Ernst Böhme (Politiker)

Ernst Böhme (Politiker)
Ernst Böhme

Ernst Böhme (* 23. Januar 1892 in Magdeburg; † 21. Juli 1968 in Braunschweig) war ein deutscher SPD-Politiker. Von 1929 bis 1933 und von 1945 bis 1948 war er Oberbürgermeister der Stadt Braunschweig.

Inhaltsverzeichnis

Frühe Jahre

Böhme entstammte einer Magdeburger Arbeiterfamilie. Den Schulbesuch beendete 1912 mit dem Abitur und studierte anschließend Jura. Ebenfalls 1912 trat er in die SPD ein. Am Ersten Weltkrieg nahm er teil, legte aber noch 1917 das erste und 1922 das zweite Staatsexamen ab.

Weimarer Republik und Zeit des Nationalsozialismus

Das AOK-Gebäude, „Schutzhaft“-Gefängnis der Hilfspolizei, 2006
Das “Volksfreund”-Haus der SPD, 2011

Zwischen 1923 und 1929 arbeitete er für den Magdeburger Magistrat. Am 23. November 1929 wurde Böhme von der Braunschweiger Stadtverordnetenversammlung zum Oberbürgermeister der Stadt gewählt. Als SPD-Mitglied war er 1930 Mitglied des Braunschweigischen Landtages.

Verfolgung durch die Nationalsozialisten

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 sah sich Böhme, wie zahlreiche Andersdenkende, zunehmenden Repressalien und wachsender Verfolgung durch die Nationalsozialisten – insbesondere durch den Braunschweigischen NSDAP-Innenminister und späteren Ministerpräsidenten des Landes Braunschweig Dietrich Klagges – ausgesetzt. Dieser verfügte am 13. März 1933 Böhmes Amtsenthebung und ließ ihn noch im Rathaus in „Schutzhaft“ nehmen. Dem Einsatz des ebenfalls von Klagges verfolgten ehemaligen Braunschweigischen Ministerpräsidenten Heinrich Jasper war es zu verdanken, dass Böhme schon bald wieder aus dem „Schutzhaft“-Gefängnis frei kam.

Einige Tage darauf, wurde Böhme zuhause von SS-Leuten verhaftet und in das mittlerweile durch diese zweckentfremdete ehemalige „Volksfreund“-Haus der SPD gebracht und misshandelt. Wie bei vielen anderen bereits geschehen, erpresste man auch von Böhme eine Mandatsverzichtserklärung. Danach kam er am 19. April 1933 in das berüchtigte Gefängnis Rennelberg. Sein Nachfolger im Amte des Oberbürgermeisters wurde ab 18. Oktober 1933 NSDAP-Mitglied Wilhelm Hesse.

Nach seiner Freilassung verließ Böhme Braunschweig, um Betriebs- und Volkswirtschaftslehre zu studieren. Anschließend arbeitete er als Buchprüfer und überlebte so die NS-Zeit.

Nachkriegszeit

Erst nach der Besetzung der Stadt durch amerikanische Truppen am 12. April 1945 kehrte Böhme wieder in die Stadt zurück und wurde am 1. Juni 1945 von der US-Militärregierung erneut zu deren Oberbürgermeister bestimmt. Dieses Amt hatte er bis zum 17. Dezember 1948 inne. Am Tage seines Ausscheidens aus dem Amte wurde ihm die Ehrenbürgerwürde der Stadt Braunschweig verliehen. 1946 war er SPD-Abgeordneter des letzten Braunschweiger Landtags und von 1947 bis 1955 Mitglied des Niedersächsischen Landtags in Hannover. Darüber hinaus war er Mitgründer des Deutschen Städtetages

Zu Böhmes Ehren wurde eine Straße in Braunschweig nach ihm benannt.

Literatur

  • Camerer, Garzmann, Schuegraf, Pingel (Hrsg.): Braunschweiger Stadtlexikon, Joh. Heinr. Meyer Verlag, Braunschweig 1992, ISBN 3-926701-14-5.
  • Horst-Rüdiger Jarck, Gerhard Schildt (Hrsg.): Braunschweigische Landesgeschichte. Jahrtausendrückblick einer Region. Appelhans, Braunschweig 2000, ISBN 3-930292-28-9.
  • Horst-Rüdiger Jarck, Günter Scheel (Hrsg.): Braunschweigisches biographisches Lexikon. 19. und 20. Jahrhundert. Hahn, Hannover 1996, ISBN 3-7752-5838-8.
  • Barbara Simon: Abgeordnete in Niedersachsen 1946 - 1994. Biographisches Handbuch. 1996, Seite 43.
  • Deutscher Wirtschaftsverlag, AG (Hg.): Reichshandbuch der Deutschen Gesellschaft, Band 1, Berlin, 1931

Weblinks


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