Fockeberg

Fockeberg

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Fockeberg
Höhe 153,3 m ü. NN
Lage Sachsen, Deutschland
Geographische Lage 51° 19′ 3″ N, 12° 21′ 44″ O51.317512.362222222222153.3Koordinaten: 51° 19′ 3″ N, 12° 21′ 44″ O
Fockeberg (Sachsen)
Fockeberg
Typ Trümmerberg
Gestein Trümmerschutt
Blick vom Fockeberg auf Leipzig

Blick vom Fockeberg auf Leipzig

Der Name Fockeberg ist die nicht offizielle Bezeichnung der Trümmerkippe Bauernwiesen in der Leipziger Südvorstadt.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

Der künstlich geschaffene Berg mit einer Höhe von 153,3 m ü. NN befindet sich südwestlich der Kreuzung von Focke- und Hardenbergstraße. Seinen umgangssprachlichen Namen erhielt er von der angrenzenden Straße, die 1908 nach dem Kaufmann August Adolf Focke (* 1. Januar 1817 in Leipzig; † 3. September 1885 ebenda) benannt wurde.[1] Focke vermachte der Stadt Leipzig das Kapital für mehrere karitative Stiftungen.

Der „Fockeberg“ nahm seinen Anfang am 1. Oktober 1947 mit der Inbetriebnahme einer Kippe zur Aufnahme von Trümmerschutt auf den ehemaligen Bauernwiesen.[2] Aus dem Schutt abgetragener Ruinen, vor allem aus der Inneren Südvorstadt, entstand so durch Aufschüttungen im Verlauf von etwa zehn Jahren eine etwa 40 Meter aus der Umgebung aufragende Geländeerhebung.[3]

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges begann man, im Stadtgebiet von Leipzig ein Netz von Trümmerbahngleisen zu verlegen. Die sog. Südbahn brachte zuerst Trümmerschutt zu den Dölitzer Bruchfeldern an der Friederikenstraße. Als diese Deponie erschöpft war, wurde in einem durch Bombenabwürfe stark geschädigten Waldgebiet an den sog. Bauernwiesen eine neue Deponie angelegt.[3] Der erste Transport mit Trümmerschutt wurde dort am 3. November 1947 entladen.[4] Auch die sog. Zentrumsbahn entlang der Karl-Tauchnitz-, Ferdinand-Rhode- und Wundtstraße, die zunächst nach dem Johannistal führte, nutzte später die Kippe Bauernwiesen.[5] Nachdem man im November 1952 alle anderen Deponien für Kriegsschutt geschlossen hatte, sollte nur noch die Kippe Bauernwiesen in Betrieb bleiben.[6] Diese wurde dann bis zum Ende der Trümmerbahn und noch darüber hinaus genutzt.[2] Teilweise wurde der abgeladene Trümmerschutt auch verwertet. So wurden 1956 größere Mengen für den Bau des Zentralstadions per LKW abtransportiert. An der Nordseite des Berges wurden aus aufbereiteten Trümmerschutt lange Zeit Beton-Fertigteile hergestellt.[3]

Anfang der 1980er Jahre begann die Gestaltung und Begrünung des Haldengeländes. Es wurden Wege angelegt, Sitzmöglichkeiten geschaffen und Holz-Skulpturen aufgestellt. 1994 erfolgte in Verlängerung der Hardenbergstraße eine Neugestaltung des Eingangsbereichs mit einer Pergola und Skulpturen von den Bildhauern J. und R. Streege.


Leipziger Innenstadt vom Fockeberg aus gesehen
Leipziger Innenstadt vom Fockeberg aus gesehen

Ort der Erholung

Mit Wegen für die Begehung versehen dient der Fockeberg heute als Erholungsort und hervorragender Aussichtspunkt. Ein ca. 850 Meter langer asphaltierter Weg, an dem sich eine Skulpturengalerie befindet, führt nach oben. Vom das umgebende Gelände ungefähr 45 Meter überragenden Gipfel aus bietet sich eine gute und hindernisfreie Rundumsicht auf die naheliegende Innenstadt, den direkt angrenzenden Auwald und den Leipziger Südraum. Alljährlich ist er zur mitternächtlichen Silvesterfeier sehr beliebt und meist überfüllt.

Außerdem ist der Fockeberg Schauplatz mehrerer alljährlich stattfindender Sportveranstaltungen. Seit 1991 findet zweimal im Jahr (am ersten Samstag im März und November) der „Fockeberglauf“ statt. Ein Hauptlauf über zwölf Kilometer (sechs Runden, 270 Höhenmeter) und ein Fitnesslauf über sechs Kilometer (3 Runden, 135 Höhenmeter).

Jeweils einmal im Jahr finden zwei nicht ganz ernst zu nehmende Sportevents statt, der „Prix de Tacot“ und das Fockebergzeitfahren. Der vom Kulturverein naTo veranstaltete „Prix de Tacot“ ist ein »Internationales« Seifenkistenrennen mit den Disziplinen Massenstart (Bergaufschieben), Zeitfahren (eine Runde auf dem Gipfelplateau), Abfahrt zum Fuße des Berges und Ingenieurliga D, in der die Teams auf dem Bergplateau aus und mit mitgebrachten unbearbeiteten Materialien und Werkzeugen unter den Augen der Zuschauer in vier Stunden das beste Gefährt bauen müssen. Zusätzlich zu den Disziplinen werden Sonderpreise, unter anderem für das beste Design und die besten Junioren, vergeben. Am 2. Mai 2010 fand der „Prix de Tacot“ bereits zum neunzehnten Mal statt.

Erstmals am 3. Juli 2005 fand das „Fockebergzeitfahren“, ein Radrennen für jedermann, statt. Es besteht nur aus einer Bergwertung nach einer Fahrtstrecke von ca. 850 m. 2005 gingen 156 Fahrer und 14 Fahrerinnen sowie 10 Jugendliche an den Start. Der Erstplatzierte absolvierte die Strecke in 1:36 min. Die aktuelle Bestzeit wurde 2008 mit 1:24,89 min von Benjamin Zacher aufgestellt.[7] Das „Fockebergzeitfahren“ wurde am 27. Juni 2010 zum sechsten Mal veranstaltet.

Einzelnachweise

  1. Gina Klank; Gernot Griebsch: Lexikon Leipziger Straßennamen. Verlag im Wissenschaftszentrum, Leipzig 1995, S. 71, ISBN 3-930433-09-5
  2. a b Kaufmann: Mit Volldampf durch die Stadt. S. 29
  3. a b c Kaufmann: Mit Volldampf durch die Stadt. S. 45
  4. Kaufmann: Mit Volldampf durch die Stadt. S. 29, 122
  5. Kaufmann: Mit Volldampf durch die Stadt. S. 48
  6. Kaufmann: Mit Volldampf durch die Stadt. S. 89
  7. Fockebergzeitfahren e. V.:Resultatliste Männer 2008 (PDF)

Literatur

  • Christoph Kaufmann: Mit Volldampf durch die Stadt. Die Leipziger Trümmerbahnen 1944–1956. Lehmstedt, Leipzig 2006, ISBN 3-937146-36-9

Weblinks


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