- Albert Ellis
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Albert Ellis (* 27. September 1913 in Pittsburgh, Pennsylvania, USA; † 24. Juli 2007 in New York) war ein US-amerikanischer Psychologe und Psychotherapeut.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Albert Ellis studierte Betriebswirtschaftslehre und arbeitete in kaufmännischen Funktionen, bevor er mit 29 Jahren ein Psychologiestudium begann. 1947 promovierte er an der Columbia Universität in New York. Anschließend arbeitete er als leitender Psychologe im klinischen und diagnostischen Bereich. 1952 eröffnete er in New York eine eigene Praxis. Im Juli 2007 starb er im Alter von 93 Jahren an Nieren- und Herzversagen.[1]
Leistungen
Zunächst arbeitete Ellis tiefenpsychologisch, stellte die Positionen der Psychoanalyse aber zunehmend in Frage. Dann entwickelte er seinen eigenen psychotherapeutischen Ansatz, die Rational-Emotive Therapie (RET), die er 1955 vorstellte und seitdem kontinuierlich weiterentwickelte. 1961 gründete er das Institut für Rational-Emotive Therapie in New York.
Rational-Emotive Verhaltenstheorie
Die Rational-Emotive Verhaltenstherapie (REVT) oder auf englisch REBT (Rational Emotive Behavior Therapy) gehört zu den Verhaltenstherapien. Albert Ellis gilt heute als einer der Pioniere der kognitiven Therapien. Kognitive Verhaltenstherapien nach Ellis oder Beck zählen inzwischen zu den in ihrer Wirksamkeit wissenschaftlich am besten abgesicherten Therapieverfahren. Die REVT erwies sich als besonders effektiv bei der Behandlung von Ängsten und Depressionen, ist aber auch ein für andere Arten psychischer Störungen einsetzbares Therapieverfahren.
Die Rational-Emotive Verhaltenstherapie baut auf der sogenannten ABC-Theorie psychischer Störungen auf: A steht dabei für activating event oder adversity (Widrigkeit, unerwünschtes Ereignis), B für beliefs oder belief systems und C für (emotional/ behavioral) consequences. Diese beeinflussen sich wechselseitig stark. Ein unerwünschtes (äußeres oder innerpsychisches) Ereignis (A) wird aufgrund bestimmter bewusster oder unbewusster Überzeugungen, die in der Situation aktiviert werden, bewertet (B). Erst diese Bewertungen (sog. hot cognitions) der Ereignisse führen als Konsequenz (C) zu emotionale Reaktionen und Verhaltensweisen.[2]
Irrationale Überzeugungen
Nach Ellis werden emotionale Störungen, also intensive und/oder langanhaltende negative Gefühle, die zu dysfunktionalen Verhaltensweisen führen, durch in einer Situation aktivierte „irrationale“ Überzeugungen bzw. Bewertungsmuster bedingt. Als „irrational“ bezeichnet man Überzeugungen, wenn sie subjektiv belastend sind und die Verwirklichung der eigenen Lebensziele behindern. Die „irrationalen Überzeugungen“ führen dann zu „ungesunden negativen Emotionen“ wie Angst, Depressionen, Wut und Schuldgefühlen. „Rationale“ Überzeugungen hingegen führen zu Emotionen und Verhaltensweisen, die in der Regel ebenfalls unangenehm, aber zielführend und hilfreich sind, wie Besorgnis, Trauer, Verdruss und Bedauern - also „gesunde negative Emotionen“. Nach Ellis werden Menschen bereits mit einer Disposition zu irrationalem Denken geboren. Irrationale Bewertungsmuster werden dann in aktuell belastenden Lebenssituationen aktiviert, man spricht von kognitiver Vulnerabilität. In der Therapie wird dann zum Beispiel mit der Methode des sokratischen Dialogs versucht, die irrationalen Überzeugungen zu identifizieren, zu hinterfragen und zu verändern. Die von Ellis beschriebenen irrationalen Überzeugungen werden in vier Grundkategorien zusammengefasst:
- Absolute Forderungen: Wünsche werden zu absoluten Forderungen („ich muss …“, „die anderen müssen …“, "die Welt muss …")
- Globale negative Selbst- und Fremdbewertungen: statt einzelner Eigenschaften und Verhaltensweisen, wird die Person insgesamt abgewertet („ich bin wertlos/ein Versager …“, „der andere ist eine Niete …“)
- Katastrophisieren: unerwünschte Ereignisse werden extrem überbewertet („es wäre absolut schrecklich, wenn …“)
- Niedrige Frustrationstoleranz: Glaube, negative Ereignisse nicht aushalten zu können („ich könnte es nicht ertragen, wenn …“)
Schriften (Auswahl)
- Grundlagen und Methoden der Rational-Emotiven Verhaltenstherapie. Klett-Cotta /J. G. Cotta'sche Buchhandlung Nachflg, 1997, ISBN 3608896171.
- Training der Gefühle: Wie Sie sich hartnäckig weigern, unglücklich zu sein. Moderne Verlagsges. Mvg, 2006, ISBN 9783636062833.
- mit Petra Jacobi und Dieter Schwartz: Coach dich! Rationales Effektivitäts-Training zur Überwindung emotionaler Blockaden. Hemmer/Wüst, 2004, ISBN 3896344390.
- mit Daniel David und Steven Lynn: Rational and Irrational Beliefs: Research, Theory, and Clinical Practice. Oxford Univ Pr, 2009, ISBN 9780195182231.
- All Out!: An Autobiography. Prometheus Books, 2009, ISBN 9781591024521.
Literatur
- Dieter Schwartz: Vernunft und Emotion: Die Ellis-Methode - Vernunft einsetzen, sich gut fühlen und mehr im Leben erreichen. Verlag Modernes Lernen, 2007, ISBN 9783861451655.
- Volkmar Sigusch, Günter Grau (Hrsg.): Personenlexikon der Sexualforschung. Campus-Verlag, Frankfurt am Main/New York 2009, ISBN 978-3-593-39049-9, S. 136–139.
Weblinks
- Literatur von und über Albert Ellis im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Biografie auf NNDB
- Albert Ellis Institute (englisch)
- des Direkt e.V. (ein "Albert Ellis Institut")
- „Albert Ellis, 93, Influential Psychotherapist, Dies“, New York Times, 25. Juli 2007 (englisch)
- Nachruf auf net-tribune, 30. Juli 2007 im Internet Archive
Einzelnachweise
Kategorien:- Klinischer Psychologe
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