Freskant bezeichnet.

Die Bezeichnung Fresko hat sich umgangssprachlich für Wandmalereien jeder Art eingebürgert, so dass sie im normalen Sprachgebrauch oft ebenso für im Gegensatz zur feuchten al fresco-Ausführungsweise auch für trocken (al secco) mit Tempera-, Öl- oder Acrylatfarben ausgeführte Malereien verwendet wird. Selbst an Wandflächen applizierte Leinwandmalereien werden fälschlicherweise, auch in der Fachliteratur, als Fresken bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Maltechnik

Deckenfresko im Alten Peter, München

Bei der Al-fresco-Malerei werden kalkechte Farbpigmente in Wasser oder Kalkwasser angerührt und auf den noch frischen, also feuchten Kalkputz (Intonaco) aufgetragen. Beim Abbinden (Trocknen, Festwerden) entsteht eine homogene Kalkputzschicht mit eingearbeiteten Farbpigmenten. Diese Reaktion nennt man Carbonatisierung. Die hierdurch entstehende Schutzschicht um die einzelnen Farbpigmente verbindet sich sehr stabil mit der Unterschicht und erhält die Farbintensivität der Pigmente für Jahrtausende. Dass der Putz feucht ist, heißt nicht, dass er erst an diesem Tag angefertigt wird. Für die bedeutenden Werke der Kunstgeschichte wurde der Sumpfkalk über Jahrzehnte in Wassergruben gelagert, damit der Hydrationsprozess des ungelöschten Kalks möglichst weit fortschreiten konnte. Frisch angerührter Löschkalk ist für die Freskomalerei nahezu unbrauchbar. Je länger die Ablagerung dauert, desto cremiger und somit besser ist die Konsistenz des Werkstoffes (ungelöschter Kalk CaO + Wasser H20 = Calciumhydroxid Ca(OH)2, siehe auch Kalkkreislauf). Gleichzeitig bildet sich eine dünne Schutzschicht oder Sinterhaut, die das Fresko "versiegelt" und ihm einen seidigen Glanz -sein entscheidendes Erkennungsmerkmal- verleiht.

Die Farbe kann nicht wie bei der so genannten Seccomalerei (Wandmalerei auf der trockenen Wand) abblättern. Die Technik ist aufwändiger und schwieriger, da Putz und Farbe jeweils am selben Tag aufgetragen werden müssen und es keine Möglichkeit der Korrektur gibt.

Einzelne Motive des Gesamtfreskos werden jeweils an einem Tag bearbeitet, das so genannte Tagwerk (giornata). Deren Umrisse werden in Originalgröße auf einen Karton vorgezeichnet und von diesem mit einem spitzen Griffel auf die noch feuchte Wand gepaust. Der Putz des nächsten Tages muss ganz vorsichtig bis an den bereits eingefärbten Putz des Vortages herangebracht werden, um das bestehende Werk nicht zu zerstören. Die dadurch entstehenden Stöße zwischen den einzelnen Tagewerken sind bei Streiflicht gut zu erkennen.

Geschichte

Beliebt war die Freskomalerei in der Antike. Gut erhaltene Beispiele römischer Fresken finden sich in Pompeji (z.B. in der Mysterienvilla) und Herculaneum.

St. Prokulus, Naturns

Im Mittelalter wurde seit Giotto gerne mit einer Mischtechnik von fresco und secco gearbeitet. Gut erhaltene Beispiele finden sich in der Cappella degli Scrovegni in Padua und in der Basilika San Francesco in Assisi.

In der Renaissance und im Barock wird dann fast ausschließlich wieder „al fresco“ gearbeitet. Berühmte Beispiele hierfür sind die Sixtinische Kapelle mit dem bedeutendsten Freskenzyklus des Abendlandes von Michelangelo, diejenigen von Raffael im Vatikan und Domenico Ghirlandaios Fresco Die Geburt Mariä in der Kirche Santa Maria Novella in Florenz.

Bei Maßnahmen der Denkmalpflege und der Restaurierung werden häufig Fresken von der Wand abgelöst und auf einem neuen Bildträger angebracht.

Das größte Fresko der Welt (677 m²) befindet sich im Treppenhaus der Würzburger Residenz und wurde in den Jahren 1752 bis 1753 von Giovanni Battista Tiepolo gemalt. Als größter profaner Freskenbestand des Mittelalters gilt die zwischen 1390 und 1410 erfolgte Ausmalung von Schloss Runkelstein bei Bozen, die höfische Szenen und literarische Stoffe umfasst.[1]

Die wahrscheinlich ältesten Fresken im deutschsprachigen Raum finden sich in der St. Prokulus-Kirche, Naturns, in Südtirol. [2]

Literatur

  • Kurt Wehlte: Wandmalerei. Praktische Einführg in Werkstoffe und Techniken. Maier, Berlin 1938.
  • Kurt Wehlte: Werkstoffe und Techniken der Malerei. Otto Maier, Ravensburg 1967 (auch: Englisch u. a., Wiesbaden 2009, ISBN 978-3-86230-003-7).
  • Sivia Spada Pintarelli: Fresken in Südtirol. Aufnahmen von Mark E. Smith. Hirmer Verlag, München 1997, ISBN 3-7774-7380-4.

Weblinks

 Commons: Freskos – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary Wiktionary: Fresko – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. http://www.runkelstein.info/runkelstein_de/geschichte.asp
  2. Walter Pippke, Ida Pallhuber: Du Mont Kunst-Reiseführer Südtirol, Köln 1992, ISBN 3-7701-1188-5

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